Talente fördern

Das Beste fürs Kind – das wollen alle Eltern! Ihrem Kind zu helfen, seine Begabungen und Talente zu finden, ist ein wichtiges Vorhaben. Doch wie kann das gelingen? Kinder stecken voller unterschiedlicher Interessen und sprühen oft vor Begeisterung für alles Neue. Nicht immer ist es leicht herauszufinden, wo wirklich ein besonderes Talent steckt. Und dann fragen Sie sich vielleicht: Wie fördere ich mein Kind gezielt, ohne es zu überfordern? Finden Sie hier Anregungen, wie Sie Ihr Kind beim Entdecken und Ausprobieren unterstützen können. 

"Beeindruckend, diese Pinselführung: schwungvoll und kontrolliert zugleich. Und wie sehr das Pferd nach Pferd ausschaut – fast nicht nach Kuh. Das können bestimmt nicht viele Vierjährige so leichthändig. Wo gibt’s hier den nächsten Malkurs? Vielleicht schlummert da ein großer Künstler in dem kleinen Mann. Andererseits, diese Ballsicherheit gestern auf der Fußballwiese war auch nicht zu verachten. Und dann diese Freude am Erzählen! Aus welcher Ecke seines Hirns holt er nur immer diese aufregenden Geschichten her? Aber eines ist jedenfalls sicher: Ein Mathegenie wird er nicht. Mit Zahlen haben wir es in unserer Familie ja alle nicht so …” 

Haben Sie auch manchmal ähnliche Gedanken, wenn Sie Ihr Kind beobachten? Vielleicht stellen Sie sich dann Fragen wie: Woran erkennen wir eine besondere Fähigkeit, eine Leidenschaft oder ein echtes Talent in unserem Kind? Und wie können wir helfen, diese Neigung weiterzuentwickeln und zu fördern? Dazu sollten Sie wissen: Die Förderung von Kindern hat viel mit Spaß zu tun und der Freiheit, Neues auszuprobieren.   

Ob in einem Bereich ein besonderes Talent vorhanden ist, ist für Eltern nicht so leicht herauszufinden.  

Zum einen sind besonders Kleinkinder sehr sprunghaft in der Auswahl ihrer aktuellen Lieblingsbeschäftigung. Das ist aber gerade in den ersten Lebensjahren gut so: Denn die Vielfalt von Eindrücken und Erfahrungen, die Ihr Kind macht, sind wertvolle Anregungen für die Entwicklung des Gehirns. Hören, Sehen, Tasten, Bewegen, Riechen, Schmecken, Fühlen – je mehr Sinne angesprochen werden, desto vielfältiger werden die Vernetzungen im Kopf.  

Zum anderen sind Eltern allzu leicht von ihren eigenen Wünschen, Erfahrungen und Neigungen beeinflusst. Wenn Sie die Entwicklung Ihres Kindes zu sehr in die von Ihnen gewünschte Richtung drücken, bleiben Talente außerhalb Ihrer elterlichen Vorstellung vielleicht unentdeckt.  

Gleichzeitig sind Eltern jedoch wichtige Vorbilder, wenn es darum geht, tieferes Interesse für eine Sache zu entwickeln. Denn Kinder entdecken zunächst die Dinge, die in ihrem unmittelbaren Umfeld stattfinden. Ist der Papa ein begeisterter Sänger, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich irgendwann auch das Kind für Musik und Singen interessiert. Und es ist eine natürliche Elternrolle, dabei ein bisschen Talentscout zu sein. Zu einem guten Scout gehört aber ebenso, es anzunehmen, wenn Ihrem Nachwuchs etwas nicht so liegt – auch wenn der singende Papa seine Leidenschaft gerne mit dem Kind teilen möchte.  

In den meisten Fällen hängt die Suche nach einer echten Begabung viel von Entwicklungsfreiheit ab. Sie als Eltern können aufmerksam beobachten, wofür Ihr Kind sich begeistert und motiviert zeigt:  

• Was macht Ihrem Kind besonders viel Spaß?  
• Bei welchen Aktivitäten zeigt es Ausdauer über einen längeren Zeitraum hinweg?  
• Was gelingt besonders gut? 
• Was versteht Ihr Kind sehr schnell? Möchte es zu dem Bereich von sich aus mehr wissen? 

Ausprobieren, verwerfen, neu probieren – es braucht Geduld und Zeit, den eigenen Wohlfühlbereich zu finden: Ob in der Musik, im Sport, oder eher in der Kunst, ob in der Sprache, dem Miteinander, der räumlichen Vorstellungskraft, dem motorischen Geschick – oder ganz woanders. Kinder, die sich in unterschiedlichen Bereichen frei testen dürfen, sind vielleicht nur ganz kurz vom Tanzen begeistert, um sich dann plötzlich nur noch für Baukästen zu interessieren. Aber sie machen dabei wertvolle Erfahrungen und gewinnen ein wachsendes Gespür für sich und ihre Fähigkeiten.  

Förderung besteht nicht nur aus der Freiheit, alles Mögliche auszuprobieren. Manchmal muss Ihr Kind auch etwas Durchhaltevermögen entwickeln, sich auf eine Sache konzentrieren, üben, hinfallen, wieder aufstehen und weiterüben. Erst dann lässt sich klarer sagen, ob eine Sache Ihrem Kind wirklich liegt oder nicht. Hier das rechte Maß zu finden, ist nicht leicht: Zu viel Förderung führt zu Stress, zu wenig lässt Talente verkümmern.  

Es ist für manche Eltern vielleicht auch eine Herausforderung, beim Blick auf das eigene Kind nicht zu viel Ehrgeiz zu entwickeln. Die Aufgabe für Eltern lautet daher, sensibel zu sein, zu erspüren, was das Kind möchte – oder eben auch nicht. Eine typische Stolperfalle sollten Eltern in jedem Fall vermeiden: den Vergleich mit anderen Kindern! 

Ein Kind, das permanent Erwartungen erfüllen muss, wird kaum seine eigenen Potenziale entdecken können. Fühlt es sich dagegen geliebt und angenommen, so wie es ist, hat es genügend emotionale Sicherheit, Experimente zu wagen.