Kinderfreundschaften
Über die Bedeutung von Kinderfreundschaften
Zusammen Quatsch machen und Abenteuer erleben, Geheimnisse teilen, gemeinsam lachen, streiten und sich wieder vertragen: das kennzeichnet Freundschaften im Grundschulalter. Freundinnen und Freunde sind bedeutende Entwicklungsbegleiter und Entwicklungsbegleiterinnen für Ihr Kind. Freundschaften geben emotionalen Halt, ermöglichen neue soziale Erfahrungen und helfen, wichtige Fähigkeiten für das spätere Erwachsenenleben aufzubauen. Lesen Sie in diesem Beitrag, warum Freundschaften für Kinder so wichtig sind und wie Eltern ihr Kind ermutigen können, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.
Warum Kinder andere Kinder brauchen
Manche Freundschaften aus der Kinderzeit halten das ganze Leben. Sie spielen eine wichtige Rolle in unserem Leben. Jeder weiß, wie gut es sich anfühlt, wenn man auf gute Freundschaften zählen kann. Die Grundschulzeit ist die Zeit, in der erste tiefere und auch bleibende Freundschaften entstehen können. Der Aufbau von Beziehungen bietet das natürliche Übungsfeld für die Entwicklung sozialer Fähigkeiten im späteren Erwachsenenleben.
Sind die Spielgemeinschaften aus der Kita meist noch sehr kurzlebig und mehr oder weniger zufällig, werden im Grundschulalter bereits enge Bindungen aufgebaut. Jetzt geht es darum, einen Platz in der Klassengemeinschaft zu finden, oder auch im Sportteam. Auch wenn Eltern die wichtigsten Bezugspersonen bleiben, wird der Freundeskreis für Kinder mit steigendem Alter nun immer bedeutsamer. Je nach Persönlichkeit probieren sich Kinder in der Gruppe der Klasse aus. Sie verabreden sich zum Skaten, Bolzen, Schwimmen, Spielen oder einfach Zusammensein. Sie vertrauen sich „Geheimnisse“ an und schaffen so Nähe und Vertrautheit. Mal finden sie alle toll, dann aber auch wieder alle blöd, bis sie „ihren“ eigenen persönlichen Freundeskreis gefunden haben. Auf diesem Weg lernen Kinder, sich außerhalb der Familie in eine Gemeinschaft einzubringen und dort aufgehoben zu fühlen.
Darum sind Freundschaften im Grundschulalter wichtig
Es gibt verschiedene Gründe, warum der Aufbau von freundschaftlichen Beziehungen für Kinder wichtig ist:
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Freundschaften geben Kindern im Grundschulalter einen wichtigen emotionalen Halt.
Durch den regelmäßigen Kontakt mit Gleichaltrigen lernen sie, sich in andere hineinzuversetzen, sich mit anderen auseinander zu setzen, Empathie zu zeigen und sich selbst zu öffnen. In schwierigen Zeiten können Freunde und Freundinnen eine wertvolle Stütze sein und Kindern Trost sowie Ermutigung geben.
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Der Umgang mit Freunden und Freundinnen ist ein wichtiges Übungsfeld, um soziale Kompetenzen zu entwickeln.
Kinder lernen, wie man sich in einer Gruppe verhält, wie man Konflikte löst, Kompromisse eingeht und sich gegenseitig respektiert. Durch gemeinsame Aktivitäten und Spiele lernen sie, miteinander zu arbeiten und Teamgeist zu entwickeln.
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Freundschaften spielen auch eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Selbstwertgefühls und der Identitätsbildung von Kindern.
Durch die Anerkennung und Unterstützung ihrer Freunde und Freundinnen erhalten sie positive Bestätigung und das Gefühl, wertvoll und akzeptiert zu sein. Sie entwickeln ein Gefühl der Zugehörigkeit und lernen, auf ihre eigenen Stärken zu vertrauen. Sie entdecken, wie wichtig es ist, sich selbst treu zu bleiben und gleichzeitig auf die Bedürfnisse sowie Meinungen anderer einzugehen.
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In Freundschaften lernen Kinder, ihre Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken.
Sie üben ihre kommunikativen Fähigkeiten und entwickeln ein Verständnis für die Wirkung ihrer Worte und Handlungen auf andere. Durch das Zuhören und Verstehen der Ansichten ihrer Freunde und Freundinnen lernen sie, empathisch zu sein und sich auszudrücken, ohne andere zu verletzen. Diese Fähigkeiten sind grundlegend für eine gesunde zwischenmenschliche Kommunikation und bilden eine Grundlage für erfolgreiche Beziehungen in der Zukunft.
Unser Kind tut sich schwer: Wie können Eltern den Aufbau von Freundschaften unterstützen?
Freundschaften zu schließen, ist nicht immer leicht für Kinder. Da fließen auch schon mal Tränen, wenn es mit den Verabredungen nicht so klappt oder die Lieblingsklassenkameradin lieber mit jemand anderem spielt. Aber auch das sind sehr wichtige Erfahrungen. Denn sie ermöglichen Ihrem Kind neue Entwicklungsschritte.
