Diese Voraussetzungen müssen Adoptionsinteressierte erfüllen
Das Wohl des Kindes steht bei einer Adoption im Mittelpunkt
Für die Vermittlung eines Adoptivkindes ist das Jugendamt oder eine anerkannte Adoptionsvermittlungsstelle zuständig. Weil für die Fachkräfte zuallererst das Wohl des Kindes im Vordergrund steht, geht der Vermittlung eine gründliche Prüfung voraus. Das Verfahren erfordert Geduld und stellt hohe Anforderungen an die potenziellen Adoptiveltern. Welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und welche Aspekte Adoptionsbewerberinnen und -bewerber bei ihren Überlegungen bedenken sollten, darüber gibt Ihnen dieser Beitrag Auskunft.
Wer kann ein Kind adoptieren?
Wer ein Kind adoptieren möchte, muss unbeschränkt geschäftsfähig sein. Paare, die ein Kind adoptieren möchten, sollten miteinander verheiratet sein. Dass die Beziehung harmonisch und intakt sein sollte, versteht sich von selbst. Schließlich soll das Adoptivkind ein geborgenes und stabiles Zuhause bekommen.
Rein rechtlich können auch alleinstehende Bewerberinnen und Bewerber ein Kind adoptieren. Vorausgesetzt wird eine besonders eingehende Kindeswohlprüfung. Aussichtsreich ist eine Adoption zum Beispiel, wenn bereits eine bedeutsame Beziehung zu dem Kind besteht oder ein Verwandtschaftsverhältnis zugrunde liegt.
Ist das Paar unverheiratet, kann nur ein Partner das Kind adoptieren. Der andere Partner kann das Kind dann ggf. im Rahmen einer Sukzessivadoption annehmen.
Seit 2017 dürfen auch gleichgeschlechtliche Paare Kinder gemeinsam adoptieren. Voraussetzung ist, dass diese verheiratet sind und sie alle sonstigen Voraussetzungen gleichermaßen erfüllen. Dies war eingetragenen Lebenspartner*innen vorher nur im Rahmen einer Sukzessivadoption möglich.
Was Adoptionsbewerberinnen und -bewerber vorab wissen sollten
Ein Vermittlungsprozess kann langwierig sein. Es verlangt Geduld und Einfühlungsvermögen von den Fachkräften und Bewerberinnen und Bewerbern. Auch sollte ihnen bewusst sein, dass sich mit zunehmender Wartezeit nicht automatisch die Aussicht auf eine erfolgreiche Vermittlung erhöht, da in Deutschland jedem zu vermittelnden Kind eine Vielzahl an Bewerberinnen und Bewerbern gegenüberstehen.
Welche Voraussetzungen müssen für eine Adoption erfüllt sein?
Im Rahmen des Adoptionsprozesses finden mehrere persönliche Gespräche sowie mindestens ein Hausbesuch durch die zuständige Fachkraft statt. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen Fragen zur eigenen Kindheit und der Familie, zur Paarbeziehung, zum Umgang mit ungewollter Kinderlosigkeit und zur Motivation für eine Adoption. Auch die persönlichen und gemeinsamen Zukunftsziele, Erziehungsvorstellungen sowie die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse kommen auf den Prüfstand. Folgende Kriterien sind Bestandteil der Prüfung einer Adoptionseignung:
Für eine Adoption gelten Altersgrenzen. Alleinstehende Bewerberinnen und Bewerber müssen mindestens 25 Jahre alt sein. Bei Paaren muss einer der Partner mindestens 21 Jahre, der andere mindestens 25 Jahre alt sein. Eine Höchstaltersgrenze gibt es jedoch nicht. Es gilt allerdings die Regel, dass der Altersunterschied zwischen den antragstellenden Adoptiveltern und dem Adoptivkind einem natürlichen Altersabstand entsprechen sollte.
Wer Verantwortung für ein Adoptivkind übernehmen möchte, soll über eine gefestigte Persönlichkeit verfügen. Für Adoptivkinder ist es wichtig, dass ihre Bezugspersonen ihnen dauerhaft eine verlässliche und belastbare Beziehung bieten können. Die Vermittlungsstelle überprüft die Eignung der Bewerberinnen und Bewerber anhand der bisherigen Lebensbiografie oder der persönlichen Einstellungen, unter anderem zum Umgang mit einer ungewollten Kinderlosigkeit oder dem Umgang mit dem Verlust eines Kindes. Auch Fähigkeiten, wie die Belastbarkeit der potenziellen Adoptiveltern in schwierigen Situationen oder die Feinfühligkeit, sich in die Bedürfnisse des anzunehmenden Kindes hineinzuversetzen, spielen eine Rolle. Reflektiert werden in diesem Rahmen ebenfalls Fragen der annehmenden Eltern zu den Herkunftseltern sowie die Bereitschaft zur Aufklärung des Kindes über seine Abstammung und zu einem offenen Umgang mit der Vorgeschichte.
