Geld darf kein Tabuthema sein

Warum es für Paare wichtig ist, von Anfang an über Geld zu reden

Text zuletzt aktualisiert: 27.01.2025

Finanzielle Klarheit stärkt die Partnerschaft

Junge Paare reden miteinander über alles Mögliche: über ihre Träume, Zukunftspläne, ein gemeinsames Zuhause oder den Kinderwunsch. Doch ein Thema bleibt oft außen vor: Geld. Vielen Paaren fällt es schwer über Finanzen zu sprechen, obwohl Geld im Alltag doch eine so große Rolle spielt. Warum es für ein gleichberechtigtes Miteinander so wichtig ist, auch über das Thema Finanzen zu sprechen und wie es gelingt, entspannt darüber zu reden, erfahren Sie hier.  

Image
Paar spricht über Geld

Geld in Beziehungen: ein oft unterschätztes Tabuthema?

Am Anfang einer Beziehung, verliebt und mit Schmetterlingen im Bauch, hat Geld mit der Liebesbeziehung scheinbar nichts zu tun. Jeder zeigt sich von der besten Seite, will dem Partner oder der Partnerin gefallen und Harmonie ausstrahlen. Da passt das Thema Finanzen so gar nicht ins Bild.  

Aber warum ist das eigentlich so? Weil es als unromantisch gilt, über Geld zu reden? Weil die Liebe über allem steht? Weil es schon in der eigenen Erziehung hieß, über Geld spricht man nicht? Oder weil es beim Thema Finanzen schnell zum Streit kommen kann?  

Dabei spielt Geld eine große Rolle in fast allen Lebensbereichen. „Gehen wir am Wochenende mit Freunden schick essen oder kochen wir lieber zuhause?“, „Reicht das Geld für die lang ersehnte Fernreise oder machen wir doch lieber Urlaub an der deutschen Küste?“, „Wie teilen wir die laufenden Kosten für Miete, Lebensmittel, Getränke etc. auf?“ sind nur einige Beispiel aus dem Beziehungsalltag. 

Finanzielle Fragen betreffen aber auch langfristige Entscheidungen, unter anderem, wenn es um die Familienplanung oder die Aufteilung von Erwerbs- und Care-Arbeit geht, sobald der Nachwuchs da ist. Wer offen über Finanzen spricht, schafft die Basis für eine vertrauensvolle, faire und gleichberechtigte Partnerschaft. 

Ausgaben, Schulden, Sparpläne: Darum sollten Paare über Geld sprechen

In einer Beziehung auf Augenhöhe geht es darum, Verantwortung und Rechte fair zu teilen. Das gilt auch für den grundsätzlichen Umgang mit Geld. 

  • Ob es um die Aufteilung der Miete oder die Kosten für gemeinsame Unternehmungen geht – offene Gespräche sorgen dafür, dass keiner das Gefühl hat, benachteiligt zu werden. 
  • Einkommensunterschiede in der Paarbeziehung sind keine Seltenheit. Wird 50/50 geteilt oder übernimmt derjenige, der mehr verdient, einen höheren Teil der Ausgaben? Auch dieses Thema gehört auf den Tisch, um gemeinsam Lösungen zu verhandeln, wie Sie als Paar damit umgehen wollen. 
  • Nur wenn beide über ihre finanziellen Wünsche und Prioritäten sprechen, können langfristige Pläne wie größere Anschaffungen, der Kauf eines Hauses oder die Familienplanung realistisch angegangen werden. 

Das kann passieren, wenn Paare nicht über Geld reden

Wenn Paare nicht über Geld sprechen, können unausgesprochene Erwartungen und Missverständnisse die Beziehung belasten, auch wenn sie anfangs kaum spürbar sind: 

  • Ohne klare Absprachen können Konflikte über Alltagsausgaben zum wiederkehrenden Streitthema werden – zum Beispiel dann, wenn einer fleißig spart, während der andere großzügig Geld für Konsumgüter und persönliche Wünsche ausgibt.  
  • Wenn ein Partner bzw. eine Partnerin finanzielle Probleme verheimlicht oder höhere Ausgaben vertuscht, ist das Vertrauen in der Beziehung schnell zerstört, sobald die Wahrheit ans Licht kommt. 
  • Wenn Schulden unausgesprochen anwachsen, belastet das nicht nur die Beziehung, sondern kann auch den Partner oder die Partnerin finanziell ruinieren.  
  • Tauschen sich Paare nicht über ihre Finanzen aus, verpassen sie die Chance, gemeinsame finanzielle Ziele zu definieren – vom Traumurlaub über die Familienplanung bis hin zur Altersvorsorge. Und stellen dann möglicherweise viel zu spät fest, dass sie völlig unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft haben. 
  • Ohne klare Absprachen und finanzielle Vereinbarungen kann es bei einer Trennung zu finanziellen Nachteilen für den geringer verdienenden Partner bzw. die Partnerin kommen. Auch deshalb sind ausgleichende Vereinbarungen über einen finanziellen Ausgleich wichtig. 

Lass uns reden: 5 Tipps für entspannte Gespräche über Geld!

