Familienfreundliche Arbeitszeitmodelle

Mehr Flexibilität macht die Vereinbarkeit von Familie und Beruf leichter 

Text zuletzt aktualisiert: 15.01.2024

Mehr Flexibilität macht die Vereinbarkeit leichter

Wer Kinder versorgt, vielleicht Angehörige pflegt, ist auf variable Arbeitszeiten angewiesen. Flexible, familientaugliche Arbeitszeitmodelle erleichtern es Müttern und Väter, ihren Beruf mit Betreuungszeiten, Kita und Schule zu vereinbaren.  Zahlreiche Arbeitgeber kommen solchen Wünschen schon entgegen. Informieren Sie sich hier auf dem Familienportal.NRW über die verschiedenen Modelle. 

Teilzeit

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Der Begriff steht für eine Fülle von Arbeitsmodellen. Neben der klassischen Halbtagsstelle können auch ganze Arbeitstage und freie Tage miteinander kombiniert werden. Verschiedene Varianten auf einen Blick: 

  • Klassische Teilzeit: Die tägliche Arbeitszeit wird nach individueller Absprache reduziert. Beginn und Länge der Arbeitstage werden im Arbeitsvertrag verbindlich festgelegt. 
  • Variable Teilzeit: Die wöchentliche Arbeitszeit wird auf eine verbindliche Stundenzahl begrenzt. Wann gearbeitet wird, ist eine Sache der Vereinbarung. Die Arbeitszeit kann zum Beispiel auf bestimmte Tage und Stunden festgelegt werden. Sie kann auch flexibel nach kurzfristigerer Absprache anfallen. 
  • Saisonale Teilzeit: Auch hier wird die durchschnittliche Stundenzahl pro Woche reduziert. Sie kann aber mal unter, mal über der abgesprochenen Stundenzahl liegen. Das ist vor allem in Branchen üblich, in denen die Saison den Arbeitsanfall bestimmt. Auch hier sind flexible Verträge möglich, bis hin zu zeitweiser Vollzeitarbeit bei entsprechendem Ausgleich zu einer anderen Zeit. 
  • Vollzeitnahe Teilzeit: Dieses Modell umfasst eine Wochenarbeitszeit ab 30 Stunden. Die Arbeitszeit lässt sich zum Beispiel auf vier Tage verteilen, oder auf ein täglich früheres und damit familienfreundliches Arbeitsende. Das ist auch für Führungskräfte eine Option.

Arbeitszeitkonto und Wertguthaben 

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Ein Sonderweg ist das Arbeitszeitkonto. Darauf gibt es Zeitgutschriften, wenn mehr Stunden als vertraglich gearbeitet werden und umgekehrt. Zeitwertkonten bieten auch die Möglichkeit, Arbeitszeit über einen längeren Zeitraum anzusparen. Das erlaubt zum Beispiel eine spätere Freistellung für eine Auszeit oder ein Sabbatical Jahr. Der Lohn wird dann entsprechend weitergezahlt.

Ein solches Modell ist zum Beispiel die Jahresarbeitszeit. Hierbei bezieht sich die vertraglich gerechnete Arbeitszeit nicht auf eine Woche oder einen Monat, sondern auf das gesamte Jahr. Die Arbeitszeit kann so für das ganze Jahr selbst eingeteilt und organisiert werden. Das ermöglicht einen Abbau und Aufbau der Arbeitszeit in einem größeren Umfang. Das Modell kann auch über einen längeren Zeitraum ausgedehnt werden – bis hin zu einer Lebensarbeitszeit. Mit einem Lebensarbeitszeitkonto kann die jeweilige Arbeitszeit für eine bestimmte Zeiträume und abhängig der aktuellen Lebensphase angepasst werden.  

Generell gilt: Lebensarbeitszeitkonten sind nicht für die tägliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf gedacht. Vielmehr ermöglichen sie Freiräume für längere arbeitsfreie Zeiten (mehrere Wochen oder Monate). 

Gleitzeit

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Später kommen, später gehen oder früher kommen, früher gehen – das ist möglich bei einer Gleitzeitregelung. Sie ist im Prinzip überall möglich, wo eine Arbeit nicht auf die Minute genau startet. Schwierig wird es in kundengebundenen Berufen, wie im Handel und in der Pflege, aber auch im Schichtdienst. Gleitzeit eignet sich besonders für Eltern, die am Morgen oder Nachmittag für den Nachwuchs sorgen müssen. Ebenso für viele, die bei der Pflege Angehöriger gefordert sind. Auch für Pendler, die Verkehrsmittel so effektiver nutzen können, kann Gleitzeit sinnvoll sein. Gleitzeit kann in eine volle Stelle ebenso münden wie in Formen von Teilzeit. Egal wie: Zur Gleitzeit gehört in der Regel eine Kernarbeitszeit, in der eine Pflicht zur Anwesenheit besteht. Genaues lässt sich vertraglich festlegen.

