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Wiedereinstieg und Vereinbarkeit

Damit der Wiedereinstieg gelingt: Was können Unternehmen tun?

Welche rechtlichen Maßnahmen erleichtern die Rückkehr in den Beruf?

Nach einer Auszeit zurück am Platz: Anpassungen in ihrem Arbeitsumfeld machen es Rückkehrerinnen und Rückkehrern nach der Elternzeit oder einer längeren Erkrankung leichter, sich wieder einzugliedern. Sei es eine höhere Flexibilität, um das Kind zu einem bestimmten Zeitpunkt aus der Betreuung abholen zu können oder der Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten: Für Wiedereinsteigerinnen und -einsteiger sowie Unternehmen bieten sich verschiedene rechtliche Möglichkeiten an, um den Bedürfnissen der Mitarbeitenden gerecht werden zu können.

 

Diese gesetzlichen Instrumente ermöglichen eine größere Flexibilität im Berufsalltag:

Die Brückenteilzeit

Seit dem 1. Januar 2019 können Angestellte die sogenannte „Brückenteilzeit“ beantragen und für einen festgelegten Zeitraum von bis zu fünf Jahren in Teilzeit tätig sein. Anschließend kehren sie automatisch zur ursprünglich vereinbarten Arbeitszeit zurück. Für die Beantragung der Brückenteilzeit müssen keine bestimmten Gründe angegeben werden. Ein Anspruch besteht jedoch nur, wenn einige Voraussetzungen erfüllt sind: Zum Beispiel muss das Unternehmen in der Regel mehr als 45 Mitarbeitende beschäftigen und das eigene Arbeitsverhältnis länger als sechs Monate bestehen. Wenden Sie das Brückenteilzeitmodell an, haben Ihre Mitarbeitenden die Garantie, dass sie nach Ablauf des festgelegten Zeitraums wieder auf die vorherige Stundenzahl aufstocken können. Währenddessen haben sie jedoch keinen Anspruch auf eine Verlängerung, Verkürzung oder vorzeitige Rückkehr zur früheren Arbeitszeit. Dies bietet sowohl Ihnen als auch den Angestellten Planungssicherheit. Eine einvernehmliche Änderung der Vereinbarung ist jederzeit möglich. Ferner sieht das Gesetz für eine erneute Beantragung je nach Sachlage unterschiedliche Fristen vor.

Weitere Teilzeitmodelle 

Im Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG) ist geregelt, dass Arbeitnehmende unter bestimmten Voraussetzungen ihre Arbeitszeit reduzieren können. Die Brückenteilzeit ist dabei nur eine Möglichkeit von vielen. Neben der klassischen Arbeitszeitreduzierung von einzelnen Stunden täglich oder ganzen Tagen in der Woche ist zum Beispiel auch Jobsharing denkbar. Dabei teilen sich zwei oder mehrere Mitarbeitende eine Vollzeitstelle. Sie können dann untereinander absprechen, zu welchen Zeiten sie arbeiten und welche Aufgaben sie jeweils übernehmen, um gemeinsam das gesamte Arbeitspensum zu erfüllen. Welches Modell zum Unternehmen und den Angestellen passt, finden Sie am besten im gemeinsamen Gespräch heraus.

Kinderkrankentage 

Bei der Herausforderung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nach dem Wiedereinstieg zu meistern, aber auch im regulären Berufsalltag, spielen die Kinderkrankentage eine wichtige Rolle. Sie ermöglichen Eltern, ihre Kinder im Krankheitsfall oder bei Schließung von Kinderbetreuungs- und Schuleinrichtungen zu Hause zu betreuen. Die aktuellen Regelungen zu den Kinderkrankentagen finden Sie im Artikel “Krankes Kind – Was nun?” hier auf dem Familienportal.NRW. 

