Hebammentipps für Väter
Das rät die Hebamme: Praktische Tipps für werdende Väter
Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett sind einschneidende Erlebnisse im Leben einer Frau. Aber auch für werdende Väter ist das eine ganz besonders intensive Zeit. Wie bereiten sich werdende Väter auf die Geburt vor? Wie können Männer ihre Partnerin gut unterstützen und welche Rolle haben sie unter und nach der Geburt? Hebamme Sabrina Tilly berichtet von ihren Erfahrungen und gibt praktische Tipps für Väter.
Nicht nur den Frauen steht die Hebamme in der Schwangerschaft, bei der Geburt und im Wochenbett mit Rat und Tat zur Seite. Auch für Väter ist sie eine wichtige Ansprechpartnerin. Sabrina Tilly, selbständige Hebamme in Bielefeld und Umgebung, hat in ihren Vorbereitungskursen die Erfahrung gemacht, dass bei einigen werdenden Vätern zu Beginn noch immer die Vorstellung vorherrscht, der Vorbereitungskurs sei ein „reiner Hechelkurs“. Nach der Teilnahme sähen die Männer das dann aber anders: „Die werdenden Väter sind meistens positiv überrascht und bedanken sich für die vielen Informationen.“
Anleitung und Austausch im Geburtsvorbereitungskurs
Bei Sabrina Tilly werden vor allem die Vorbereitungskurse gern angenommen, bei denen fünf Termine nur für Frauen und zwei Termine gemeinsam mit den Partnern stattfinden. Bei den gemeinsamen Treffen werden dann vor allem Themen besprochen, die für die Männer wichtig sind. Dabei trauen sich werdende Väter am Anfang oft nicht, Fragen zu stellen. Das ändert sich dann aber meist schnell.
„Die Männer interessieren sich anfangs eher für ‘technische‘ Dinge: Welche Komplikationen können auftreten? Wie wahrscheinlich ist das?“, erzählt Sabrina Tilly aus ihrer langjährigen Erfahrung und fügt schmunzelnd hinzu: „Ich finde es auch immer wieder interessant, dass gerade das Thema ‚Tragesysteme‘ bei Männern sehr gefragt ist.“ Überrascht ist die Hebamme jedes Mal von Neuem, dass sich die Väter in spe meist schon nach der ersten Stunde untereinander austauschen. Bei den Frauen dauere das oft länger. Als sehr positiv erlebt Sabrina Tilly zudem, dass die werdenden Väter sich dafür interessieren, was im Körper ihrer Partnerin während der Schwangerschaft passiert – und dass viele Männer ihre Partnerinnen zu den Voruntersuchungen begleiten.
Viele Fragen nach der Geburt
Ist das Kind erst einmal da, drehen sich die Fragen der frischgebackenen Väter häufig darum, ob das Gewicht des Neugeborenen stimmt und es genügend trinkt. Schließlich können sie nicht unmittelbar sehen, wie viel das Baby beim Stillen zu sich nimmt. Außerdem haben sie Fragen zum richtigen Baden des Säuglings, zur Heilung des Bauchnabels, zur Behandlung eines wunden Pos oder zu Babyschwimmkursen. Immer mehr Väter interessieren sich auch für die Babymassage: „Das ist dann etwas, was die Väter gerne übernehmen. Dabei können sie intensiv Zeit mit ihrem Kind verbringen.“
Tipps aus der Praxis für Väter: Das rät die Hebamme
Und jetzt mal ganz konkret: Wie können Sie als werdender Papa Ihre Partnerin aktiv in der Zeit von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett unterstützen? Sabrina Tilly hat praktische Tipps für (werdende) Väter:
In der Schwangerschaft
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Haushalt:
In der Regel teilt sich ein Paar die Arbeit im Haushalt, doch während der Schwangerschaft sollten Sie Ihrer Partnerin mehr entlasten.
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Vorkochen:
Damit Sie nach der Geburt nicht zu viel Zeit in der Küche verbringen müssen, ist es sinnvoll, vorzukochen und das Essen portionsweise einzufrieren.
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Tasche packen:
Auch als werdender Vater sollten Sie eine Tasche mit Wechselklamotten griffbereit haben, da die Geburt jederzeit losgehen kann. So vermeiden Sie, stundenlang in Arbeitskleidung im Kreißsaal stehen zu müssen. Was außerdem in die Tasche gehört: etwas zu lesen und – ganz wichtig – Nervennahrung!
