Aktive Vaterschaft
Beruflich erfolgreich und gleichzeitig für die Familie da sein: Zwei Väter berichten
Väter legen immer mehr Wert darauf, sich neben dem Beruf auch an der Sorgearbeit zu Hause zu beteiligen. Deswegen nehmen sie häufiger Elternzeit als früher oder arbeiten in Teilzeit. Zwei Väter berichten, welche Erfahrungen sie damit gemacht haben.
Paul B., Toningenieur und Vater einer zweijährigen Tochter: „Auf die familienfreundliche Kultur kommt es an.“
„Als unser Kind unterwegs war, war meiner Freundin und mir von vornherein klar, dass wir uns alle Aufgaben soweit wie möglich partnerschaftlich und gleichberechtigt teilen möchten. Meine Freundin arbeitet freiberuflich als Grafikdesignerin, ich bin fest angestellt in einer Produktionsfirma mit knapp 100 Beschäftigten. In der ersten Zeit nach der Geburt lag der Schwerpunkt der Kinderbetreuung wegen des Stillens natürlich bei meiner Freundin. Deshalb habe ich meine Elternzeit gesplittet: Zwei Monate direkt nach der Geburt, ein halbes Jahr später weitere zwei Monate und noch einmal zwei Monate nach anderthalb Jahren. So konnte ich meine Freundin durch die beiden späteren Elternzeit-Phasen dabei unterstützen, wieder in den Beruf zurück zu finden.
Viel Zeit mit unserer Tochter zu verbringen und vor allem auch den Alltag zu managen war (und ist) eine tolle Erfahrung. Vor der Geburt hatte ich eine volle Stelle. Jetzt arbeiten wir beide je vier Tage, an drei Tagen kümmert sich eine Tagesmutter um unsere Tochter und wir können die beiden fehlenden Tage gut abdecken.
Mein Arbeitgeber unterstützt mich und andere Mütter und Väter im Betrieb. Pro Kind bekommen wir 200 Euro mehr Gehalt – aber das ist nicht das Wichtigste. Insgesamt herrscht eine familienfreundliche Kultur in unserem Unternehmen – und darauf kommt es an. So gab es keine Probleme, die wöchentliche Arbeitszeit zu reduzieren, und wenn nötig kann ich auch unbezahlten Urlaub nehmen. Wir arbeiten auf der Basis von Vertrauensarbeitszeit – ich kann also um 16 Uhr meine Tochter abholen und weiterarbeiten, nachdem ich sie abends ins Bett gebracht habe.
Allerdings ist ein Konflikt bisher ungelöst: Wenn ich meine Arbeitszeit reduziere oder spontan fehle, weil unsere Tochter krank ist, habe ich das Gefühl, die Kolleginnen und Kollegen zu belasten. Wir sind knapp besetzt, sodass Fehlzeiten eigentlich nur durch Mehrarbeit im Team aufgefangen werden können. Damit werden wir ziemlich allein gelassen. Es wäre gut, wenn die Unternehmensleitung – am besten zusammen mit uns Beschäftigten – Ideen entwickeln würde, wie wir diese Situation besser in den Griff bekommen könnten.
Und ich würde mir wünschen, dass das Unternehmen seine werdenden Mütter und Väter proaktiv informiert, welche Fristen zum Beispiel mit Blick auf Elterngeld und Elternzeit eingehalten werden müssen. Das ist für die einzelnen Beschäftigten nicht so einfach zu durchschauen.“
Tim H., Softwareentwickler und Vater von drei Söhnen: „Unsere Arbeitgeber fördern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“
„Wir haben uns von Anfang an vorgenommen, die Betreuung der Kinder partnerschaftlich zu gestalten. Für mich als Vater ist es wichtig, Verantwortung für die Kinder zu übernehmen. Ich finde es schön, viel Zeit mit ihnen zu verbringen. Außerdem soll meine Frau immer die Möglichkeit haben, in ihrem Job weiterzuarbeiten, um nicht den Anschluss zu verlieren.
Mittlerweile haben wir drei Söhne. Der älteste ist fünf Jahre, der mittlere drei Jahre und der kleinste fünf Monate alt. Nach den Geburten war meine Frau immer sechs bis zwölf Monate komplett in Elternzeit. Das Stillen funktioniert gut, daher möchten wir diese Zeit auch nutzen. Sobald es bei unserem Jüngsten mit der Beikost gut klappt, kann ich meine Arbeitszeit wieder verringern und meine Frau kann wieder einsteigen. Ab der zweiten Elternzeit haben wir beide 30 Stunden pro Woche gearbeitet, gleichmäßig über die Tage verteilt, also 6 Stunden pro Tag, da beide Kinder bereits in der Betreuung waren. So konnte einer früh mit der Arbeit beginnen und die Kinder nachmittags abholen und der andere hat die Kinder morgens gebracht und dafür länger gearbeitet. So werden wir es auch in der dritten Elternzeit machen.
Meine Frau und ich arbeiten als Versicherungsmathematikerin und als Softwareentwickler in der IT-Branche und haben beide das Glück, bei Arbeitgebenden beschäftigt zu sein, bei denen wir uns sehr wohl fühlen und die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern. Es war weder für meine Frau noch für mich ein Problem, komplette Monate in Elternzeit oder Elternteilzeit zu gehen. In dieser Zeit konnten wir die Anzahl der Wochenstunden selbst bestimmen und auch selbst entscheiden, wann wir am Tag arbeiten.
In unseren Unternehmen ist außerdem Homeoffice ein fester Bestandteil, was uns zusätzliche Flexibilität in unserer Tagesgestaltung bietet.”
Gute Unternehmensbeispiele aus der Praxis
Wo finden wir Hilfe und Beratung?
Die beiden vorgestellten Beispiele machen deutlich: Es gibt nicht die eine Lösung für alle. Machen Sie Ihren Mitarbeitenden deshalb deutlich, dass Sie offen dafür sind, individuelle Lösungen zu finden.
Ein breites Informations- und Beratungsangebot finden Sie zudem beim Bundesforum Männer: https://bundesforum-maenner.de/themen/arbeit/