Zusammenwachsen in der neuen Familie braucht Zeit
Zur Vielfalt moderner Familienformen gehört die Patchworkfamilie. Wenn aus Singles mit Kindern aus vorherigen Partnerschaften eine neue Familie wird, geht es meist turbulent zu. Kündigt sich dann noch einmal gemeinsamer Nachwuchs an, ist das für alle Beteiligten neben dem großen Glück auch eine immense Umstellung.
Patchworkfamilien entstehen, wenn ein Elternteil nach einer Trennung eine neue Partnerschaft beginnt. Dabei können viele bunte Varianten entstehen, beispielsweise wenn Elternteile ihre Kinder mit in die Beziehung bringen. Manchmal kündigt sich auch noch einmal gemeinsamer Nachwuchs an. Das macht die älteren Kinder gegebenenfalls zu Halbgeschwistern. Nicht immer löst diese Nachricht bei allen Beteiligten direkt Begeisterung aus. Schließlich kann das Beziehungsgeflecht einer Patchworkfamilie kompliziert sein.
Wenn gemeinsamer Nachwuchs in die Patchworkfamilie hineingeboren wird, verschieben sich die Rollen und Beziehungen erneut. Kindern macht die Trennung der leiblichen Eltern vermutlich noch zu schaffen. Zukünftig müssen sie sich die Liebe nun zudem mit dem Nesthäkchen teilen. Auch die Elternrollen müssen neu miteinander verhandelt werden und ein Umgang mit den Elternteilen aus vorherigen Partnerschaften gefunden werden. Der Anspruch, den Bedürfnissen der Erst- und Zweitfamilie optimal gerecht zu werden, lässt sich dabei nicht immer erfüllen.
„Hat der Papa das Baby mehr lieb als mich?“, „Hat die Mama noch Zeit für mich?“, „Wird das Baby womöglich bevorzugt?“ Vor allem den zukünftigen (Halb-)Geschwistern fällt es oft schwer, sich über die Babynachricht zu freuen. Zu groß ist die Angst, dass das neue Baby mehr geliebt wird als sie selbst. Vielleicht machen sich Angst, Eifersucht und Wut breit oder das Geschwisterchen wird als Konkurrenz betrachtet. Es ist für jüngere Kinder grundsätzlich nicht leicht zu akzeptieren, dass zukünftig die Liebe der Eltern geteilt werden muss, wenn Nachwuchs kommt. In der Patchworkfamilie kann es Kindern nochmals schwerer fallen.
Gerade am Anfang wird das neue Baby alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Schon in der Schwangerschaft sind daher die Eltern gefragt, ihren Patchworkkindern viel Aufmerksamkeit zu schenken und zu signalisieren, dass sie weiterhin für sie da sind, die Kinder genauso lieben wie vorher, dass niemand bevorzugt oder benachteiligt wird. Und die Kinder sollten auch die Chance haben, ihr neues Geschwisterchen vorbehaltlos lieb zu gewinnen.
Die neue Liebe oder sogar eine Schwangerschaft versetzt nicht nur den Kindern, sondern vielleicht auch dem Elternteil aus einer früheren Beziehung einen Stich ins Herz. Verletzte Gefühle, Sorgen um das Finanzielle oder Angst, dass die älteren Kinder vernachlässigt werden, machen sich breit. Auch wenn das eine schwierige Situation ist: Besprechen Sie Ihre Sorgen unter vier Augen. Reden Sie nicht schlecht vor ihren Kindern von dem anderen Elternteil. Kinder möchten alle Elternteile lieben – auch nach einer Trennung.
Mit der neuen Liebe eine Familie zu gründen oder zu erweitern ist ein großes Glück. Bleiben Sie gelassen, wenn es statt Familienidylle auch mal Eifersüchteleien und Konflikte gibt. Das kommt in den besten Familien vor. Akzeptieren Sie auch, dass die Kinder aus der vorherigen Beziehung immer ein wichtiger Teil des Lebens bleiben werden.
Vorab: Jede Patchworkfamilie ist anders und muss ihren eigenen Weg für das Zusammenleben finden. Diese Tipps können für Sie aber ein Anhaltspunkt sein, wie das Zusammenwachsen in der Patchworkfamilie gelingen kann:
In jeder Familie gibt es Konfliktpotenzial, das gilt auch für das bunte Familienleben in der Patchworkfamilie. Wachsen Ihnen die Probleme über den Kopf, können Sie sich professionellen Rat holen. Staatliche und kirchliche Erziehungs- und Familienberatungsstellen können mit verschiedenen Beratungs- und Unterstützungsangeboten helfen. Über das Online-Portal der bke-Elternberatung, der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung, erhalten Sie eine professionelle Beratung und finden im Forum Austausch mit anderen Patchworkfamilien.