In der Trotzphase ist guter Rat gefragt

Die Situationen ähneln sich: An der Supermarktkasse will Ihr Kind unbedingt einen Schokoriegel und fängt lauthals an zu schreien, wenn Sie „Nein“ sagen. Auf dem Weg in die Kita weigert sich Ihr Kind wutentbrannt, die Winterjacke anzuziehen, obwohl es kalt ist. Ihr Kind wütet, weil es ihm nicht sofort gelingt, die bunten Socken allein anzuziehen. Und abends gibt es ein zorniges Heuldrama im Bad, weil Ihr Kind sich heute nicht die Zähne putzen will. Dicke Kullertränen, großes Gezeter, vielleicht schlägt Ihr Kind sogar um sich. Kommt Ihnen das alles bekannt vor? Keine Sorge: Dieses Verhalten ist im Trotzalter ganz normal. Sie können die heftigen Gefühlsausbrüche kaum verhindern und haben als Eltern auch nichts falsch gemacht. 

Die Trotzphase wird auch Autonomiephase genannt. Der Abnabelungsprozess ist davon geprägt, dass Ihr Kind jetzt Schritt für Schritt zu einer eigenständigen Person mit einem eigenen Willen heranwächst. Ihr Nachwuchs entwickelt eigene Ideen und will die neu errungene Selbstständigkeit austesten. Klappt das nicht gleich so wie gedacht oder wird der Plan von Mama oder Papa verhindert, empfindet das Kind große Enttäuschung. Wenn es seinen Willen nicht durchsetzen kann, äußert sich das in starken Gefühlen, mit denen Ihr Kind noch nicht umgehen kann. Kinder in diesem Alter können ihre Wut noch nicht richtig regulieren. Doch die Erkenntnis, dass sich nicht jedes Bedürfnis sofort erfüllen lässt, ist ein wichtiger Lernprozess für das spätere Leben. 

Die heftigen Gefühlsausbrüche können unvermittelt auftreten. Auslöser für das trotzige Verhalten gibt es viele, jedoch lassen sich Situationen beschreiben, in denen Kinder schneller zu Ausbrüchen neigen:

• Vielleicht ist Ihr Kind einfach müde, hungrig oder durstig. 
• Oder Sie haben seine Pläne durchkreuzt und es aus einem spannenden Spiel gerissen. 
• Zeitdruck kann ebenfalls ein Auslöser sein, besonders am Morgen. Ihr Kind spürt das und reagiert mit Widerstand. 
• Manchmal steckt hinter dem wütenden Verhalten auch pure Verzweiflung und Hilflosigkeit – zum Beispiel, weil Ihr Kind gewisse Dinge noch nicht allein kann oder Sie ihm Grenzen setzen, die es gerade nicht versteht. 

Vermutlich werden Sie schnell erkennen, welche Situationen einen Gefühlsausbruch Ihres Kindes herausfordern.

Diese Tipps können helfen:

• Fördern Sie die Selbstständigkeit Ihres Kindes, wenn es etwas allein machen möchte. Klappt es nicht so wie gewünscht, bieten Sie an, es gemeinsam zu tun. 
• Reißen Sie Ihr Kind nicht unvermittelt aus seinem Spiel heraus. Geben Sie ihm Zeit, sich darauf vorzubereiten, dass es beispielsweise in 10 Minuten mit zum Einkaufen oder zur Oma gehen soll.
• Will Ihr Kind partout im Schlafanzug in die Kita, dann lassen Sie es gehen. Vermutlich passiert das nicht ein zweites Mal. 
• Wenn Sie merken, dass Ihr Kind müde ist, sollten Sie Ihr Vorhaben, wie z.B. einen Einkauf, vielleicht verschieben oder so kurz wie möglich halten. 
• Wenn sich erste Vorboten eines Trotzanfalls ankündigen, hilft manchmal ein Ablenkungsmanöver. Wählen Sie zum Beispiel eine andere Supermarktkasse ohne „Quengelware“ oder bitten Sie Ihr Kind, beim Einpacken der Waren zu helfen. Seien Sie erfinderisch: Mit kreativen Ideen und Humor lässt sich so mancher Konflikt umgehen.
• Je weniger oft Sie „Nein“ sagen, desto besser wirkt es. Stellen Sie nicht zu viele, aber sinnvolle und klare Regeln auf. Und bleiben Sie konsequent in Ihrer Haltung. Kinder brauchen Grenzen und es ist ganz normal, dass diese Grenzen regelmäßig ausgetestet werden. 

Eines vorab: Das Trotzverhalten Ihres Kindes richtet sich nicht gegen Sie. Also nehmen Sie es nicht persönlich.

Diese Tipps können helfen, Ihren kleinen Trotzkopf wieder zu beruhigen: 

• Nehmen Sie die Bedürfnisse Ihres Kindes ernst. Versuchen Sie die Gefühle Ihres Kindes in Worte zu fassen. Bieten Sie Ihre Hilfe an, ohne übergriffig zu sein. So unterstützen Sie Ihr Kind beim Selbermachen und selbstständig werden. 
• Um sich bei einem Trotzanfall zu beruhigen, braucht Ihr Kind Trost, Unterstützung, Ermutigung und Sicherheit. Gehen Sie auf Augenhöhe und zeigen Sie Verständnis für die Gefühle Ihres Kindes. Bieten Sie Ihrem Kind zum Beispiel an: „Du bist wütend, soll ich dich in den Arm nehmen?“ oder „Du bist gerade so zornig, lass uns zusammen auf den Boden stampfen!“ 
• Insbesondere nach einem Trotzanfall braucht Ihr Kind das Gefühl, geliebt und angenommen zu werden. Seien Sie daher nicht nachtragend. 
• Reagieren Sie ruhig und gelassen, auch wenn das nicht immer einfach ist. Sie sollten sich auf keinen Fall provozieren lassen oder auf einen Machtkampf einlassen. Jetzt ist vor allem Geduld gefragt. Zeigen Sie sich entgegenkommend und bieten Sie einen Kompromiss an, zum Beispiel: „Lass uns das gemeinsam machen.“ 
• Sie sollten Ihr Kind nicht beschimpfen, anschreien oder bestrafen. Es wird nicht helfen und macht die akute Situation nur schlimmer. Auch Drohungen sind kein gutes Erziehungsmittel. Damit schwächen Sie das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl Ihres Kindes.
• Wenn Ihr Kind gerade tobt, machen Diskussionen keinen Sinn. Erst wenn sich alles wieder beruhigt hat, können Sie mit Ihrem Kind darüber reden und auch Ihre eigene Verhaltensweise erklären.
• Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass Beißen, Treten und Schlagen nicht in Ordnung sind. Vielleicht hilft eine Wutecke im Kinderzimmer, in der Ihre Tochter oder Ihr Sohn auf den Sandsack schlagen darf.