Während der Geburt
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Die Anwesenheit im Kreißsaal ist kein MUSS!
Nicht jeder Mann möchte dabei sein und nicht jede Frau möchte ihren Partner dabeihaben. Sprechen Sie hierzu vorab offen mit Ihrer Partnerin.
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Notfall-Unterstützung:
Es ist sinnvoll, vor der Geburt eine Vertrauensperson zu bestimmen. Diese kann Sie ablösen, wenn Sie im Kreißsaal merken, dass Sie der Situation nicht gewachsen sind. Die Notfallhilfe kann auch eine Ansprechperson für Sie sein, wenn Sie nach der Geburt Redebedarf haben, um das Erlebte zu verarbeiten.
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Wo Sie im Kreißsaal stehen:
Sprechen Sie mit Ihrer Partnerin ab, wo Sie während der Geburt sein sollen und wollen – am Kopf der Frau oder möchten Sie sehen, wenn das Köpfchen des Kindes zum Vorschein kommt?
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Privatsphäre der Frau:
Ihre Partnerin kann sich dieser Extremsituation leicht ausgesetzt fühlen. Achten Sie darauf, dass sie – der Situation entsprechend – zugedeckt ist.
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Unterstützung:
Sprechen Sie mit Ihrer Partnerin, wie Sie ihr gut zur Seite stehen können. Die Bedürfnisse können sehr individuell sein, einige Frauen werden gern bei der Atmung unterstützt, massiert oder dabei unterstützt, in eine andere Geburtsposition zu kommen.
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Nicht alles ernst nehmen:
Bei der Geburt gibt es eine „Übergangsphase“, in der viele Gebärende sehr impulsiv und „nicht ganz so freundlich“ sind. Das sollten Sie nicht persönlich nehmen. Viele Frauen sind unter der Geburt außerdem sehr geruchsempfindlich. Raucher sollten daher Kaugummis parat haben.
Im Wochenbett:
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Ruhe für die Partnerin:
Auch wenn sich die Mutter schon kurz nach der Geburt fit fühlt, ist Ausruhen wichtig. Sie sollten – wann immer möglich – Ihr Kind übernehmen.
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Haushaltshilfe:
Wenn Sie keinen Urlaub nehmen können, macht es Sinn, über eine Haushaltshilfe nachdenken, die Sie in den ersten Wochen nach der Geburt im Haushalt unterstützt. Das können zum Beispiel auch die Eltern oder Schwiegereltern sein.
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Ess- und Trinkverhalten:
Es ist wichtig, darauf zu achten, dass Ihre Partnerin genügend trinkt und isst. Gerade Frauen, die stillen, vergessen oft, selber zu essen und zu trinken.
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Schweres Heben vermeiden:
Frauen, die einen Kaiserschnitt hatten, sollten in den ersten Wochen nichts heben, was schwerer als ein Säugling ist.
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Besuche regeln:
Jeder möchte den Nachwuchs sehen. Zwei Besuche am Tag sind jedoch das Maximum, damit Mutter und Kind genug Zeit zum Ausruhen haben.
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Eine gute Idee:
Besucherinnen und Besucher können Frühstück mitbringen oder nachmittags Kuchen – so sparen Sie sich einige Vorbereitungen.
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Frauen und Männer wickeln oft unterschiedlich:
Wickeln Sie deshalb unabhängig voneinander, um Diskussionen zu vermeiden.
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Depressionen:
Bei auffälligem Verhalten Ihrer Partnerin, wie einer anhaltenden traurigen Stimmung, informieren Sie die Hebamme. Sie weiß, was zu tun ist, und kann Ihnen Hilfestellungen geben.
Ein Tipp zum Schluss:
Sabrina Tilly rät dazu, ruhig zu bleiben – auch in hektischen Situationen. Versuchen Sie vor der Geburt viel zu schlafen, um fit für das große Ereignis zu sein. „Ganz wichtig ist natürlich auch, sich im Vorfeld zu informieren. Frauen freuen sich darüber, wenn der Partner sich mit dem Thema intensiv beschäftigt!“
Wo finden wir Hilfe und Beratung?
Wenn Sie Fragen haben, scheuen Sie sich nicht davor, offen mit Ihrer Hebamme zu sprechen und alle Fragen zu stellen, die Ihnen auf dem Herzen liegen.
Antworten auf Fragen zum Vater werden finden Sie auf dem Portal www.familienplanung.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.