Allein verreisen

Generell gilt: Es gibt kein festes Alter dafür. Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo und ist zu einem anderen Zeitpunkt bereit für die erste Alleinreise. Am besten ist es, wenn der Wunsch von Ihrem Kind selbst geäußert wird. Auch spielt es eine Rolle, wohin, wie lange und mit wem Ihr Kind in den Urlaub fährt. Bei Verwandten oder guten Freunden, die Ihrem Kind vertraut sind, können oft schon Kindergartenkinder ihre ersten Ferien ohne Eltern verbringen.  

Bei betreuten Reisen mit fremden Bezugspersonen wie auf einem Reiterhof oder in einem Zeltlager lohnt der Blick auf die sozialen Fähigkeiten Ihres Kindes: Wie selbstständig ist es im Alltag? Wie findet es sich in einer neuen Gruppe zurecht? Kann es sich an Regeln halten? Wie geht es mit Streitigkeiten um? Meist sind Kinder ab einem Alter von etwa 7 bis 8 Jahren so weit, dass sie sich unter Anleitung in einer neuen Umgebung zurechtfinden können. 

Versuchen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind herauszufinden, wie lange es sich zutraut, am Ferienort zu bleiben. Dabei gilt: Übung macht den Meister. Kürzere Etappen machen die erste Reise ohne Eltern eher zum Erfolgserlebnis: „Juhu, ich kann das schon!“ Das Kind gewinnt dadurch an Selbstvertrauen. Hat Ihr Kind schon öfter die ein oder andere Nacht bei Freunden oder Verwandten verbracht und das weg von Zuhause sein „geübt“, tut es sich bestimmt leichter mit der ersten längeren Reise. 

Manche Kinder hängen sehr an Mama oder Papa und es fällt ihnen schwer, abends in einer fremden Umgebung einzuschlafen. Deshalb gehört das liebste Kuscheltier oder Schmusekissen unbedingt mit ins Gepäck. Kraft geben kann auch ein Glücksbringer oder ein Familienfoto im Koffer.  

„Malst du mir ein Bild von deinen Abenteuern?“ Eine schöne Idee ist das Urlaubstagebuch. Eltern und Kind malen oder fotografieren füreinander ihre Erlebnisse zuhause und im Urlaub. Die Vorfreude auf das gemeinsame Anschauen bei der Rückkehr knüpft ein Band zwischen den Familienmitgliedern und hilft in den kleinen Momenten des Vermissens. 

Wichtig ist, vor der Abreise offen über das Thema Heimweh zu sprechen. Eltern können so auf mögliche Ängste ihres Kindes eingehen. Ihrem Kind kann es auch helfen, wenn Sie von Ihrer eigenen ersten Reise ohne Eltern erzählen. Es erfährt, wie Sie damals die Situation gemeistert haben. 

Suchen Sie ein Ferienziel in der näheren Umgebung aus, wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Kind das Heimweh aushält. Dann ist die Entfernung „im Notfall” für einen Besuch oder ein vorzeitiges Abholen kein allzu großes Hindernis. 

Wenn ihr Kind während der Reise von fremden Personen begleitet und betreut wird, ist es sinnvoll, die Angebote der Kinder- und Jugendreisen vorab genau zu prüfen. Eine erste Orientierung können anerkannte Qualitätssiegel bieten. So vergibt das BundesForum Kinder- und Jugendreisen e. V. das Gütesiegel  Qualitätsmanagement Sicher gut!  für gute Betreuungsarbeit. Die Sicherheit und Güte der Häuser werden außerdem getrennt davon überprüft. TÜV Nord vergibt das Gütesiegel „OK für Kids“ an Ferienanbieter, bei denen nur pädagogisch geschultes Betreuungspersonal eingesetzt wird. 

Wenn Sie sich für eine Reise entschieden haben, sollten Sie sich zusätzlich beim Veranstalter informieren, welche Betreuungspersonen mit welchen Qualifikationen die Reise begleiten, und nach dem Betreuungsschlüssel fragen (Anzahl der Kinder pro Bezugsperson). Aufschlussreich sind auch Vereinbarungen bezüglich des Kontakthaltens, Ferienregeln oder die Hausordnung (einschließlich Nachtruhe) sowie die Frage, wie Regelverstöße gehandhabt werden. 

Sprechen Sie ebenfalls das Thema Heimweh an: Wie geht der Veranstalter damit um? Gibt es Besuchsregeln, sind z. B. Elternbesuche erwünscht und gestattet? Manche Veranstalter bieten Schnupper-Reisen an und berechnen bei vorzeitigem Abbruch der Reise (z. B. wegen Heimweh) nur die tatsächlich vor Ort verbrachten Tage.  

Tauschen Sie sich mit anderen Eltern aus, die bereits Erfahrungen mit Kinder- und Jugendreisen, eventuell beim selben Veranstalter, gesammelt haben. 

Lohnenswert ist ein Blick ins Programm von Sportvereinen, Wohlfahrtsverbänden oder kirchlichen Trägern, die Kinder- und Jugendreisen oft zu überschaubaren Preisen anbieten. Auch viele Städte und Gemeinden veranstalten während der Ferien kostengünstige Freizeiten für Kinder.