Kindergeld, Steuern, Versicherungen: Das sollten Sie wissen
Was sollten Sie beachten?
In Patchworkfamilien gilt es nicht nur den Alltag zu organisieren und in die mit der neuen Beziehung verbundenen Rollen hineinzuwachsen, auch die Finanzen müssen neu geordnet werden. Gerade wenn Kinder aus älteren Beziehungen zur Familie gehören, ist das nicht immer einfach. Kindergeld, Unterhalt, Versicherungen – alles sollte genau unter die Lupe genommen werden. Hier finden Sie Antworten auf wichtige Fragen.
Angesichts der komplexen finanziellen Situation in Patchworkfamilien empfiehlt sich für die Führung der Finanzen das 3-Konten-Modell. Dahinter steckt eine einfache Empfehlung: Beide Partner führen idealerweise ein eigenes persönliches Girokonto für ihre Lohn- und Gehaltszahlungen, Kindergeld, Unterhaltszahlungen, Taschengeld etc. Für die gemeinsamen Finanzen wird ein Gemeinschaftskonto eröffnet, über das die Miete, Haushaltskosten, Urlaub und ähnliche Ausgaben abgewickelt werden können. Das 3-Konten-Modell hilft, den Überblick zu behalten und die gemeinsamen Ausgaben gerecht aufzuteilen.
Nach einer Trennung ist die Frage zu klären, welcher Elternteil das Kindergeld für das gemeinsame Kind bezieht. Bezugsberechtigt ist immer nur ein Elternteil. Zu unterscheiden sind folgende Fälle:
Leben die Eltern getrennt oder sind geschieden, bekommt derjenige Elternteil das Kindergeld, bei dem das Kind überwiegend im Haushalt lebt.
Beim Wechselmodell bestimmen die Eltern, an wen das Kindergeld ausgezahlt wird.
Leben die Eltern trotz Trennung in einem gemeinsamen Haushalt, bestimmen sie untereinander, wer das Kindergeld bekommen soll.
Zahlt ein Elternteil Unterhalt, verringert sich der Unterhalt um die Hälfte des Kindergeldes.
Steuerliche Freibeträge für Kinder können leibliche Elternteile ggfs. auf einen Stiefelternteil übertragen. Der getrenntlebende Elternteil muss zustimmen. Voraussetzung dafür ist, dass der Stiefvater oder die Stiefmutter mit dem leiblichen Elternteil verheiratet ist und das Kind in dem gemeinsamen Haushalt lebt.
Wenn Sie zusammenziehen, lohnt sich ein Blick auf Ihren Versicherungsschutz. Sie sollten für sämtliche Versicherungspolicen und Tarife prüfen, ob sie an die neue Situation angepasst werden müssen oder Sie möglicherweise doppelt versichert sind. Sie benötigen zum Beispiel nicht beide eine Hausratversicherung. Eine von beiden Policen ist überflüssig und kann gekündigt werden. Passen Sie die verbleibende Police ggfs. an die neuen Verhältnisse an. Auch eine Privathaftpflicht und Unfallversicherung kann für die gesamte Patchworkfamilie abgeschlossen werden. Das bietet eventuell Einsparpotenziale durch günstigere Tarife.
Stiefkinder können unter bestimmten Voraussetzungen beitragsfrei in der gesetzlichen Krankenversicherung des Stiefelternteils mitversichert werden. Dafür muss das Stiefkind in Ihrem gemeinsamen Haushalt leben. Wohnt das Stiefkind nicht in Ihrem Haushalt, weil es zum Beispiel an einem anderen Ort studiert, prüft die Krankenversicherung, ob Sie als Stiefvater oder -mutter für den größten Teil des Unterhalts aufkommen. In diesem Fall ist eine beitragsfreie Mitversicherung in der Familienversicherung ebenfalls möglich.
Patchwork-Partner gelten rechtlich gemeinsam mit den Stiefkindern als Bedarfsgemeinschaft – auch wenn Sie nicht miteinander verheiratet sind. Das Sozialrecht geht davon aus, dass Sie für Ihre neue Familie gegenseitig einstehen und finanziell füreinander sorgen. Wenn Sie also als Patchworkfamilie zusammenleben, wird das Einkommen und das Vermögen des Patchworkpartners auf den Bedarf des anderen angerechnet. Die Einstandspflicht umfasst auch die Stiefkinder Ihrer Partnerin oder Ihres Partners, wenn diese nicht durch Unterhaltsleistungen des anderen Elternteils abgedeckt sind. Sie sind also verpflichtet für die in die Beziehung eingebrachten Kinder finanziell einzustehen, auch wenn Sie nicht Ihre eigenen sind – gleiches gilt für Ihre neue Partnerin oder Ihren neuen Partner.
Wenn Sie alleinerziehend sind, können Sie Unterhaltsvorschuss beziehen, wenn der Ex-Partner oder die Ex-Partnerin keinen oder nur unregelmäßigen Unterhalt für Ihr Kind zahlt. Gründen Sie mit Ihrer neuen Beziehung eine Patchworkfamilie, bleibt dieser Anspruch erhalten. Ihrem Kind steht also auch dann weiterhin Unterhaltsvorschuss zu, wenn Sie mit Ihrem neuen Partner oder Ihrer neuen Partnerin in einem Haushalt zusammenleben. Das ändert sich jedoch, wenn Sie erneut heiraten. Dann haben Sie keinen Anspruch mehr auf Unterhaltsvorschuss.
