Jungen/Mädchen in der Pubertät

Wenn aus Ihrer unkomplizierten und fröhlichen kleinen Tochter plötzlich ein unausgeglichener Teenager wird, mit üblen Launen und zornigen Wutausbrüchen, beginnt für Sie als Eltern eine herausfordernde Zeit. Mit der Pubertät wechseln sich die Stimmungen laufend ab. Gerade noch himmelhochjauchzend, kann im nächsten Moment ein Wutausbruch folgen, der mit scheppernden Türen und dem Rückzug ins Kinderzimmer endet. Ist das noch normal? Ja, das ist es. Wundern Sie sich nicht, wenn Ihre Tochter sich vor ihren Freundinnen andauernd betont cool verhält, aber in einem unbeobachteten Augenblick zu Ihnen ankuscheln kommt. Der Weg ins Erwachsenenleben ist geprägt von vielen Hochs und Tiefs. Das Auf und Ab erfordert von Eltern vor allem eins: Gelassenheit und ganz viel Liebe.

• Mädchen hadern in der Pubertät oft mit ihrem neuen Körperbild. Die natürliche Gewichtszunahme und die Zunahme der körperlichen Rundungen führen häufig zur Ablehnung, weil der Körper jetzt weniger dem weiblichen Schlankheitsideal in der Werbung entspricht. Ein Grund, warum Essstörungen wie Magersucht in der Pubertät zunehmen. 
• Die Veränderungen des Körpers wecken in vielen Mädchen einen neuen Körperkult: Ihr Interesse am Schminken und an Mode wächst. Auf der Suche nach neuen Vorbildern orientieren sie sich dabei vor allem an Stars aus der Model-, Musik- und Filmwelt. Nicht selten werden die Eltern mit einem aufreizenden und körperbetonten Kleidungsstil provoziert. 
• Vor allem die Mütter haben es in dieser Zeit schwer. Sie können es ihrer Tochter selten recht machen, sind nur noch „peinlich“ und werden in Machtkämpfe verwickelt. 
• In der Pubertät spielt bei vielen Teenagern die Angst mit, von der Gruppe nicht akzeptiert zu werden. Daher vergleichen sich Mädchen ständig mit ihren Freundinnen. Der Besitz von Statussymbolen wie teurer Markenkleidung oder dem neuesten Smartphone gibt vor, cool zu sein und mithalten zu können. In Wirklichkeit wollen Teenager damit die eigene Unsicherheit überspielen. 
   

Ihr Sohn hält sich nicht mehr an Absprachen und spielt plötzlich den Macho? Kleine und große Machtkämpfe wechseln sich ab mit bewussten Grenzüberschreitungen? Bleiben Sie ruhig: Ihr Sohn ist auf der schwierigen Suche nach seiner Identität. Viele Jungen neigen in der Pubertät zur Selbstüberschätzung und schießen das ein oder andere Mal über die Grenzen hinaus. Während sie einerseits wie Erwachsene anerkannt werden wollen, verhalten sie sich andererseits oft kindisch. Sie fordern alle Freiheiten, wollen aber weiterhin bemuttert werden. Diese Pubertätskonflikte sind aufreibend, aber ein wichtiger Schritt im Prozess der Ablösung von den Eltern. 

• Jungen machen in der Pubertät einen rasanten Wachstumsschub, was sie zwischenzeitlich schlaksig und ungelenk aussehen lässt. Mit der zunehmenden Größe des Kehlkopfes kommen Jungen in den Stimmbruch. Das ist ungefähr mit 13 Jahren der Fall. 
• Mit ihrem neuen Körperbild haben Jungen selten ein Problem. Im Gegenteil: Sie profitieren von dem Muskelzuwachs in der Pubertät. Es lässt sie „männlicher“ und „stärker“ aussehen und das kommt bei Jungen gut an. Allerdings leiden viele Jungen unter ihrem fettigen Hautbild verbunden mit Pickeln bis hin zur Akne.
• Aufgrund der deutlich höheren Ausschüttung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron neigen Jungen in der Pubertät zum Kräftemessen, sind risikofreudiger und zeigen manchmal aggressives Verhalten. Vor allem spielerische und sportliche Wettkämpfe und das Fitnessstudio sind jetzt sehr beliebt. Hier können Jungen Erfolge und Triumphe feiern. Niederlagen zu verkraften fällt ihnen dagegen meist schwer.
• Auch Jungen suchen in der Pubertät nach Anerkennung und Akzeptanz in der Clique. Sie versuchen ihre Hemmungen in der Pubertätsphase ähnlich wie Mädchen mit Statussymbolen zu überspielen. Nur sind es meist andere, wie zum Beispiel das Fahrrad, ein Motorrad oder Spielekonsolen und Games. 
   

Ja, tatsächlich ist es statistisch erwiesen, dass Jungen ein deutlich höheres Unfallrisiko haben. Sie zeigen insbesondere in der Pubertät eine größere Risikobereitschaft. Besonders oft verunglücken Jungen im Straßenverkehr. Hinzu kommt, dass Jungen häufiger in gefährliche Situationen geraten, weil sie kein Feigling sein wollen und dabei manchmal das Maß verlieren. 

Diese Tipps können helfen, leichter mit Ihren Kindern durch die Pubertät zu kommen:

• Ganz gleich, ob Junge oder Mädchen: Ihr Kind braucht jetzt vor allem Liebe, Verständnis und Orientierung. Gerade wenn die Welt emotional zusammenzubrechen droht, sind es die Eltern, die Sicherheit bieten können. 
• Es ist ein dauernder Spagat zwischen Loslassen und Haltgeben, mit dem Sie Ihr Kind unterstützen können. Vertrauen Sie auf die Stärken Ihres Kindes und begegnen Sie Ihrer Tochter und Ihrem Sohn trotz der manchmal schwer zu ertragenden Launen wohlwollend. 
• Seien Sie nicht nachtragend, wenn der ein oder andere Vorwurf Sie persönlich kränkt. Teenager haben in der Pubertät ihre Emotionen schlichtweg nicht unter Kontrolle und reagieren impulsiv. Ihr Kind meint daher vieles nicht so, wie es im ersten Moment klingt.
• Zeigen Sie trotz wachsender Freiheiten klare Regeln und Grenzen auf. Lassen Sie zu, dass Ihr Kind sich an Ihnen reibt. Das ist wichtig und gehört zum Ablöseprozess auf dem Weg zum Erwachsenwerden dazu. 
• Vor allem: Bleiben Sie in Kontakt mit Ihrem Kind. Bieten Sie immer wieder Ihre Gesprächsbereitschaft an. Ihre Tochter und Ihr Sohn brauchen Sie nach wie vor, auch wenn es kein Teenager auf dieser Welt jemals zugeben würde. Selbst wenn Ihr Kind das Gespräch mehrmals ablehnt, soll es wissen, dass Sie da sind, wenn es drauf ankommt. 
• Um die anstrengende Zeit zu überstehen, hilft es, sich als Mutter und Vater an die eigene Pubertät zu erinnern: Wissen Sie noch, wie Sie sich damals gefühlt haben? Bestimmt können Sie sich mit diesen Gedanken besser in Ihr Kind hineinversetzen. Und auch wenn es wehtut, dass Ihr heranwachsendes Kind jetzt immer öfter eigene Wege geht: Freuen Sie sich über die neu gewonnene Freiheit als Eltern. Das gibt Raum für eigene Pläne und Hobbys, für die Sie vermutlich viele Jahre keine Zeit hatten.