Eltern als zuverlässige Gesprächspartner

Zuverlässiger Gesprächspartner für Ihr Kind

Text zuletzt aktualisiert: 22.12.2022

Eltern als zuverlässige Gesprächspartner für ihr Kind

Kennen Sie das? Fragen Sie Ihre Tochter nachmittags danach, wie es in der Schule war, kommt nur ein knappes: „Ganz okay.“ Möchten Sie von Ihrem Sohn wissen, wie die Klassenarbeit lief, lautet die ausweichende Antwort: „Geht so.“ Es scheint, als laufen die Antworten in der Pubertät meist auf Zwei-Wort-Sätze hinaus. Mit dem eigenen Kind ins Gespräch zu finden ist manchmal gar nicht so einfach. Woran das liegt und welche Kommunikationsregeln Ihnen helfen, einen guten Einstieg zu finden, lesen Sie hier.

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Eltern als Gesprächspartner

Warum antworten Kinder oft einsilbig?

Mal schweigen sie, mal rasten sie aus. Gerade in der Pubertät ist es schwierig, an die Teenager heranzukommen. Wenn Kinder verschlossen bleiben oder den Fragen der Eltern ausweichen, kann das viele Ursachen haben: Vielleicht ist Ihr Sohn nach einem anstrengenden Schultag einfach zu müde und benötigt erst einmal etwas Abstand. Vielleicht vermisst er Ihre volle Aufmerksamkeit, weil Ihre Frage zwischen Tür und Angel kommt. Es kann aber auch sein, dass sich Ihre Tochter „verhört“ vorkommt und schon deshalb die Türe lautstark hinter sich zuwirft. Fühlen sich Teenager bedrängt, blocken sie das Gespräch nämlich einfach ab. 


 

Was läuft häufig schief?

Es kann an der Formulierung oder an den Zwischentönen liegen, die zu Missverständnissen und Kommunikationsproblemen führen. Manchmal müssen Eltern auch einfach akzeptieren, dass Heranwachsende nicht reden wollen. Vorwürfe machen in dem Moment wenig Sinn. Viel besser ist, weiterhin gesprächsbereit zu bleiben und den Faden zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzugreifen. Auch in Situationen, in denen beim Nachwuchs die Emotionen hochkochen, sind Diskussionen zwecklos. Sie kommen in dem Moment höchstwahrscheinlich nicht an Ihr Kind heran. Was Sie als Eltern akzeptieren müssen: In der Pubertät ziehen sich viele Jugendliche von den Eltern zurück. Freunde werden jetzt wichtiger als Eltern. Es ist normal, dass Ihr Kind Ihnen nicht mehr alles erzählt oder Geheimnisse vor Ihnen hat. Sie sollten dies nicht als Zurückweisung verstehen. 


 

Wie läuft’s besser?

Es gibt einige Tipps, wie Sie über eine zugewandte Gesprächsführung Nähe zu Ihrem Kind aufbauen und Verständigungsschwierigkeiten vermeiden. Die wichtigsten Verhaltensregeln haben wir für Sie zusammengefasst: 

