Zum Inhalt wechseln
Familienportal
Logo MKJFGFI NRW

Streit um die Erziehung

Wie gelingt Erziehung, wenn Eltern unterschiedliche Erziehungsstile haben?

Wenn Eltern unterschiedlich erziehen

„Bei Papa darf ich das immer!“ „Aber Mama findet das total in Ordnung!“ Wer kennt solche oder ähnliche Sätze nicht? Schwierig wird’s, wenn unterschiedliche Auffassungen zum Erziehungsstil zwischen Eltern dauerhaft zu Streit führen. Oder wenn Kinder ihre Eltern gegeneinander ausspielen. Die Frage ist: Müssen Eltern immer an einem Strang ziehen? Oder haben auch unterschiedliche Vorstellungen Platz in einer guten Erziehung? Lesen Sie dazu einige Tipps, wie Eltern in Erziehungsfragen Lösungen finden, die für alle akzeptabel sind.

Was den eigenen Erziehungsstil prägt

Wir sind als Eltern oft geprägt von dem, was wir selbst erlebt haben und wollen es in der Regel genauso, aber besser machen – oder ganz anders. Das hängt sehr davon ab, wie wir unsere eigene Erziehung erlebt haben. Nicht selten wiederholen wir unbewusst die eigenen Erziehungserfahrungen bei unseren Kindern.

Um sich klarzumachen, wie es bei einem selbst war, lohnt es sich, einmal genau in die eigene Lebensgeschichte hineinzuschauen: Was hat sich gut angefühlt, was eher weniger? Daraus lassen sich dann Vorstellungen entwickeln als Grundlage für die gemeinsame Erziehung der eigenen Kinder. 

Ihre persönlichen Vorstellungen sollten Sie als Eltern miteinander besprechen. Fragen, die Sie sich u.a. stellen könnten, sind zum Beispiel:

  • Was bedeutet für uns eine gute und liebevolle Erziehung?
  • Welches Verhalten wünschen wir uns von unserem Kind im Alltag bzw. in dieser konkreten Situation?
  • Wo möchten wir Grenzen setzen?
  • Welche Regeln und Konsequenzen wollen wir gemeinsam vereinbaren – zu Hause und außerhalb? 
  • Wie gehen wir mit Grenzüberschreitungen um?
  • Wie möchten wir wichtige Feste mit unserer Familie leben?
  • Welche Regeln gelten für die Familienmitglieder?

Ihre Antworten darauf sind eine gute Basis, um in der Partnerschaft gemeinsame Grundsätze und Regeln für die Erziehung der eigenen Kinder zu entwickeln. 

Kennen Sie diese typische Alltagssituation?

Mama sagt, das Kind soll um 19 Uhr ins Bett, damit es morgens ausgeschlafen in die Schule kommt. Papa sieht das lockerer und erlaubt noch eine zusätzliche halbe Stunde Fernsehen am Abend. Das kann schnell zum Konflikt führen: „Du erlaubst ja alles!“ „Na und bei dir ist alles verboten!“ 

Was nun? 

Es ist völlig normal, dass Sie und Ihr Partner bzw. Ihre Partnerin sich nicht in allen Fragen der Erziehung einig sind. Unterschiedliche Meinungen müssen kein Drama sein, nur sollten sie nicht zum Machtkampf oder Dauerstreitthema zwischen Eltern werden. Sie sollten auch nicht dazu führen, dass Kinder und Eltern sich gegeneinander ausspielen. 

Entscheidend ist, dass Eltern im Umgang mit ihren Kindern eine konsequente Haltung finden. 
Wenn gemeinsame Grundsätze, Grenzen, Regeln und Rituale beachtet werden, kommen Kinder auch mit unterschiedlichen Erziehungsstilen der Eltern ganz gut zu recht. Sie erfordern jedoch auch Gemeinsamkeiten und immer wieder Absprachen. Wichtig ist, dass Kinder wissen müssen, an wen bzw. woran sie sich in bestimmten Situationen zu halten haben.

