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Stress

Stress und Leistungsdruck im Jugendalter 

Jugendliche unter Stress

Was ist bloß mit meinem Kind los? Es ist unkonzentriert, kann abends nicht mehr einschlafen, klagt häufig über Kopf- oder Bauchschmerzen und macht einen lustlosen Eindruck. Stress hat viele Gesichter. Für Eltern – und auch für den Nachwuchs selbst – ist es nicht immer einfach zu erkennen, was dahintersteckt. Dieser Beitrag informiert über Auslöser und Symptome von Stress sowie wirksame Strategien dagegen. 

Positiver und negativer Stress: Was ist der Unterschied?

Nicht jede Art von Stress ist schädlich. Wir unterscheiden zwei Arten von Stress:

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  1. 1. Positiver Stress
    Der positive Stress ist ein „Freund und Helfer in der Not“. Er sorgt dafür, dass wir unter Druck oder bei akuter Gefahr kurzfristig besondere Leistungen erbringen können. Der Körper mobilisiert dann alle Energien; anschließend geht er wieder in den „Normalbetrieb“. 
  2. 2. Negativer Stress
    Negativer Stress entsteht, wenn der Wechsel vom Alarm- in den Normalzustand nicht gelingt. Wächst der Leistungsdruck zum Beispiel in der Schule dauerhaft an, lässt sich die Situation nicht einfach durch Weglaufen abbauen. Da das „Ventil“ fehlt, kann der Stress auf Dauer Körper und Seele schädigen.

Nimmt die Stressbelastung in der Jugendzeit zu?

Im Jugendalter nimmt die Stressbelastung im Vergleich zu den ersten Lebensjahren deutlich zu. Wachsende Anforderungen in der Schule, die Veränderungen in der Pubertät und falsche Erwartungen an das eigene Körperbild, belastende Erfahrungen in der Schule oder Ereignisse wie zum Beispiel eine Trennung der Eltern sind nicht selten Auslöser für Stresssymptome bei Jugendlichen. 

Was sind die Folgen von Stress?

Dass es zu einer Stressreaktion kommt, hat biologische Ursachen. In einer herausfordernden Situation schüttet der Körper Hormone aus, die eine spontane Kampf- oder Fluchtreaktion ermöglichen: Die Atmung wird schneller, der Blutdruck steigt, die Muskeln werden stärker durchblutet, die Verdauung wird verzögert und die Schmerzempfindlichkeit nimmt ab. Wenn die Alarmsituation allerdings nicht spürbar vorübergeht, bleibt die Hormonproduktion auf Hochtouren. Das kann zu unterschiedlichen körperlichen Symptomen führen wie Nervosität und Unruhe, Bauch- oder Kopfschmerzen, Schlafstörungen, aggressivem Verhalten, Reizbarkeit und Lustlosigkeit. 

Anhaltender Stress führt in einen Teufelskreis: Wer nervös oder lustlos ist, Kopf- oder Bauchschmerzen hat, kann sich schlechter konzentrieren; die Leistungsfähigkeit ist eingeschränkt.  

Wenn Ihr Kind in dieser Verfassung eine Klassenarbeit schreibt oder eine Prüfung ablegt, wird es sein Potenzial höchstwahrscheinlich nicht ausschöpfen können. Ein schlechtes Ergebnis mindert wiederum sein Selbstwertgefühl und steigert die Angst, beim nächsten Mal erneut zu versagen. 

Ursachenforschung und welche Wege führen aus der Stressfalle?

Wenn Sie das eine oder andere Stress-Symptom bei Ihrem Kind entdecken, sollten Sie sich Zeit nehmen für ein ruhiges Gespräch. Versuchen Sie herauszufinden, ob Sie mit Ihrer Beobachtung richtig liegen und was die Auslöser für den Stress sein könnten: 

  • Fühlt Ihr Kind sich in der Schule überfordert? Hat es Angst vor schlechten Noten? Braucht es Unterstützung, zum Beispiel durch gezielte Nachhilfe? Muss die Schulwahl überdacht werden?  
  • Ist der Terminkalender durch lange Schultage und zu viele Freizeitaktivitäten zu voll? Wie lässt sich der Termindruck bei einem allzu vollen Kalender reduzieren?   
  • Hat Ihr Kind genügend Ausgleich vom anstrengenden Schultag durch Sport – oder verursacht Leistungsdruck im Verein womöglich zusätzlichen Stress?  
  • Sind Ihre elterlichen Erwartungen an die Leistungen Ihres Kindes zu hoch? Setzen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind realistische Ziele. 
  • Leidet Ihr Kind unter Ausgrenzung oder Mobbing? Suchen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind das Gespräch mit einer Vertrauensperson in der Schule oder im Verein. 
  • Gibt es Probleme innerhalb der Familie, die Ihr Kind belasten könnten? Dann sollten diese bei einer Familienkonferenz besprochen werden.  

