Ist mein Kind anders?
Entwicklungsverzögerungen: Welche Anzeichen gibt es?
Jedes Baby, jedes Kind entwickelt sich anders. Jedes braucht seine Zeit, sein eigenes Tempo. Aber Eltern machen sich schnell Sorgen. Zu Recht? Es ist zweifellos nicht immer leicht zu erkennen, ob einzelne Entwicklungsschritte innerhalb „normaler“ Grenzen liegen. „Was ist ,normal‘? “, werden Sie sich fragen. Wie lassen sich Auffälligkeiten und Verzögerungen in der Entwicklung rechtzeitig bemerken? Bei allen Fragen, Sorgen und Ängsten ist Ihre Kinderarzt-Praxis die erste Anlaufstelle. Je früher, desto besser. Mit der richtigen Unterstützung oder Therapie lassen sich viele Entwicklungsverzögerungen mildern oder aufholen.
Was sind Entwicklungsverzögerungen?
Die Entwicklung eines Kindes wird in diese fünf Bereiche gegliedert:
- Motorische Entwicklung: Hier es geht um die Bewegungsabläufe.
- Sprachliche Entwicklung: Hier geht es um das Sprechen und Verstehen von Sprache.
- Geistige Entwicklung: Hier geht es um das Denken und Verstehen von Zusammenhängen.
- Emotionale Entwicklung: Hier geht es um das Gefühlsleben.
- Soziale Entwicklung: Hier geht es um das Verhalten gegenüber anderen Menschen.
Kommt es abgesehen davon, dass jedes Kind sein eigenes Tempo hat, zu erheblichen Abweichungen der Entwicklung innerhalb üblicher Grenzwerte, kann eine Verzögerung oder Behinderung vorliegen. Eltern sollten wissen, dass Entwicklungsstörungen bei Kindern sehr unterschiedlich und von leichter bis schwerer Ausprägung sein können. Wenn Sie Auffälligkeiten entdecken oder Hinweise auf eine Entwicklungsverzögerung bei Ihrem Kind beobachten, sollten Sie ärztliche Hilfe suchen.
Motorische Entwicklung
Gehen, laufen, hüpfen, balancieren: Kinder lieben es. Manche Kinder aber sind deutlich langsamer und unbeweglicher als ihre Spielkameraden. Manche wirken ungeschickt in ihren Bewegungen oder beim Greifen und Halten von Gegenständen. Manche zeigen kaum Körpergefühl, werden immer unsicherer und ängstlicher. Wenn Ihr Kind in seiner motorischen Entwicklung im Vergleich zu anderen deutlich hinterherhinkt, wenn es ständig „herumzappelt“ oder gar keine Lust an der Bewegung zeigt, ist das ein Grund für die Abklärung in der Kinderarztpraxis. Die Ursachen werden dort sicher schnell gefunden und Sie erhalten Vorschläge für die Frühförderung und therapeutische Behandlung.
Sprech- und Sprachprobleme
Parallel zum Entdecken der Bewegung beginnt ab Mitte des ersten Lebensjahrs das Sprechen und Verstehen. Schon mit etwa neun Monaten formen Kinder erste eigene Worte, aber auch hier gilt: Jedes Kind hat sein eigenes Tempo bei der Lust, vom Brabbeln zum Sprechen zu kommen. Es ist nicht leicht, zu erkennen, ob die sprachliche Entwicklung eines Kindes ernsthaft gehemmt und verzögert ist. Gehen viele Kinder wie selbstverständlich mit Sprache um, so gibt es andere, die kaum oder undeutlich sprechen, keine ganzen Sätze bilden und auch nicht recht verstehen, was ihnen gesagt wird. Holen Sie sich so früh wie möglich Rat und Hilfe. Sprachliche Störungen können zu einer Lernverzögerung führen und zu einem schwierigeren Start in der Schule. Ihr Kinderarzt oder Ihre Kinderärztin wird Wege wissen, wie und wo Sie eine passende Sprachförderung für Ihr Kind finden.
Geistige Entwicklung
Die Symptome einer geistigen Entwicklungsstörung können vielfältig sein: Betroffene Kinder lernen oftmals später zu krabbeln, zu sprechen, zu laufen. Vielleicht reagieren sie nur sehr langsam auf Impulse oder nicht angemessen auf spielerische Anregungen, wirken geistig schwerfällig, passiv und desinteressiert. Ein frühzeitiges Erkennen ist besonders wichtig. Die regelmäßigen Vorsorge- bzw. U-Untersuchungen im Kindesalter sind daher enorm wichtige Termine. Der Kinderarzt oder die Kinderärztin kann zum Beispiel durch kleine Denkaufgaben und andere Tests feststellen, ob Auffälligkeiten gegeben sind, die auf Entwicklungsverzögerungen und Beeinträchtigungen hinweisen. So können frühzeitig therapeutische Maßnahmen eingeleitet werden.
Emotionale Auffälligkeiten
Kinder brauchen ein verlässliches, zugewandtes und vorhersehbares Lebensumfeld. Fehlt es daran, können Kinder ganz unterschiedlich reagieren. Was aber ist normal, was tolerabel, was auffällig, was braucht Hilfe? Es ist ein sensibles Geflecht, wenn es um das Erkennen von emotionalen Auffälligkeiten bei Kindern geht. Sie kennen Ihr Kind selbst am besten: Zeigen sich starke Ängstlichkeit, Antriebsschwäche, Traurigkeit? Es gibt eine Fülle von kindlichen Verhaltensweisen, denen mit Geduld und Verständnis begegnet werden kann. Verfestigt sich ein negatives Verhalten, ist es ganz wichtig, eine Diagnose der Probleme zu erstellen. Scheuen Sie sich nicht, Hilfe bei Ärzten und Therapeuten zu suchen und anzunehmen.
Soziale Auffälligkeiten
Eine wichtige Fähigkeit des Menschen ist es, Beziehungen zu anderen Personen herzustellen, Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer zu nehmen und sich in einer Gruppe zurechtzufinden. All das muss ein kleines Kind im Laufe der Zeit erst noch lernen. Liegt eine Störung des Sozialverhaltens vor, äußert sich dies meist durch auffällige Verhaltensweisen. Zu den Symptomen, die auf eine soziale Entwicklungsstörung hinweisen können, zählen u.a. aggressives Verhalten, häufig auftretende Wutausbrüche, tyrannisieren von Beziehungspersonen, zerstören von Gegenständen oder häufiges Lügen. Die Fähigkeit, das eigene Verhalten angemessen zu kontrollieren, ist nicht oder wenig ausgeprägt. Betroffene Kinder benötigen schnelle ärztliche, psychologische und therapeutische Hilfe.