  • Nutzen Sie den richtigen Zeitpunkt. Die Situation kennen wohl alle Mütter und Väter: Ihr Kind möchte über etwas Wichtiges reden, aber in diesem Moment haben Sie eigentlich gar keine Zeit dafür. Nutzen Sie die Chance trotzdem und halten Sie kurz inne, auch wenn Sie in Eile sind. Ein ablehnendes „Besprechen wir später“ funktioniert in den seltensten Fällen. Dieser Moment kommt nicht wieder und Ihr Kind hat sich bereits wieder zurückgezogen. Andersherum erfordert es manchmal auch elterliche Zurückhaltung. Wenn Ihr Sohn oder Ihre Tochter gerade aus der Schule heimkommt, fangen Sie besser nicht sofort an, Ihr Kind mit dem Satz „Jetzt erzähl doch mal“ zu drängen. Wenn Ihr Nachwuchs genervt oder gestresst ist, ist es sinnvoll, erst einmal abzuwarten. 
  • Gehen Sie auf Augenhöhe. Reden Sie mit Ihrem Kind nicht von oben herab, sondern begeben Sie sich auf eine Ebene. Signalisieren Sie Ihr echtes Interesse an einem Gespräch, indem Sie Blick- und Augenkontakt aufnehmen. Auch Ihre Körperhaltung ist wichtig: Wenn Sie sich Ihrem Kind aktiv zuwenden, machen Sie deutlich, dass Sie ihm Zeit und Unterstützung schenken. 
  • Hören Sie aktiv zu. Ermuntern Sie Ihr Kind zum Erzählen, indem Sie offene Fragen stellen. Hören Sie gut zu und ermutigen Sie es durch Nachfragen zum Weitersprechen. Vermeiden Sie jedoch ein „Verhör“: Werden Ihre Fragen zu bohrend, kann es passieren, dass Ihr Kind komplett dichtmacht. 
  • Wenden Sie die richtige Fragetechnik an. Manche Fragen sind für Kinder mit einem Wort oder einem kurzen Satz zu beantworten, zum Beispiel: „Wie war es heute in der Schule?“ Antwortet Ihr Kind mit „gut“, ist das Gespräch beendet. Viel besser ist es, detaillierter zu fragen. Zum Beispiel so: 
    • Über was hast du dich heute besonders gefreut? 
    • Warum verstehst du dich mit Tina besser als mit Hannah? 
    • Welchen Vorschlag hast du, um den versäumten Schulstoff aufzuholen? 
    • Du siehst unglücklich aus. Möchtest du mir erzählen, was dich beschäftigt?
  • Gut gemeinte Ratschläge vermeiden: Auch wenn es schwerfällt und Sie selbstverständlich über viel mehr Lebenserfahrung verfügen – halten Sie sich im Gespräch mit vorschnellen Tipps, Kommentaren und eigenen Einschätzungen zurück. Vermeiden Sie es, Ihrem Kind fertige Lösungen anzubieten, wenn es über Probleme oder Konflikte berichtet. Viel besser ist es, Ihr Kind nach einer eigenen Bewertung der Lage zu fragen und es aufzufordern, eigene Vorschläge zu suchen. Das stärkt das Selbstbewusstsein und fördert die Entwicklung von Problemlösungskompetenz.
  • Akzeptieren Sie eine andere Meinung: Heranwachsende bilden sich ihre eigene Meinung, manchmal gehen sie auch bewusst auf Konfrontationskurs mit ihren Eltern. Bleiben Sie trotzdem respektvoll in der Diskussion und hören Sie sich die Argumente Ihres Kindes an. Suchen Sie gemeinsam nach einem Kompromiss, mit dem beide Seiten gut leben können. 
  • Senden Sie Ich-Botschaften. Viele Menschen neigen dazu, in schwierigen Gesprächen vorwiegend Du-Botschaften zu senden. Das klingt schnell vorwurfsvoll und verletzend. Viel besser ist es, den Spieß umzudrehen und die eigenen Wünsche und Vorstellungen zum Ausdruck zu bringen. Also statt „Du hast schon wieder nicht den Müll hinuntergebracht“ lieber sagen: „Ich wünsche mir, dass du dich an den Wochenplan hältst. Heute bist du mit Müllhinunterbringen dran.“  
  • Formulieren Sie positiv. Auch wenn Ihr Kind Fehler gemacht hat und Sie Kritik äußern, sollten Sie dies respektvoll und liebevoll tun. Vermeiden Sie Kommunikationskiller wie „Immer lässt du deine dreckigen Sportklamotten liegen“ oder „Nie räumst du dein Zimmer auf.“ Das provoziert Ihren Teenager mehr, als es nutzt, und weckt vermutlich seinen Trotz nach dem Motto: „Wenn das immer so ist, dann mache ich es erst recht so.“ Sagen Sie lieber, was Ihr Kind tun soll, als was es nicht tun soll. Bemühen Sie sich auch, jedes Gespräch wertschätzend und liebevoll zu beenden. 
  • Offen sagen, was Sie fühlen. Selbst mit den besten Vorsätzen kann es vorkommen, dass es im Laufe der Diskussion mal kracht. Sie sollten wissen: Das kommt in allen Familien vor. Wenn die Emotionen auf beiden Seiten überkochen, macht es Sinn, das Gespräch vorerst abzubrechen. Wenn Sie es wieder aufnehmen, sollten Sie Ihrem Kind Ihre Gefühle erklären: Was hat Sie wütend gemacht? Warum haben Sie sich so verhalten? Vielleicht ist eine Entschuldigung angebracht, wenn Sie Ihr Kind angeschrien haben. Das ist der erste Schritt auf dem Weg zu einem vernünftigen Umgang miteinander.
  • Führen Sie regelmäßige Gespräche in der Familienrunde. Kennen Sie schon das Prinzip des Familienrats? Wenn Sie regelmäßig in der Familie zusammenkommen, um gemeinsame Anliegen zu besprechen, lernen Kinder von klein auf, dass sie ernst genommen werden. Gemeinsam können Sie dort alle Themen ansprechen, die anstehen: gemeinsame Unternehmungen am kommenden Wochenende, die Aufgabenverteilung im Haushalt, Geburtstagspläne oder das nächste Reiseziel. So leistet der Familienrat einen wichtigen Beitrag zu einer Erziehung, in der Kinder ihrem Alter angemessen an Entscheidungen beteiligt werden. Und der Familienrat hat noch einen Vorteil: Das Reden fällt allen leichter, wenn Gespräche mit einem festen Ritual verbunden sind. 
     

Weitere Informationen Links zum Weiterlesen

Im Online-Familienhandbuch können Sie den Artikel „Jetzt verstehen wir uns! 10 goldene Regeln für die Kommunikation in der Familie“ nachlesen.