Funktionszeit

Die Funktionszeit führt das Modell der Gleitzeit weiter. Dabei können Sie als Angestellte oder Angestellter nicht nur die Randzeiten flexibel gestalten, sondern den gesamten Arbeitstag. Eine Kernarbeitszeit entfällt. Der Fokus liegt damit nicht auf der Erreichbarkeit zu bestimmten Zeiten, sondern auf der Erfüllung Ihrer Arbeitsaufgabe. 

Jobsharing

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Bei diesem Arbeitszeitmodell teilen sich zwei – oder mehr – Mitarbeitende eine Vollzeitstelle. Das funktioniert einfach, wenn die Beteiligten ein identisches Aufgabenfeld haben und dieses einfach zeitlich hintereinander oder abwechselnd ausfüllen. Festgelegt werden müssen neben den Arbeitszeiten auch die Verantwortungsbereiche und die von den einzelnen zu übernehmenden Aufgaben. 

Topsharing

Da das Modell des Jobsharings zudem die Übernahme verantwortungsvoller Aufgaben in einer abgestimmten Teilzeitlösung ermöglicht, ist es auch für Führungskräfte interessant, die trotz verminderter Arbeitszeit ebenfalls in ihren Positionen bleiben könnten. In diesem Fall spricht man vom sogenannten „Top-Sharing“.  
Auch Arbeitgeber profitieren von geteilten Arbeitsplätzen: Sie können qualifizierte Arbeits- und Führungskräfte im Unternehmen halten und zugleich die Fähigkeiten zweier Personen für eine Position nutzen.  

Homeoffice

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Mit Ausbruch der Pandemie ist Homeoffice in vielen Bereichen selbstverständlich geworden. Homeoffice bietet eine Menge Vorteile: Beruf und Familie lassen sich leichter vereinbaren, das Pendeln entfällt, die Arbeitszeit lässt sich variabler einteilen. Nötig sind eine gute technische Infrastruktur und vor allem ein Raum, in dem ungestörtes und konzentriertes Arbeiten möglich ist. Allerdings sind auch Nachteile nicht von der Hand zu weisen: Der direkte, unmittelbare Austausch mit dem Team und dem oder der Vorgesetzten entfällt. Die Trennung von Arbeit und Privatleben ist nicht immer einfach. So hat sich herausgestellt, dass viele Menschen im Homeoffice deutlich länger arbeiten als früher, etwa an Abenden und Wochenenden. Home-Office kann auch tageweise mit Arbeitsstunden im Büro kombiniert werden. 

Das Modell der Vertrauensarbeitszeit sieht eine autonome und selbstverantwortliche Gestaltung der Arbeitszeit durch Sie selbst vor. Sie und Ihr Arbeitgeber vereinbaren Ziele, die von Ihnen zu erfüllen sind. Im Gegenzug verzichtet Ihr Arbeitgeber auf Kontrollen

Das passende Arbeitszeitmodell verhandeln

Viele Mütter und Väter wollen Familie und Beruf miteinander kombinieren. Da ist heute vieles mehr möglich als noch vor einigen Jahren. Es lohnt sich daher, frühzeitig mit dem Arbeitgeber ins Gespräch zu kommen, um das passende Arbeitszeitmodell für die Rückkehr in den Beruf zu verhandeln und eine individuelle Lösung zu finden. Der Umfang und die Lage der Arbeitszeit können im Laufe der Zeit angepasst werden. Eignet sich der bisherige Arbeitsplatz nicht für das gewünschte Modell, kommt vielleicht eine andere Stelle im Unternehmen in Frage, die die Vereinbarkeit leichter macht. 

Das sollten Sie bei der Wahl des Arbeitszeitmodells bedenken!

Mit einer geringeren Stundenzahl ist ein verringerter Verdienst verbunden, dies wiederum führt zu einer niedrigeren Rente im Alter. Es gilt also: Rechnen, um das richtige Modell finden! Lesen Sie zu diesem Thema auch den Beitrag „Mütter in der Rentenfalle: Altersarmut ist ein großes Risiko für Frauen“ hier auf dem Familienportal.NRW. Mit dem Teilzeitrechner auf dem Portal des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales können Sie Ihr Teilzeit-Gehalt ermitteln. 

Wo finde ich Hilfe und Beratung? 

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat ein Bürgertelefon zu Fragen der Teilzeit, Altersteilzeit und Minijobs eingerichtet. Das Bürgertelefon ist montags bis donnerstags von 8 bis 20 Uhr unter der Rufnummer 030 221 911 005 erreichbar. 

Informationen über Teilzeitmodelle und Wege von der Voll- in die Teilzeit stellt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales auf ihrem Internetportal zur Verfügung.