Scheuen Sie sich nicht, über Geld zu sprechen. Ein solches Gespräch muss weder unangenehm noch konfliktbeladen sein. Umso öfter sie die Finanzen zum Thema machen, desto selbstverständlicher wird es, darüber zur reden. Diese Tipps können helfen, damit der Einstieg ins Thema gelingt: 

  • Den richtigen Moment wählen:
    Verabreden Sie sich doch einfach zu einem Geld-Gespräch und nehmen Sie sich etwas Zeit dafür. Idealerweise in einer entspannten Situation, zum Beispiel bei einem gemütlichen Abendessen oder Spaziergang. Und warten Sie nicht zu lange. Gespräche über Geld sollten nicht erst stattfinden, wenn es zum Problem in der Beziehung geworden ist.
  • Ehrlichkeit:
    Reden Sie von Anfang an offen über Ihre Einnahmen, Ausgaben, finanziellen Verpflichtungen und eventuelle Schulden. Auch wenn es Sie Überwindung kostet, legen Sie damit die Grundlage für beidseitiges Vertrauen. Aufschieben ist keine Lösung, sondern belastet nur den ehrlichen Umgang miteinander.
  • Begegnung auf Augenhöhe:
    Seien Sie offen für die Anliegen Ihres Partners oder Ihrer Partnerin im Umgang mit Geld. Die folgenden Fragen können Paaren helfen, über die Finanzen zu sprechen:

    - Wie viel Geld steht monatlich zur Verfügung?

    - Mit welchen regelmäßigen Ausgaben müssen wir rechnen?

    - Welche einmaligen größeren Ausgaben zur Erfüllung von Plänen/Vorhaben/Wünschen stehen demnächst an?

    - Was können und wollen wir uns leisten? Welche Wünsche haben Vorrang?

    - Wie wichtig ist dem Partner oder der Partnerin ein aufwändiger Lebensstil oder ein finanzielles Polster auf der hohen Kante?

    - Wie viel Geld vom monatlichen Einkommen legen wir individuell und als Paar gemeinsam für die Vorsorge zur Seite?

    - Wie sorgen wir gemeinsam und jeder für sich für das Alter vor?
  • Kleine Schritte gehen:
    Beginnen Sie das Thema am besten mit Gesprächen über die Alltagsfinanzen, bevor Sie größere Themen wie Sparpläne oder gemeinsame Investitionen besprechen.
  • Praktische Tools nutzen:
    Ein Haushaltskalkulator oder Budget-Apps helfen, den Überblick zu behalten und gemeinsame Lösungen zu finden.
Image

Mit einer positiven Einstellung und Offenheit wird das Geldgespräch zu einem konstruktiven Austausch statt zu einer Belastung. 

Warum das Thema Geld in der Beziehung gerade für Frauen wichtig ist

Besonders für Frauen ist es bedeutsam, frühzeitig das Thema Geld anzusprechen – vor allem, wenn die Familienplanung ansteht. Die Entscheidung für Kinder bringt neben aller Freude auch eine neue Aufteilung von Erwerbs- und Care-Arbeit in die Paarbeziehung. Für denjenigen Elternteil, der die berufliche Tätigkeit einschränkt – und das ist oftmals die Mutter –, kann das langfristige finanzielle Konsequenzen haben.   

  • Aufteilung von Care- und Erwerbsarbeit:
    Wer kümmert sich um die Betreuung des Babys, wenn es auf der Welt ist? Wie wird die Elternzeit aufgeteilt? Treten beide Elternteile kürzer oder nur ein Elternteil? Am besten verhandeln Sie solche Fragen schon vor der Schwangerschaft. Neben der emotionalen Rolle ist es wichtig, auch die finanziellen Auswirkungen auf beide Partner zu berücksichtigen und die Elternzeit so zu gestalten, dass keine langfristigen Nachteile für einen von beiden entstehen. Eine klare Absprache über die beiderseitigen Vorstellungen zur Aufteilung von Erwerbsarbeit und Care-Arbeit verhindert späteren Streit und Spannungen über Ungleichheiten.
  • Finanzieller Ausgleich für Care-Arbeit:
    Wer weniger oder gar nicht erwerbstätig ist, verliert zumindest für eine Zeit lang einen Teil der finanziellen Unabhängigkeit und es können Nachteile bei der Rentenversicherung entstehen. Dem Partner bzw. der Partnerin den Rücken freizuhalten, die Kinderbetreuung zu übernehmen oder Angehörige zu pflegen ist jedoch genauso viel wert wie die Erwerbsarbeit im Beruf. Daher sollten Paare über einen finanziellen Ausgleich für die Gehaltseinbußen sprechen, etwa durch private Vorsorge oder ein angemessenes monatliches Budget für den nicht oder weniger erwerbstätigen Elternteil.

Geld ist der Schlüssel zu einer starken Partnerschaft

Trauen Sie sich, Tabus zu brechen und Gespräche übers Geld offen anzugehen. Das Verhandeln finanzieller Fragen in der Beziehung ist kein notwendiges Übel, sondern eine Chance, die Partnerschaft zu stärken. Wer das Thema frühzeitig anspricht, fördert eine gleichberechtigte Beziehung. Auch wenn das Thema anfangs unangenehm erscheinen mag, lohnt sich der Schritt: Gemeinsam getroffene Entscheidungen schaffen eine stabile Basis für ein faires Miteinander. 

Wo finden wir Hilfe und Beratung 

Viele Verbraucherzentralen bieten kostengünstige oder kostenlose Informationen und Beratungen zu Themen wie Budgetplanung, Altersvorsorge und Schulden an. 

Wenn schon Schulden entstanden sind, können Sie sich an eine Schuldnerberatungsstelle in Wohnortnähe wenden. Sie finden sie über den Familienlotsen hier auf dem Familienportal.NRW.  

Über den Familienlotsen finden Sie auch eine Familienberatungsstelle in Ihrer Nähe, die bei Beziehungsproblemen unterstützen kann.  

Bei der Deutschen Rentenversicherung können sich Paare kostenlos über Rentenansprüche und die Auswirkungen von Care-Arbeit beraten lassen.  

Wenn es finanziell eng wird in der Familie, finden Sie Hilfen, Tipps und Beratungsstellen in dem folgenden Beitrag hier auf dem Familienportal.NRW: