Wie wächst ein gutes Verhältnis zu den Kindern?
Kinder lieben ihre Eltern. Und das Vertraute. Aber nach einer Trennung der Eltern ist alles anders. Beginnt ein Elternteil eine neue Beziehung, stehen plötzlich wieder massive Veränderungen an, die mit Belastungen aller Familienmitglieder verbunden sind. Zieht das neue Paar zusammen? Kommen andere Kinder in die Patchworkfamilie hinein? Ist vielleicht ein Kind gerade noch das Älteste und plötzlich das Jüngste? Fragen gibt es sehr, sehr viele. Welche Schwierigkeiten auftreten können und wie es gelingen kann, die neuen Familienbeziehungen zu stärken, lesen Sie in diesem Beitrag.
Das Thema Zusammenwachsen ist komplex, keine Patchworkfamilie ist wie die andere: Mal kommt ein Kind mit in die Beziehung, mal kommen Kinder aus beiden früheren Beziehungen zusammen. Mal sind Kinder dabei, die nur am Wochenende hinzustoßen. Mal kündigt sich ein neues gemeinsames Baby an. So vielfältig die Varianten, so verschieden sind die Herausforderungen. Gerade Kinder leiden oft unter der ungewohnten Situation. Sie sind hin- und hergerissen zwischen Kern- und Patchworkfamilie, kämpfen vielleicht mit Angst, Wut oder Schuldgefühlen, müssen sich an einen neuen Familienalltag genauso gewöhnen wie an eine neue Partnerin ihres Vaters oder einen neuen Partner ihrer Mutter. Das kann im Familienalltag zu Problemen führen.
Typische Auslöser für Familienprobleme sind fehlende Akzeptanz, Konkurrenzdenken und Eifersucht. Die Erfahrung zeigt, dass besonders Fragen der Erziehung sowie die Beziehung zwischen Kindern und neuem Partner bzw. neuer Partnerin oft Konflikte in unterschiedlicher Ausprägung auslösen. Das sind häufige Schwierigkeiten:
Hat die Mama einen neuen Partner oder der Papa eine neue Freundin, ist dies anfangs meist schwer für die Kinder zu akzeptieren. Sie wünschen sich die alte Geborgenheit in der Kernfamilie zurück. Vielleicht hoffen sie sogar darauf, dass die Eltern wieder zueinander finden. Die neuen Partner werden dann gegebenenfalls als „Eindringlinge“ wahrgenommen und das äußert sich in ablehnendem Verhalten, abhängig vom Alter der Kinder vielleicht sogar in Wut und Provokation.
Es gibt Kinder, die sehr unter der neuen Situation leiden und glauben, (Mit-) Schuld an der Trennung ihrer Eltern zu haben. Dieses Gefühl wird mitunter übertragen auf die neue Partnerin bzw. den neuen Partner. Die neuen Partner stehen in Konkurrenz zum vertrauten, „ausgetauschten“ Elternteil. Ein „Bonus Papa“ oder eine „Bonus Mama“ kann das Original natürlich niemals ersetzen, und sollte dies auch auf keinen Fall versuchen.
Kinder haben es schwer, die neue Situation einzuordnen. Vielleicht ist der neue Partner der Mutter oder die Freundin des Vaters sogar wider Erwarten nett und freundlich. Manche Kinder denken jedoch, wenn sie den neuen Partner oder die neue Partnerin akzeptieren, verraten sie den eigenen Elternteil. Dass beide Personen einen Platz in ihrem Leben finden können, braucht Zeit und Vertrauen.
Unter bisher nicht vertrauten Kindern innerhalb der Patchworkfamilie müssen die Rollen, die jede und jeder in der neuen Familie einnimmt, neu geklärt werden: etwa zwischen Älteren und Jüngeren, zwischen Mädchen und Jungen und natürlich zu dem eigenen Elternteil und dem neuen. Das führt oftmals zu Streit und Eifersucht untereinander.
Erziehungsfragen müssen in der Regel weiterhin mit dem getrenntlebenden Ex-Partner oder der Ex-Partnerin verhandelt werden, wenn das Sorgerecht geteilt wird. Trotzdem können Konflikte über Erziehungsfragen in der Patchworkfamilie entstehen, wenn der Stiefelternteil andere Vorstellungen hat als der leibliche Elternteil. Das kann nicht nur zu Spannungen mit den Kindern führen, sondern auch zu Streit zwischen dem neuen Paar.
Was helfen kann ist: Rücksicht nehmen, nichts überstürzen, viel reden, voneinander lernen, miteinander verhandeln, allen Beteiligten ausreichend Zeit geben. Die nachfolgenden Tipps bieten Ihnen Anhaltspunkte, sich auf die neue Situation gut einzustellen und die Veränderungen für die Kinder möglichst positiv zu begleiten:
Für Kinder hat eine Patchworkfamilie trotz aller Herausforderungen, Hürden und Anstrengungen auch Vorteile. Sie gewinnen mehr Bezugspersonen hinzu und haben ein großes Familiennetzwerk im Rücken. Patchwork-Kinder entwickeln in dem neuen Familiensystem oft eine sehr hohe Sozialkompetenz. Sie profitieren davon, Absprachen treffen zu müssen, sind rücksichtsvoll und flexibel und können sich gut an neue Situationen anpassen. Viele Patchwork-Kinder sind früh selbstständig und übernehmen Verantwortung für andere
Eine Patchworkfamilie fordert von allen Beteiligten ein hohes Maß an Konfliktfähigkeit und Toleranz. Was mit einem emotionalen Hochgefühl beginnt, kann schnell zu Reibungen und Ernüchterung führen. Führt das Gespräch miteinander nicht weiter, kann der Blick von außen helfen. Das kann mit anderen Patchworkfamilien geschehen oder kostenlos bei Familien- und Erziehungsberatungsstellen, die es auch in Ihrer Region gibt. Es besteht immer auch die Möglichkeit, sich professionell im Internet beraten zu lassen.