Die Adoptiveltern sollen sich über einen langen Zeitraum ohne schwere gesundheitliche Einschränkungen um das Kind kümmern können. Aus diesem Grund können ärztliche Atteste und/oder psychologische Gutachten sowie ein Gesundheitszeugnis vom Gesundheitsamt verlangt werden.
Die Vermittlungsstelle wird in mehreren Gesprächen die Lebensziele und die Motivation der Bewerberinnen und Bewerber zur Adoption eines Kindes hinterfragen.
Potenzielle Adoptiveltern sollen dem Kind ein intaktes und geborgenes Zuhause bieten können. Daher wird im Eignungsverfahren auch die Paarbeziehung hinterfragt. Erziehungsziele und Zukunftswünsche beider Elternteile müssen übereinstimmen. Darüber hinaus sollte die Beziehung belastbar genug sein, um auch mit eventuellen schwierigen Situationen umgehen und Krisen bewältigen zu können.
Fragen zu den persönlich erlebten Erziehungserfahrungen sowie zu den Vorstellungen über Erziehungsstile und -methoden zielen darauf ab, sich über die eigene Kindheit klar zu werden. Die beratende Aussprache der Fachkräfte mit den Bewerberinnen und Bewerbern soll vermeiden helfen, eigene erlebte Erziehungsmuster unreflektiert auf das adoptierte Kind zu übertragen.
In die Beurteilung der Eignung werden auch die in der Familie bereits lebenden Kinder mit einbezogen. Hinterfragt wird, welchen Einfluss die zukünftige Konstellation der Geschwister auf das Familiensystem haben kann. Ein weiteres Kriterium ist die Frage, ob die Bezugspersonen neben der bestehenden Verantwortung auch für das Adoptivkind genügend Zeit aufbringen können.
Die Fachkraft der Vermittlungsstelle prüft, ob die Wohnraumsituation angemessen ist und ausreichend Platz für ein Kind und ein eigenes Kinderzimmer zur Verfügung steht.
Ein Adoptivkind braucht vor allem in der Eingewöhnungszeit eine besonders liebevolle und uneingeschränkte Zuwendung. Damit es eine gute Bindung aufbauen kann, sollten sich die Adoptiveltern dafür beruflich ausreichend Zeit nehmen können. Ein Elternteil muss zumindest vorübergehend bereit sein, dafür beruflich kürzerzutreten. Oder beide Partner organisieren ihre Berufstätigkeit so flexibel, dass die Betreuung abwechselnd sichergestellt werden kann. Die Ansprüche auf Elternzeit und Elterngeld gelten übrigens auch für Adoptiveltern vom ersten Tag der Aufnahme des Kindes an.
Eine weitere Voraussetzung für eine Adoption ist der Nachweis über die finanzielle Lebenssituation. Die zukünftigen Eltern sollen dem Kind eine sichere und stabile Zukunft geben können. Dafür müssen die adoptionswilligen Personen der Vermittlungsstelle Einkommensnachweise sowie einen Vermögens- und Schuldennachweis vorlegen. Die Adoptiveltern dürfen während der Bewerbungsphase keine Sozialleistungen vom Staat beziehen. Die Vermittlungsstelle schätzt aufgrund der beruflichen Situation und der finanziellen Verhältnisse ein, ob die Eltern für den Unterhalt des Kindes verlässlich aufkommen können.
Bewerberinnen und Bewerber müssen der Vermittlungsstelle ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Liegen Vorstrafen vor oder eine potenzielle Kindeswohlgefährdung, ist keine Eignung gegeben.
Was ist der Eignungsbericht?
Die Adoptionsvermittlungsstelle fasst die Ergebnisse der Eignung der Bewerberinnen und Bewerber in einem sogenannten Eignungsbericht zusammen. Dieser Bericht kann anderen Stellen, die an der Adoption beteiligt sind, zugänglich gemacht werden. Stellen die Fachkräfte fest, dass keine Eignung vorliegt, werden die Bewerberinnen bzw. Bewerber über das negative Ergebnis in einem persönlichen Gespräch informiert.
Wo finden wir Hilfe und Beratung?
Informationen, Auskünfte und Beratung über die Möglichkeiten, Aussichten und Voraussetzungen einer Adoption erhalten Sie in den Adoptionsvermittlungsstellen in Deutschland. Sie können sich an diese Stellen wenden:
Einen guten Überblick für Interessierte bietet die Broschüre „Adoption“. Herausgeber sind die beiden Landschaftsverbände LVR und LWL. Die Broschüre steht zum kostenlosen Download für Sie bereit.
Das Bundesfamilienministerium informiert mit umfangreichen Informationsmaterialien über die Regelungen im Adoptionswesen. Folgende Materialien können Sie auf dieser Internetseite bestellen bzw. kostenlos herunterladen.