Was hilft, wenn Eltern sich uneinig sind

Hier sind einige Tipps, wie Sie mit unterschiedlichen Vorstellungen zur Erziehung umgehen können: 

Zeigt den vollständigen Text für Nicht-Screenreader-Nutzer an. Screenreader lesen den gesamten Text automatisch.
  • Miteinander ins Gespräch kommen
    Sprechen Sie Ihre Vorstellungen und Gedanken in der Erziehung offen an. Was ist Ihnen besonders wichtig, was kann vielleicht der Partner bzw. die Partnerin besser?
  • Prioritäten setzen
    Es hilft auch, gemeinsam Prioritäten zu setzen und sich auf wesentliche Regeln zu konzentrieren. Was liegt Ihnen in Punkto Erziehung besonders am Herzen? Was ist Ihnen am wichtigsten für Ihr Kind? Treffen Sie Entscheidungen zu Gunsten des Elternteils, dem die jeweilige Regel oder das Ritual am wichtigsten ist.
  • Kompromisse finden
    Diskutieren Sie miteinander, was für die Entwicklung Ihres Kindes aus Ihrer Sicht am besten erscheint. Gibt es „objektive“ Argumente, die für oder gegen eine bestimmte Erziehungsentscheidung sprechen: zum Beispiel Auswirkungen von Schlafmangel am nächsten Tag, ein unausgeglichenes Kind nach dem Dauer-Gaming, eine anstehende Klassenarbeit ...? Handeln Sie Kompromisslösungen aus, die für alle Familienmitglieder tragbar sind.
  • Regeln und Grenzen einhalten
    Wenn Sie sich gemeinsam auf Regeln, Grenzen und Rituale verständigt haben, ist es wichtig, dass Sie anschließend klar und eindeutig danach handeln. Für Ihr Kind wäre es verwirrend, wenn Sie sich nicht an die Entscheidung halten oder sich Ihre Entscheidungen ständig ändern. Wenn das Handy beispielsweise während des Abendessens vom Tisch verbannt wurde, müssen sie auch konsequent bleiben und sollten keine Ausnahme zulassen. Ein anderes Beispiel: Wenn um 20 Uhr Schlafenszeit ist, sollten Sie diese Uhrzeit für gewöhnlich auch einhalten.
  • Die Ausnahme von der Regel
    Diskutieren Sie auch miteinander, wie wichtig es Ihnen ist, dass bestimmte Dinge trotz vereinbarter Regeln in Ausnahmesituationen möglich sind. Zum Beispiel: Darf das Kind länger aufbleiben, wenn die Oma einen runden Geburtstag feiert oder wenn die ganze Familie das Fußball-Finale in der Woche gemeinsam gucken möchte.
  • Erziehungsentscheidungen in Ausnahmesituationen
    Im turbulenten Familienalltag gibt es oftmals Situationen und Ereignisse, die eine schnelle Entscheidung in Erziehungsfragen erfordern. Dann sollte Ihr Kind wissen, wer jetzt aktuell das Sagen hat. Die Entscheidung muss dann von beiden Eltern getragen werden. Im Nachhinein können Sie mit Ihrem Parner bzw. Ihrer Partnerin über die getroffene Entscheidung reden und ihre Sichtweisen austauschen.

Wo finden wir Hilfe und Beratung?

Über die Online-Beratungsstellensuche für Jugend- und Eheberatung e.V. können Sie passende Beratungsangebote finden. Wenn Sie auf der Seite Ihren Wohnort und das Thema angeben, werden Ihnen Anlaufstellen angezeigt.

Die evangelische und katholische Kirche bietet ebenfalls kostenlos ein breitgefächertes Beratungsangebot für Eltern bei Erziehungsfragen.

Für schnelle Unterstützung finden Sie auf der Seite des Familienportals Nordrhein-Westfalen wichtige Hotlines und Notfallnummern auf einen Blick.

Weitere InformationenLinks zum Weiterlesen

Wie Eltern zuverlässige Gesprächspersonen für ihre Kinder sein können, lesen Sie in diesem Beitrag auf dem Familienportal.NRW.

TippsZum Download

Hilfreiche Hinweise zu einer guten Gesprächsführung können Sie in diesem Leitfaden nachlesen.