Vatergefühle

Frisch gebackener Vater? Tipps für den Umgang mit der neuen Familiensituation 

Text zuletzt aktualisiert: 18.06.2024

Vatergefühle? Warum es so wichtig ist, darüber zu reden!

Sich in die Vaterrolle einzufinden, ist nicht immer leicht: Mache ich alles richtig? Braucht mein Kind mich eigentlich ebenso wie die Mutter? Darf ich mich manchmal nach meinem alten Leben sehnen? Solche Gedanken kennen frisch gebackene Väter. Damit solche und ähnliche Regungen Ihnen nicht die Freude am Vatersein nehmen, ist vor allem eines wichtig: Nehmen Sie sie bewusst wahr und sprechen Sie darüber! 

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Eins ist sicher: Väter können zwar nicht gebären und stillen, sind aber ansonsten genauso fähig, sich liebevoll und verantwortungsvoll um ihre Kinder zu kümmern wie ihre Partnerinnen. Dennoch haben Frauen und Männer aufgrund ihrer biologischen Voraussetzungen natürlich unterschiedliche Zugänge zu Schwangerschaft und Geburt: 

Denn Ihr Kind wächst im Bauch Ihrer Partnerin heran, sie wird es – sicher mit Ihrer Unterstützung – zur Welt bringen und wahrscheinlich stillen. 

Unerwünschte Gefühle wahrnehmen

Viele Männer sehen sich dadurch klar im Hintertreffen. Wenn auch Sie sich auf diese Weise benachteiligt, weniger bedeutsam oder ausgegrenzt fühlen, ist es wichtig, offen mit Ihrer Partnerin und/oder guten Freunden, die bestenfalls auch Kinder haben, zu sprechen. Denn lange ignorierte oder unterdrückte Gefühle können sich in psychischen oder körperlichen Problemen niederschlagen, im Extremfall auch in Aggressionen ihren Weg bahnen und Sie so im Aufbau einer liebevollen Beziehung zu Ihrem Kind behindern. 

Also: Richten Sie den Blick bewusst auch auf die Schattenseiten Ihrer Vaterschaft. Für niemanden bedeutet Kinder zu haben das reine ununterbrochene Glück, auch wenn wir vielleicht Bilder von solch beseelt strahlenden Familien vor Augen haben. Tatsächlich ist es so, dass Sie mit Ihrer Partnerin einen zwar unglaublich magischen, aber eben auch massiven und beängstigenden Umbruch in Ihrem Leben durchmachen. 

Von der Wahrnehmung in die Aktion

All die ungewohnten Veränderungen und Gefühle in Ihrem Übergang zur Vaterschaft wahrzunehmen und darüber zu sprechen – das ist die eine – durchaus herausfordernde - Hälfte der Arbeit. Aber Sie können diese Gefühle auch nutzen, um den Umbruch aktiv und kreativ zu gestalten: Versuchen Sie etwa bereits in der Schwangerschaft, möglichst viel von Ihrem Kind mitzubekommen. Informieren Sie sich über seine Entwicklung, stellen Sie sich vor, wie es wächst, und nehmen Sie in Gedanken Kontakt mit ihm auf. Sie können mit ihm auch direkt sprechen und ihm etwas von sich und der Welt da draußen erzählen.

Nach der Geburt

Auch nach der Geburt Ihres Kindes ist es wichtig, dass Sie gut auf sich achten! Was passiert in Ihnen, wenn Ihr Kind auf der Welt ist? Welche Gefühle löst das neue Familienmitglied bei Ihnen aus? Gerade in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt haben viele Väter manchmal das Gefühl, ausgegrenzt zu sein, weil zu Hause nichts mehr so ist wie früher. Mutter und Kind scheinen manchmal wie eine unzertrennliche Einheit und mancher Vater fühlt sich als Eindringling in dieser Idylle, zieht sich zurück und konzentriert sich lieber auf das, was er kennt, wie zum Beispiel die Erwerbsarbeit.

Manche Väter werden in dieser Zeit auch eifersüchtig auf ihr Kind und drängen Ihre Partnerin beispielsweise, möglichst früh abzustillen, damit sie nicht länger ertragen müssen, dass die Mutter ihrem Kind in dieser Beziehungsphase körperlich mehr geben kann. Mehrere Studien haben diesen Zusammenhang zwischen der Einstellung des Vaters zum Stillen und dem tatsächlichen Stillerfolg und der Stilldauer nachgewiesen. 
 