Wie können Eltern ihren Kindern ein gutes Vorbild sein?

Versuchen Sie, Ihrem Kind behutsam zu helfen. Zunächst ist es wichtig, dass Sie schlechte Leistungen nicht tadeln, sondern Verständnis zeigen und Mut machen. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass sein Wohlbefinden an erster Stelle steht. Gemeinsam können Sie überlegen, wie Sie die Belastung reduzieren können. Möglicherweise ist dafür ein Gespräch mit der Lehrkraft Ihres Kindes erforderlich. Zögern Sie nicht, ärztlichen Rat oder psychologische Unterstützung zu suchen. Machen Sie sich bewusst, dass Sie selbst ein Vorbild für den Umgang Ihres Kindes mit Stress sind. Leben Sie Gelassenheit vor und werten Sie Niederlagen nicht gleich als Katastrophen. 

Tipps für Eltern: So machen Sie ihr Kind stark und widerstandsfähig

Diese Ratschläge können in Zeiten seelischer Belastung unterstützend wirken und die Entspannungsfähigkeit fördern:

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  • Hinschauen und Nachfragen:
    Nehmen Sie sich Zeit, um regelmäßig mit Ihrem Kind zu sprechen und ihm zu zeigen, dass Sie auch in mental schwierigen Phasen da sind. Sie können fragen: „Wie geht es dir?“, „Wie können wir dich unterstützen?“, Wo stößt du an deine Grenzen und wo brauchst du Hilfe?“, „Wie kann diese Hilfe aussehen?“ Zeigen Sie ehrliches Interesse und Verständnis für die Sorgen und Ängste.
  • Vorbild sein:
    Als Eltern können Sie Ihrem Kind ganz bewusst einen gesunden Umgang mit Stress vorleben. Machen Sie vor, wie Sie mit Stresssituationen umgehen, indem Sie selbst Entspannungstechniken in Ihren Alltag integrieren. Tipps dazu finden Sie auf der Internetseite gesund.bund.de im Artikel “Entspannungstechniken: Welche Techniken gegen Stress helfen können”. Ermutigen Sie Ihr Kind, ähnliche Strategien zu entwickeln und auszuprobieren.
  • Zeit für Entspannung und Freizeit einplanen:
    Zu viel Zeit- und Leistungsdruck und zu viele Verpflichtungen oder Verabredungen können bei Kindern wie Erwachsenen zu Stress führen. Wichtig ist, Grenzen zu setzen und auch mal „Nein“ zu sagen. Neben schulischen und außerschulischen Aktivitäten ist es wichtig, Zeit und Raum für Ruhe und Entspannung zu schaffen. Unterstützen Sie Ihre Tochter oder Ihren Sohn dabei, Hobbys oder Aktivitäten zu finden, die Freude bereiten und helfen, Stress abzubauen.
  • Für ausreichend Schlaf sorgen:
    Erholsamer Schlaf ist eines der besten Mittel, um Stress abzubauen. Wer ein gesundes Schlafpensum erreicht, ist weniger müde und weniger reizbar.
  • Eine gesunde Ernährung fördern:
    Oft hat zu viel Stress eine ungesunde Ernährung mit fett- und zuckerhaltigen Lebensmitteln zur Folge. In der Familie können Sie eine gesunde Umgebung schaffen, indem Sie gesunde Mahlzeiten anbieten und Ihrem Kind die Bedeutung einer aktiven Lebensweise vermitteln. Kochen Sie doch regelmäßig gemeinsam mit Ihrem Kind frische Mahlzeiten. In der Küche ergeben sich oft auch gute Gelegenheiten für intensive Gespräche.
  • Körperliche Bewegung macht den Kopf frei:
    Gerade in anstrengenden Zeiten ist der innere Schweinehund oftmals besonders schwer zu überwinden. Doch es lohnt sich, gerade in stressigen Zeiten zum Beispiel das Rad rauszuholen oder die Laufschuhe anzuziehen. Ermutigen Sie Ihr Kind, Sport zu treiben. Das reguliert die Stresshormone und sorgt für die Ausschüttung von Glückshormonen. Dabei kommt es gar nicht auf eine bestimmte Sportart an. Förderlich ist alles, was Spaß macht, zum Beispiel Tanzen, Schwimmen, Radfahren, Joggen und vieles mehr.
  • Öfter mal Digital Detox:
    Das Handy ist heute ein ständiger Begleiter im Alltag. Die ständige Erreichbarkeit, eine unendliche Reizüberflutung durch den Überfluss an Informationen sowie die negativen Begleiterscheinungen von Social-Media-Kanälen können immensen Stress aufbauen und nachweislich krank machen. Ein guter Rat für alle Familienmitglieder ist, das Smartphone öfter mal bewusst für eine längere Zeit wegzulegen. Auch hier haben Eltern eine Vorbildfunktion.
  • Problemlösungsfähigkeiten entwickeln:
    Stress entsteht oft aus einem Gefühl der Hilflosigkeit in schwierigen Situationen. Indem Sie Ihrem Kind helfen, Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln, geben Sie ihm das Werkzeug, um Herausforderungen zu meistern. Ermutigen Sie Ihr Kind in den verschiedensten Situationen, verschiedene Handlungsalternativen zu finden und alternative Perspektiven einzunehmen. Gemeinsam können Sie die verschiedenen Wege diskutieren und Vor- und Nachteile abzuwägen. Helfen Sie Ihrem Kind dabei, eine eigene Entscheidung zu treffen und unterstützen Sie es bei der Umsetzung. Zeigen Sie ihm, dass es normal ist, Fehler zu machen, und dass es immer einen Weg gibt, Probleme anzugehen und zu überwinden. Indem Sie geduldig und ermutigend handeln, tragen Sie dazu bei, Selbstvertrauen und Selbstständigkeit aufzubauen.

Wo finden wir Hilfe und Beratung?

Es gibt viele Online-Ratgeber und verschiedene kostenfreie Apps, die kostenfrei Meditations-, Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen vermitteln, um entspannter und mental stärker durch den Alltag zu kommen. Einige Apps bieten auch spezielle Inhalte für Kinder und Jugendliche an, um sie bei der Stressbewältigung zu unterstützen. 

Von Yoga über Tai-Chi bis zur Meditation: Die meisten Krankenkassen vermitteln Methoden für Entspannungstechniken, die sich positiv auf die körperliche Gesundheit auswirken – oft wird sogar die Teilnahme an Präventionskursen zum Teil finanziell gefördert. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse, ob Präventionskurse zur Stressreduktion oder zum Erlernen von Entspannungstechniken angeboten und in welcher Höhe sie bezuschusst werden.  

Wenn Sie merken, dass die psychische Belastung zu hoch und das Wohlbefinden Ihres Kindes stark beeinträchtigt ist, kann es sinnvoll sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zum Beispiel von Fachärzten, Kinder- und Jugendpsychologen, Psychotherapeuten oder spezialisierten Kliniken: 

Auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V. finden Sie unter "Versorgungsangebote" eine Suchfunktion nach Kliniken in Ihrer Nähe. 

Der Bundesverband der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut:innen bietet auf seiner Internetseite ebenfalls einen Suchdienst an. 

Sie können jederzeit kostenfrei eine Elternberatung in Anspruch nehmen. Kontaktdaten finden Sie hier auf dem Familienportal.NRW. 

Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche:  

Bei der bke-Jugendberatung finden Jugendliche erfahrene Beraterinnen und Berater, die Unterstützung anbieten und Hilfe anbieten können 

Die Nummer gegen Kummer ist erreichbar unter Telefon 0800 1110333 und die 116111. 

Weitere InformationenLinks zum Weiterlesen

Wer herausfinden möchte, was eigentlich los ist und wie es anderen betroffenen jungen Menschen geht, findet auf dem Internetportal “Gefühle fetzen” der Bundespsychotherapeutenkammer Fallgeschichten und Hilfsangebote. 

Das Internetportal gesund.bund.de vom Bundesministerium für Gesundheit bietet einen ausführlichen Überblick über Techniken, die gegen Stress helfen können.

Bei der Jugendberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung können Jugendliche sich online Rat und Hilfe holen:

Unter Schulpsychologie.de finden Sie schulpsychologische Beratungsstellen in Ihrer Nähe. 

Das Gesundheitsportal „clever-gesund-info.de” richtet sich direkt an Kinder und Jugendliche und bietet viele Tipps und Ideen zu den Themen „Stress und Entspannung”