Finanzielle Hilfen für Eltern mit einem behinderten Kind

Kommt Ihr Kind mit einer Behinderung zur Welt oder wird in den ersten acht Wochen nach der Geburt eine Behinderung festgestellt, gelten beim Mutterschutz besondere Regelungen. Die Schutzfrist verlängert sich von acht auf zwölf Wochen. Entsprechend verlängern sich auch die Mutterschaftsleistungen, mit denen das Einkommen der Mutter gesichert wird. 

Normalerweise erhalten Eltern Kindergeld bis zu deren 18. Geburtstag. Für Kinder mit Behinderung entfällt die Altersbegrenzung. Kindergeld kann dann auch nach dem 18. Geburtstag beantragt werden, wenn ein Kind körperlich, geistig oder seelisch eingeschränkt ist und nicht selbst für den eigenen Lebensunterhalt sorgen kann. Voraussetzung ist, dass die Behinderung vor dem vollendeten 25. Lebensjahr eingetreten ist – und das Kind ein maximales Jahreseinkommen von 9.408 Euro bezieht. 

Die gesetzliche Krankenversicherung zahlt Leistungen zur Früherkennung und Behandlung von Krankheiten. Dazu zählen unter anderem verschreibungspflichtige Arzneimittel, Heilmittel wie Krankengymnastik, Ergotherapie, Logopädie und Massagen sowie Hilfsmittel wie Hörgeräte, Sehhilfen, Prothesen oder Rollstühle. Gesetzlich krankenversicherte Eltern erhalten Leistungen von der Krankenkasse, wenn Sie wegen der Erkrankung des Kindes nicht arbeiten gehen können oder Hilfe bei der Betreuung benötigen.  

Eltern behinderter Kinder haben Anspruch auf Pflegegeld. Voraussetzung für eine Leistung durch die gesetzliche Pflegeversicherung ist, dass ein Elternteil in den zehn Jahren vor dem Antrag mindestens zwei Jahre gesetzlich versichert war. Die Höhe der Unterstützung hängt von der Pflegebedürftigkeit des Kindes ab. Über den Pflegegrad entscheidet ein Gutachter oder eine Gutachterin des Medizinischen Dienstes der Krankenkasse. 

Wenn das Pflegegeld von der Pflegeversicherung für die Pflege nicht ausreicht, können bedürftige Familien „Hilfe zur Pflege“ erhalten. Voraussetzung dafür ist, dass sie ihre Einkommens- und Vermögensverhältnisse offenlegen.  

Ab dem Pflegegrad 1 haben Sie Anspruch auf einmalig bis zu 4.000 Euro für notwendige Umbaumaßnahmen der Wohnung. Darüber hinaus steht Ihnen ein monatlicher Entlastungsbetrag von 125 Euro zu. Dieser kann zum Beispiel für eine Tagespflege oder andere entlastende Dienste genutzt werden.  

Wird ein Elternteil krank, trifft dies Familien mit einem behinderten Kind besonders hart. Um die Betreuung und Pflege des Kindes sowie die Organisation des Alltags zu gewährleisten, übernimmt die Pflegekasse Kosten für eine Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege.  

Für pflegebedürftige Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene der Pflegegrade 4 und 5, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, treten am 1. Januar 2024 verschiedene Verbesserungen bei der Verhinderungspflege in Kraft, dazu gehören u.a. folgende Regelungen: 

• Die Höchstdauer wird auf bis zu acht Wochen pro Kalenderjahr verlängert. 
• Künftig besteht die Möglichkeit, die Mittel der Kurzzeitpflege vollständig für die Verhinderungspflege umzuwidmen. 
• Der Anspruch auf Verhinderungspflege setzt früher ein und die Voraussetzung einer sechsmonatigen Vorpflegezeit entfällt.

Der finanzielle Mehraufwand, den das Leben mit einem behinderten Kind mit sich bringt, wird durch Steuerentlastungen gemildert oder ausgeglichen. Besonders wichtig ist der Behinderten-Pauschbetrag. Um ihn geltend machen zu können, müssen Sie Angehöriger oder Angehörige des Kindes sein. Weitere Voraussetzung ist, die Feststellung des Merkzeichens “H” (Hilflosigkeit) oder die Feststellung eines Pflegegrades von mindestens 2 und Sie müssen das Kind in Ihrer oder in der Wohnung des Kindes pflegen. Die Höhe des Pauschbetrags hängt vom Grad der Behinderung ab. Für Kinder, die hilflos, blind oder taubblind sind, erhöht sich der Pauschbetrag. Steuerlich absetzbar sind auch außergewöhnliche Belastungen wie Fahrtkosten oder Baukosten für einen notwendigen Umbau der Wohnung. Ist ein Fahrzeug auf den Namen Ihres behinderten Kindes zugelassen, können Sie bei der Kraftfahrzeugsteuer sparen, wenn Sie das Auto nur benutzen, um das Kind zu fahren oder zum Beispiel Einkäufe für den Haushalt des Kindes erledigen. Ausführliche Informationen über den Pflege-Pauschbetrag finden Sie in der Broschüre Ratgeber für Menschen mit Behinderungen im Kapitel 17 "Steuerliche Erleichterungen" des Bundesarbeitsministeriums sowie auf der Internetseite der Finanzverwaltung für Nordrhein-Westfalen.

