Das Nesthocken hat nicht generell mit Bequemlichkeit zu tun. Der Tatsache sind auch andere Gründe geschuldet:
- Die Mieten explodieren, Wohnraum gerade in Großstädten und Ballungsräumen ist rar und teuer. Kleine und günstige Wohnungen sind kaum zu bekommen.
- Die Ausbildungszeit dauert zum Teil deutlich länger, was den Berufseinstieg nach hinten verschiebt. Das Bachelorstudium lässt zum Jobben wenig Zeit. Die Kinder sind länger finanziell von ihren Eltern abhängig.
- In der Pandemie findet das Studium hauptsächlich online statt. Der Umzug in die Universitätsstadt ist zunächst gar nicht erforderlich. Das erhöht den Anteil der Studierenden, die aus wirtschaftlichen Gründen zuhause bei den Eltern wohnen bleiben.
- Eltern und Kinder verstehen sich heute deutlich besser. Konflikte werden seltener ausgetragen, die Beziehung ist oft freundschaftlich, das Zusammenleben im elterlichen Zuhause gestaltet sich harmonisch.
- Während die Kinder früher schnell aus der heimischen Enge ausziehen wollten, ist die Wohnraumsituation heute meist deutlich entspannter.
- Manchen Eltern fällt das Loslassen der Kinder (unbewusst) schwer. Aus lauter Liebe senden sie falsche Signale. Der Kühlschrank ist immer voll, eine warme Mahlzeit steht zuverlässig auf dem Tisch, die Wäsche ist pünktlich gewaschen, es besteht keine Notwendigkeit, selbst Verantwortung zu übernehmen. Für den Nachwuchs ist es einfach sehr bequem im behaglichen Zuhause und der Antrieb, das Nest zu verlassen, ist (verständlicherweise) oft nicht sehr groß.