Als Eltern können Sie Ihr Kind unterstützen und begleiten, Freundschaften aufzubauen. Grundsätzlich ist es förderlich,
- Ihrem Kind Zeit für Verabredungen zu lassen,
- auch mal Taxi zu spielen, um ein Treffen mit anderen Kindern zu ermöglichen,
- Kinderbesuch willkommen zu heißen,
- Spiel- und Austauschmöglichkeiten zu schaffen, bei denen Ihr Kind „nebenbei“ über ein gemeinsames Hobby Kontakte knüpfen kann, zum Beispiel im Sportverein, in der Musikschule, bei den Pfadfindern oder der Jugendfeuerwehr, bei gemeinsamen Ausflügen oder der Teilnahme an außerschulischen Aktivitäten....
- Orte aufzusuchen, die freie Begegnungen ermöglichen, zum Beispiel auf dem Abenteuerspielplatz, der Skaterbahn oder dem Schwimmbad...
- sowohl über schöne als auch schwierige Situationen in den Freundschaftsbeziehungen zu sprechen,
- mit dem Kind immer wieder über die Bedeutung von Freundschaften zu sprechen und darüber, wie unterschiedlich diese aussehen können.
- unterschiedliche Freundschaften zu akzeptieren. Selbst dann, wenn sie nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen. Als Eltern sollten Sie die Vielfalt an Freundschaften wertschätzen und die positive Bedeutung von Freundschaften betonen – unabhängig von Herkunft, Aussehen und Interessen.
Wenn es in der Kinderfreundschaft kracht
Es ist völlig normal, dass Freundschaften nicht ein ganzes Leben lang halten. Schon gar nicht im Grundschulalter. Kinder fangen ja gerade erst an, ihre Erfahrungen zu machen. Da gehören Streit und auch Trennung durchaus dazu.
Beides kann in dem Augenblick für ein betroffenes Kind sehr schmerzlich sein – und für Eltern oft nicht leicht auszuhalten. Doch statt sich aktiv ins Geschehen einzumischen, sollten Eltern besser das hilfreiche Netz im Hintergrund sein. So können Kinder wichtige eigene Erfahrungen sammeln.
- Zeigen Sie Verständnis für den Kummer Ihres Kindes.
- Bieten Sie immer wieder das Gespräch an, um über die Konfliktpunkte zu reden und besprechen Sie, was eine gute Freundschaft ausmacht.
- Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, wie Lösungsmöglichkeiten aussehen könnten – sowohl fürs Vertragen als auch für ein Ruhenlassen oder Beenden der Freundschaft.
- Bieten Sie Unterstützung an, aber lassen Sie Ihrem Kind auch Raum für eigene Erfahrungen und Entscheidungen.
Wenn Kinder keine Freundschaften schließen
Das eigene Kind allein zu erleben, schmerzt und ist schwer zu ertragen – ein bedrückendes Gefühl, das einige Eltern sicherlich kennen. Noch schwerer ist es für das betroffene Kind, das sich vielleicht isoliert und einsam fühlt. Es benötigt jetzt besonders einfühlsame Unterstützung, um aus dieser Situation herauszufinden. Wichtig ist es, geduldig zu sein und dem Kind Zeit zu geben, Freundschaften zu entwickeln. Darüber hinaus gilt es herauszufinden, wo die Ursachen liegen. Die Gründe können sehr unterschiedlich sein:
- Ab und an passen die Kinder einer Klasse einfach nicht zueinander. Dann ist es hilfreich, Kontakte zu Gleichaltrigen über Hobbys und Aktivitäten außerhalb von Schule zu fördern.
- Vielleicht ist Ihr Kind besonders schüchtern und braucht mehr Zuspruch und Unterstützung. Als Eltern können Sie gemeinsame Aktivitäten organisieren oder Ihr Kind gezielt ermutigen, andere Kinder nach Hause einzuladen. In der vertrauten Umgebung entwickeln sich Beziehungen vielleicht leichter, sodass das Selbstvertrauen Ihres Kindes gestärkt wird.
- Manchmal liegen die Ursachen auch tiefer und Ihr Kind benötigt professionelle Unterstützung. Das kann der Fall sein, wenn zum Beispiel Erkrankungen wie ADHS oder Formen von Autismus vorliegen. Betroffene Kinder haben es deutlich schwerer, Freunde oder Freundinnen zu finden. Um Klarheit zu bekommen, braucht es eine ärztliche Diagnose. Die kinderärztliche Fachpraxis ist in diesem Fall Ihre erste Ansprechadresse. Aufbauend auf eine Diagnose können Therapeuten oder Therapeutinnen Ihrem Kind helfen, geeignete Strategien zu entwickeln.
Wo finden wir Hilfe und Beratung?
Wenn Sie merken, dass Ihr Kind Schwierigkeiten hat, in der Gruppe zurechtzukommen, können Sie mit den Lehrkräften in der Schule oder der Schulberatung in den Austausch gehen.
Neben der kinderärztlichen Fachpraxis helfen auch die Elternberatungsstellen weiter. Auf der Seite der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. wird Ihnen über die Ortssuche die nächstgelegene Erziehungsberatungsstelle angezeigt.
Gemeinsam durch dick und dünn: Es gibt eine große Auswahl an Kinderliteratur mit ermutigenden Geschichten über Freundschaft, zum Vorlesen ab 4 Jahren und zum Selberlesen für Kinder ab 7 Jahren. Lassen Sie sich im Buchhandel oder einer Bibliothek gerne beraten.