Elternzeit für Väter
Die Elternzeit planen – so gelingt´s.
Dass Väter Elternzeit anmelden, ist heute nichts Außergewöhnliches mehr. Doch trifft dies vielleicht nicht bei allen Vorgesetzten auf ungeteilte Begeisterung. Mit guter Vorbereitung und etwas Geschick lässt sich diese Hürde jedoch meistern. „In der Regel werden zwei Monate Elternzeit in vielen Firmen durchgewunken“, sagt Hans-Georg Nelles, der für zahlreiche Projekte im Themenfeld „Vereinbarkeit von Arbeit und Familie“ verantwortlich ist. Der Experte gibt Vätern praktische Tipps.
Elternzeit gleich Karrierestop?
Die Befürchtung vieler Männer, mit der Elternzeit der eigenen Karriere zu schaden, ist nach wie vor berechtigt. Es kann sehr wohl so sein, dass die Elternzeit die Karriere eines Vaters verzögert.
Wer jedoch sorgenfrei und ohne Reue die Zeit mit seinem Kind genießen möchte, sollte frühzeitig das Gespräch mit seinem Vorgesetzten suchen. Denn die meisten Befürchtungen des Chefs lassen sich im Vorfeld mit entsprechender Planung durchaus ausräumen. Werdenden Vätern, die in Elternzeit gehen wollen, rät Hans-Georg Nelles, unbedingt einige Punkte zu beachten, um Ärger zu vermeiden.
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Gespräch mit den Vorgesetzten vorbereiten
Wer mit festem Willen an den Chef herantritt, wird im Gespräch sicher und überzeugend auftreten können. „Oft zielen die Bemerkungen des Chefs darauf ab, herauszufinden, wie ernst es dem Mitarbeiter eigentlich mit seiner Elternzeit ist“, erklärt Hans-Georg Nelles. „Da werden manchmal Spielchen gespielt. Aber wenn jemand deutlich macht, dass es ihm ernst ist, kommen Chef und Mitarbeiter am Ende oft zu einem für beide passenden Ergebnis.“ Deshalb sollten Sie auch so früh wie möglich mit Ihrem Vorgesetzten reden.
Rein rechtlich, schränkt Nelles ein, ist dieser Tipp allerdings problematisch, denn ein werdender Vater genießt erst acht Wochen vor der Elternzeit Kündigungsschutz, muss seine Entscheidung aber spätestens sieben Wochen vor Antritt bekanntgeben.
Rechtlich sind Sie also nur eine Woche lang abgesichert. “Das ist sehr bedauerlich”, findet der Organisationsberater. Deshalb rät er, sich vorher im Betrieb umzuhören, welche Väter in der Vergangenheit welche Erfahrungen gemacht haben und wie der Chef zur Elternzeit steht. -
Dem Vorgesetzten etwas anbieten
Ihrem Vorgesetzten geht es ja in erster Linie darum, das Unternehmen am Laufen zu halten. Wenn Sie Ihrem Chef also das Gefühl geben, nicht einfach zu verschwinden, sondern verantwortlich zu handeln, ist schon viel gewonnen. Konkret heißt das: Als werdender Vater sollten Sie Vorschläge äußern, wie die Arbeit, die Sie machen, fortgeführt werden kann, vor allem in den Bereichen der eigenen Kernkompetenz. Und: Wenn Sie eine längere Elternzeit planen, können Sie mithilfe von Elterngeld Plus weiterhin einen Anteil Stunden übernehmen.
„Dem Chef diese Sorgen zu nehmen, ist wichtig – auch für einen selbst“, erklärt Hans-Georg Nelles, „denn man selbst verliert dann auch nicht den Anschluss und bleibt am Ball.“ -
Und wenn´s doch Ärger gibt?
Wenn der Chef trotzdem Ärger macht, sollten Sie ihm Zeit lassen, sich auf die neue Situation einzustellen, rät Nelles. Das ist natürlich nur möglich, wenn Sie frühzeitig das Gespräch gesucht haben. Nur dann können Sie sagen: „Okay, wir reden später nochmal drüber“, sobald sich die Wogen geglättet haben. Und wenn nichts hilft? Dann sollten Sie die dummen Sprüche einfach überhören und versuchen, sich auf das bevorstehende Abenteuer Elternzeit konzentrieren, rät der Experte.
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Mit der Partnerin sprechen
Grundvoraussetzung und erster Schritt ist das Gespräch über die Aufgabenverteilung mit der Partnerin. Ein Tag mit einem Kleinkind hat eine Menge Facetten und folgt keiner festen Struktur. Ein bisschen Improvisationsmanagement sollten Sie sich als zukünftiger Vater zutrauen, wenn Sie mit Windel, Brei und Strampler jonglieren möchten. Ist das der Fall, suchen Sie möglichst früh das Gespräch mit Ihrer Partnerin suchen und klären: “Wie stellen wir uns unsere Aufgabenteilung vor?”
Vielleicht hat Ihre Partnerin Bedenken bei der Vorstellung, dass Sie länger zuhause bei den Kindern bleiben. „Das erlebe ich immer wieder“, erzählt Hans-Georg Nelles, „dass mir Väter berichten, sie hätten sich nicht getraut, dagegen zu halten und sich dann eben mit zwei Monaten Elternzeit und der Ernährer-Rolle zufriedengegeben.
Umso wichtiger ist es, die Rollenverteilung und die Erwartungen miteinander zu klären. In einem solchen Gespräch können Sie als werdende Mutter und Vater Ihre Vorstellungen miteinander aushandeln und auch die finanziellen Verantwortungen klären.
Zur Person
Hans-Georg Nelles ist Sozialwissenschaftler, Erwachsenenbildner und Organisationsberater. Er führt seit mehr als 25 Jahren Projekte zu „Vereinbarkeit von Arbeit und Leben“ durch – vor allem mit Vätern. Seine Themenschwerpunkte: die Gestaltung der Elternzeit, familienbewusste Arbeitszeiten und eine familienfreundliche Unternehmenskultur. Hans-Georg Nelles ist Vater von drei erwachsenen Kindern und Großvater von vier Enkelkindern. Seit 2016 ist er Vorsitzender der LAG Väterarbeit NRW.
Wo finde ich Hilfe und Beratung?
Hans-Georg Nelles leitet die Fachstelle Väterarbeit in NRW mit Sitz in Düsseldorf. Bei Fragen wenden Sie sich gern per Mail an nelles@lag-vaeterarbeit.nrw