Und auch hier ist wieder das Wichtigste: Sprechen Sie darüber! Wenn Sie einen Stich Eifersucht spüren; wenn Sie das Gefühl haben, dass es keinen Raum mehr für Zweisamkeit und Erotik mit Ihrer Partnerin gibt: Äußern Sie diese Gefühle in einem der seltenen ruhigen Momente! Suchen Sie gemeinsam, möglichst ohne Druck, gute gemeinsame Umgangsweisen mit diesen Impulsen. Vielleicht schaffen Sie es ja schon bald, sich Zeitnischen mit der Partnerin zu schaffen, in denen alles möglich sein kann, aber nicht muss - und die auch hin und wieder von Ihrem Kind unterbrochen werden dürfen. Das ist viel einladender und freudvoller als frustrierte Vorwürfe, von denen die Lust meist im Keim erstickt wird.

Ihre Zeit mit Kind

Ansonsten hilft gegen die Eifersucht auf Mutter und Kind natürlich am besten, wenn Sie sich selbst möglichst viel Zeit und Raum mit Ihrem Kind nehmen. Das geht auch in der Stillzeit – in den immer länger werdenden Stillpausen oder mit abgepumpter Milch. Sprechen Sie mit Ihrer Partnerin solche expliziten Vater-Kind-Zeiten ab. Die Entlastung wird auch ihr gut tun und der intensive Kontakt mit Ihrem Kind wird Sie garantiert für manches entschädigen. Denn letztlich geben Sie nicht nur einen Teil Ihres alten Lebens auf, Sie bekommen auch eine ganze Menge neues und spannendes Leben geschenkt. 

Expertentipp zum Thema „Probleme in der Paarbeziehung

Die Geburt des ersten Kindes verändert eine Paarbeziehung grundlegend. Aus „Du“ und „Ich“, Frau und Mann, werden Eltern. Wie schafft man es, in die neue Rolle als Vater hineinzuwachsen und gleichzeitig ein liebender Partner zu bleiben? Achim Schad, Paar- und Familienberater aus Wuppertal, spricht Konfliktthemen an, die junge Eltern oft beschäftigen. Ob Gefühlswelt, Sexualität oder partnerschaftliche Aufgabenteilung in Bezug auf Familie und Beruf – Vater zu werden stellt alle Lebensbereiche auf den Kopf und fördert Veränderungskrisen. Achim Schad setzt auf Toleranz und Verständnis, um die Paarbeziehung und sich selbst als Mann bzw. Vater in turbulenten Zeiten zu stabilisieren.

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Wo finden wir Hilfe und Beratung?

Hilfe von außen: Wenn belastende Gefühle zu übermächtig scheinen oder Sie das Gefühl haben, weder einen Zugang zu sich noch zu Ihrer neuen Situation als Vater zu finden, hilft auch das Gespräch mit der Partnerin, Familie und Freunden nicht. Scheuen Sie sich in solchen Situationen nicht, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. 

Das Männerberatungsnetz bündelt Beratungsangebote, die auf Anliegen und Konfliktlagen von Jungen, Männern und Vätern spezialisiert sind. Über die Beratungslandkarte finden Sie ein Beratungsangebot in Ihrer Nähe. 

Das kostenfreie Familienbildungsangebot “Elternstart NRW” bietet sowohl Müttern als auch Vätern mit Kindern im ersten Lebensjahr einen Rahmen für Rat und Austausch in der neuen Familiensituation. Die Kurse werden vom Familienministerium des Landes NRW finanziert und finden in rund 150 Einrichtungen der Familienbildung statt. Ein Angebot in Ihrer Nähe finden Sie auf dem Portal Familienbildung-in-nrw.de

Informationen zum Familienbildungsangebot “Elternstart NRW” finden Sie auf dem Portal Chancen NRW. 


Persönliche Geschichten und Erfahrungen von Vätern in NRW finden Sie auf unserem YouTube-Kanal in der Playlist „Aktive Vaterschaft“.