Menschen mit Behinderung bekommen zum Ausgleich von Nachteilen, die durch die Behinderung bedingt sind, so genannte Nachteilausgleiche. Dazu müssen der Grad der Behinderung (GdB) und mögliche Merkzeichen festgestellt worden sein. Ab einem GdB von 50 gelten Menschen mit Behinderung als schwerbehindert und können einen Schwerbindertenausweis erhalten. Die amtliche Feststellung einer Behinderung bringt einen Steuerfreibetrag und berechtigt zu verschiedenen Vergünstigungen, je nach Grad der Behinderung. Vergünstigungen können zum Beispiel die kostenlose Beförderung im öffentlichen Personennahverkehr sein, Parkerleichterungen oder ein ermäßigter Rundfunkbeitrag. Viele private Unternehmen bieten weitere Vergünstigungen an, auf die kein gesetzlicher Anspruch besteht. Der Ausweis kann bei den Kreisen und kreisfreien Städten in Nordrhein-Westfalen beantragt werden. 

Kinder mit einer (drohenden) Behinderung können im Rahmen der Frühförderung von der Geburt bis zum Schuleintritt individuell gefördert werden. Dazu kommen verschiedene Leistungen der Eingliederungshilfe in Frage. Den heilpädagogischen Leistungen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Dazu zählen alle Maßnahmen, die es dem Kind ermöglichen, sich zu entwickeln und seine Persönlichkeit zu entfalten. Ansprechpartner sind die jeweiligen Landschaftsverbände LVR und LWL. 

Steht der Schulstart an, können Eltern einen Antrag auf eine Schulassistenz stellen. Die Kosten der Assistenz werden in der Regel vom Sozialamt übernommen. Die Schulbegleitung begleitet und unterstützt Ihr Kind im Schulalltag. Benötigt Ihr Kind zum Lernen Hilfsmittel wie zum Beispiel einen speziellen Computer, werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen.  

Menschen, die unter einer Behinderung oder einer chronischen Erkrankung leiden, haben einen Anspruch auf das so genannte Persönliche Budget. Dieses besteht in der Regel aus Geldleistungen. Betroffene können aber auch Sachleistungen in Anspruch nehmen. Auch Eltern können das Persönliche Budget für Ihre Kinder bei den zuständigen Kostenträgern beantragen. Zu den Kostenträgern gehören die Krankenkasse, Pflegekasse, Renten-/Unfallversicherung, Versorgungsamt, Jugendamt, Sozialamt, Integrationsamt oder die Agentur für Arbeit. Der Antragsprozess kann unter Umständen zäh sein. Lassen Sie sich helfen: Die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. (ISL) bietet unter der Telefonnummer 030/235935190 eine bundesweite Hotline zur Beratung für Menschen mit Behinderung und Angehörige zum Persönlichen Budget an. 

Für Eltern eines behinderten Kindes entfällt die Altersgrenze beim Kinderkrankengeld. Berufstätige Eltern bekommen also auch nach dem 12. Geburtstag des Kindes hinaus frei, wenn Sie das kranke Kind betreuen müssen. Wenn das Kind wahrscheinlich nur noch wenige Monate lebt, gibt es das Kinderkrankengeld zeitlich unbegrenzt. 

Der pflegende Elternteil bekommt von der Pflegeversicherung unter bestimmten Voraussetzungen Beiträge an die gesetzliche Rentenkasse, wenn das Kind in Pflegegrad 2 oder höher eingestuft ist. 

Eine Haushaltshilfe wird von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt, wenn Eltern mit einem behinderten Kind wegen eines Krankenhausaufenthaltes, Vorsorge oder Krankenpflege den Haushalt allein nicht bewältigen können. 

Um sich vom anstrengenden Alltag zu erholen und neue Kraft tanken zu können, haben Eltern in regelmäßigen Abständen Anspruch auf eine Elternkur. Die Kur kann allein oder mit Kind stattfinden. Voraussetzung ist ein ärztliches Attest.

Die Rentenversicherungsträger erbringen Leistungen zur medizinischen Rehabilitation für Kinder, die insbesondere durch chronische Erkrankungen beeinträchtigt sind. Die Maßnahmen können sowohl stationär als auch ambulant oder als Kombination aus beidem durchgeführt werden. Grundlage für den Anspruch auf eine Kinder-Rehabilitation ist eine entsprechende Beitragszahlung eines Elternteils zur gesetzlichen Rentenversicherung. Die Mitnahme einer Begleitperson ist möglich, wenn dies für den Erfolg der Kinder-Rehabilitation notwendig ist. Nähere Informationen können Sie bei der Deutschen Rentenversicherung unter Tel.: 0800 1000 4800 oder auf der Website erhalten.