Zu dick schon im Kindesalter?
Schon in frühen Lebensjahren leiden zu viele Kinder unter Übergewicht. Das kann unterschiedliche Ursachen haben. Gesundheitliche Folgen bleiben in den meisten Fällen nicht aus. Für Eltern ist es wichtig zu wissen, wie Übergewicht entsteht und was sich dagegen tun lässt. Lesen Sie hier, was für eine gesunde körperliche Entwicklung Ihres Kindes wichtig ist und wie Sie Einfluss darauf nehmen können.
Es gibt viele Ursachen, die zu Übergewicht im Kindesalter führen können, nur selten ist es eine Erkrankung. Zuviel Fett und Zucker in Speisen und Getränken spielen eine Rolle, auch das Bewegungsverhalten ist ein wichtiger Faktor. Daneben kann familiäre Veranlagung dazu beitragen, schneller zuzunehmen als andere Menschen. Oft liegen die Ursachen aber an ungesunden Gewohnheiten: zu langes Sitzen statt Bewegung im Freien zum Beispiel, Knabberzeug vorm Fernseher oder Computer, eine Vorliebe für süße und kalorienhaltige Getränke. Die Corona-Pandemie mit geschlossenen Kitas, Schulen und Sportstätten hat ihr Übriges dazu beigetragen, dass die Anzahl übergewichtiger Kinder weiterwächst.
Eine große Gefahr besteht darin, das in der Kindheit entwickelte Übergewicht nicht mehr oder nur sehr schwer wieder loszuwerden. Die gesundheitlichen Folgen können zu Erkrankungen führen, die das gesamte Leben beeinträchtigen: Dazu gehören unter anderem Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislaufprobleme, die Entwicklung einer Fettleber und Atemstörungen. Schmerzen in Hüft- und Kniegelenken sowie Fehlstellungen der Gelenke sind ebenfalls häufig auf ein zu hohes Gewicht zurückzuführen. Übergewichtige Mädchen kommen oft früher, übergewichtige Jungen später in die Pubertät. Zudem kann Übergewicht bei Mädchen zu Regelstörungen und bei Jungen zu einer Vergrößerung der Brust führen.
Vorurteile, Spott und Hänseleien in Bezug auf die Figur und das Gewicht sind unter Kindern und Jugendlichen keine Seltenheit. Dünne Menschen gelten in unserer Gesellschaft als schön, attraktiv, fit und leistungsfähig. Dicke dagegen als träge, unsportlich und weniger leistungsfähig. Diese Stigmatisierung bekommen schon Kinder früh zu spüren. Sie werden nicht selten bloßgestellt, erfahren Ausgrenzung, Beleidigung und Mobbing. Das passiert sowohl in der Schule, im Verein, in der Freizeit als auch zunehmend auf Social Media-Kanälen. Darunter leidet die seelische Gesundheit: Während der Frust wächst, sinkt das Selbstvertrauen. Psychische Auffälligkeiten bis hin zu depressiven Symptomen können die Folge sein. Eltern sind in dieser Situation besonders gefordert, ihr Kind einfühlsam zu unterstützen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Diäten und zu viel Druck tragen nicht dazu bei, schlechte Gewohnheiten auf Dauer zu ändern. Als Eltern haben Sie dennoch viele Stellschrauben, um dem Übergewicht Ihres Kindes entgegenzuwirken und eine gesunde Entwicklung zu fördern.
Schauen Sie zunächst einmal auf Ihre Ernährungsgewohnheiten:
Medizinischen Rat über das Ausmaß des Übergewichts sowie eventuelle Risiken für Folgeerkrankungen und Therapieprogramme erhalten Sie in Ihrer Kinder- und Jugendärztlichen Praxis.
Wenn Ihr Kind in der Schule ausgegrenzt und gemobbt wird, wenden Sie sich am besten zuallererst an die zuständigen Lehrkräfte. Der Schulpsychologische Dienst und Schulberatungsstellen helfen ebenfalls weiter.
Bei psychischen Auffälligkeiten können Sie sich Rat und Hilfe bei Kinder- und Jugendpsychologinnen und -psychologen suchen. Auch Eltern- und Familienberatungsstellen können erste Anlaufstellen sein.
Das Infotelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA steht betroffenen Eltern ebenfalls rund um alle Fragen zum Übergewicht bei Kindern zur Verfügung. Die Beraterinnen und Berater sind unter der Telefonnummer 0221 892031 montags bis donnerstags von 10 bis 22 Uhr und freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr erreichbar. In der Erstberatung erhalten Sie Informationen, Orientierungshilfen und Adressen von weiteren Anlaufstellen.