Coming-out

Sexualität ist vielfältig. Es gibt viele Variationen, die von hetero- über homo-, bi- oder pansexuell bis hin zu asexuell reichen. Insgesamt verorten sich auch viele Personen unter dem Begriff queer. Manche Menschen wissen von Anfang an, dass sie heterosexuell, lesbisch, schwul oder bisexuell sind, andere machen in der Pubertät oder auch erst später einen längeren, oftmals schwierigen Prozess durch, bis sie ihre sexuelle Orientierung leben. Auch Aspekte der geschlechtlichen Identität sind vielfältig. Hier spricht man von Trans*- und Inter*geschlechtlichkeit, kurz Trans* und Inter*, sowie von nichtbinär oder auch queer.

Zur Pubertät gehört auch herauszufinden, zu welchem Geschlecht man sich hingezogen fühlt. Menschen mit anderen Orientierungen oder geschlechtlichen Identitäten machen oft zunächst eine Phase des inneren Coming-outs durch. In dieser Zeit setzen sie sich stark mit ihrer sexuellen Identität auseinander. Das findet häufig zwischen dem 14. und 17. Lebensjahr statt. Wenn ein junger Mensch sich nicht heterosexuell fühlt, stellt sich anschließend die Frage, ob er oder sie damit an die Öffentlichkeit gehen möchte oder nicht. Das nennt man äußeres Coming-out. Immer mehr junge Menschen gehen ganz offen mit ihrer sexuellen Orientierung um. Es gibt jedoch auch Menschen, die sich aus Angst vor den Reaktionen der eigenen Familie, der Freunde und in der Schule sowie aus Angst vor Diskriminierungen nur in bestimmten Lebensbereichen outen oder sogar gar nicht. 

Auch wenn Sie vielleicht schon geahnt haben, dass ihr Kind sich (auch) zu Menschen des gleichen Geschlechts hingezogen fühlt oder sich einer anderen geschlechtlichen Identität zugehörig fühlt, kann ein Coming-out dazu führen, dass Sie sich Gedanken oder Sorgen machen. Trotz unserer offenen Gesellschaft kommt es nach wie vor zu Ausgrenzungen und Diskriminierungen. Es ist ganz normal, dass Eltern ihr Kind davor schützen möchten. Und es ist auch verständlich, wenn Eltern möglicherweise etwas Zeit benötigen, um das Coming-out ihres Kindes zu verstehen und zu akzeptieren. Wichtig ist in diesem Fall nur eins: dass Sie Ihrem Kind gegenüber nicht ablehnend reagieren oder versuchen, die sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität Ihres Kindes infrage zu stellen. Ihr Kind sollte im Leben glücklich werden, völlig unabhängig von seiner sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität. Mit Ihrem Verständnis und Ihrer liebevollen Begleitung können Sie viel dazu beitragen, Ihrem Kind den dafür nötigen Rückhalt zu geben. 

Es ist sicher kein leichter Weg, den Ihr Kind bis zum Coming-out gegangen ist. Gerade am Anfang fällt es Jugendlichen schwer, ihre Gefühle einzuordnen. Das kann in der Pubertät zusätzliche Verunsicherungen, Ängste und psychische Belastungen mit sich bringen. Hat sich Ihr Kind geoutet, kann es sein, dass es im sozialen Umfeld auf Vorurteile oder Ablehnung stößt. Diese Erfahrungen einzuordnen und Strategien für einen guten Umgang damit zu entwickeln, ist eine große Herausforderung. Wenn Ihr Kind Ihre Liebe und ihre umfängliche Akzeptanz spürt, geben Sie ihm zusätzliche Sicherheit. Ein gesundes Selbstbewusstsein hilft, auch diese Situationen positiv zu durchleben.