Fünf Tipps für die Gestaltung eines gelungenen Wiedereinstiegs

Wer nach einer Auszeit wieder in das Arbeitsleben zurückkehrt, steht vor einigen Herausforderungen: Die Anforderungen an die Stelle haben sich geändert, das Unternehmen hat sich weiterentwickelt oder neue Tools kommen im Arbeitsalltag zum Einsatz. Wie können Unternehmen den Wiedereinstig gut begleiten? Unternehmen sind im Wettkampf um Fachkräfte gut beraten, wenn sie wiedereinstiegsfreundliche Strukturen etablieren. Folgende Faktoren spielen dabei eine wichtige Rolle:

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  • Ansprache potenzieller Bewerberinnen und Bewerber
    Der Aspekt der Kommunikation nach außen – zum Beispiel durch Stellenausschreibungen oder werbliche Maßnahmen – ist nicht zu unterschätzen. Fast jedes Unternehmen hat Mitarbeitende, die schon einmal in Elternzeit waren. Als Testimonials können sie signalisieren: Wir haben Erfahrung mit dem Thema Wiedereinstieg und sind bereit, uns darauf einzulassen.
  • Zeitliche Flexibilität ermöglichen
    Wiedereinsteigerinnen und -einsteiger befinden sich meist in einer neuen Lebensphase und haben deswegen auch neue Bedarfe im Berufsleben. Ein wichtiger Faktor ist dabei die zeitliche Flexibilität. Außerdem können bestimmte Vergünstigungen die Attraktivität als Arbeitgeberin oder Arbeitgeber gerade für diese Zielgruppe erhöhen. Gibt es zum Beispiel Möglichkeiten, Kinderbetreuung im Betrieb anzubieten? Oder könnte es sinnvoll sein, eine Hotline einzurichten, an die sich die Mitarbeitenden auch mit Fragen und Problemen unabhängig von der Arbeit wenden können?
  • Onboarding und fachliche Unterstützung
    Die Zeit bleibt auch während einer Elternzeit oder einem Gap Year nicht stehen. Wer nach längerer Pause an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt, muss sich mit vielen Neuerungen befassen – von der möglicherweise weiterentwickelten Unternehmenskultur bis zu den neu eingeführten Computerprogrammen. Deswegen ist eine gute Einarbeitung nicht nur für neu eingestellte Mitarbeitende wichtig, sondern auch für die Rückkehrenden. Klären Sie frühzeitig, was an Know-how noch vorhanden und wo Unterstützung gefragt ist – in Form von Schulungen zu fachlichen Aspekten genauso wie zu Arbeitsprozessen. Außerdem sollten Sie in regelmäßigen Abständen nachfragen, ob die Person zurechtkommt. Um auch auf menschlicher Ebene Anknüpfungspunkte zu schaffen, kann es sinnvoll sein, der Wiedereinsteigerin oder dem Wiedereinsteiger eine Patin oder einen Paten an die Seite zu stellen. Diese Person begleitet zu Beginn im beruflichen Alltag und kann noch einmal zusätzlich auf veränderte Strukturen hinweisen.
  • Passende Unternehmenskultur schaffen
    Häufig denken Unternehmen bei der Eingliederung aus der Perspektive der Wiedereinsteigerin oder des Wiedereinsteigers. Mindestens genauso wichtig ist es aber, alle Teamkolleginnen und -kollegen mitzunehmen. Zu überlegen ist zum Beispiel, welche Freiheiten und Unterstützungsmaßnahmen Sie auch ihnen anbieten kann, damit zum Beispiel kein Eindruck von Bevorzugung entsteht. Nur so kann gegenseitiges Verständnis geschaffen werden.
  • Vorbild sein
    Ganz entscheidend für die Unternehmenskultur ist es, was Sie als Führungskraft selbst vorleben. Wenn sie Ihre Kinder ab und zu mit zur Arbeit bringen, ist den Mitarbeitenden sofort klar, dass es in Ordnung ist, wenn sie das bei Bedarf ebenfalls machen.

Pluspunkt für attraktive Arbeitgeber

In der heutigen Zeit ist Flexibilität ein wichtiger Aspekt, der ein Unternehmen für Arbeitnehmende attraktiv macht. Die Möglichkeit, den Berufsalltag individuell und bedarfsgerecht zu gestalten und in Kombination mit den rechtlichen Möglichkeiten kurzfristig auf Betreuungsbedarfe reagieren zu können, erleichtert den Mitarbeitenden die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Gute Unternehmensbeispiele aus der Praxis

Wo finde ich Hilfe und Beratung?

Informationen zu den Voraussetzungen und dem Antragsverfahren für die Brückenteilzeit finden Sie auf dem Portal des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.

Ausführliche Informationen zu Kinderkrankentagen und Kinderkrankengeld erhalten Sie beim Bundesministerium für Gesundheit.
 

Der Deutsche Gewerkschaftsbund bietet Vorträge, Workshops und Beratung für Unternehmen zu verschiedenen Vereinbarkeits-Themenschwerpunkten an.