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Vorsorge und Pränataldiagnostik

Was können vorgeburtliche Untersuchungen leisten?

40 bewegende Wochen: von der Zeugung bis zur Geburt

Nachwuchs ist unterwegs? Herzlichen Glückwunsch! Eines ist gewiss: Mit dem Beginn der Schwangerschaft steht Ihnen eine spannende Zeit bevor. 9 Monate sind eine lange Zeit, verbunden mit einem Wechselbad der Gefühle, vielen emotionalen Momenten und wachsender Vorfreude. Wie sich der Körper der werdenden Mutter verändert und wie sich das ungeborene Kind entwickelt, erfahren Sie hier. 

Vorsorge und Praenataldiagnostik

Wie verläuft die Schwangerschaft?

Eine Schwangerschaft wird in 3 große Abschnitte eingeteilt. Das nennt man Schwangerschaftsdrittel oder Trimester. Die wichtigsten Meilensteine im Schwangerschaftsverlauf lassen sich so beschreiben:

10-mal Vorsorge: Wie werde ich medizinisch begleitet?

Damit Ihr Baby einen gesunden Start ins Leben hat, werden Sie schon vor der Geburt bestmöglich medizinisch begleitet. Im Verlauf der Schwangerschaft haben Sie einen gesetzlichen Anspruch auf insgesamt 10 Vorsorgeuntersuchungen. Sie haben die Wahl, wer die im Mutterpass vorgesehenen Untersuchungen durchführen soll: Ihre Hebamme oder Ihre Ärztin bzw. Ihr Arzt. Bei wem Sie sich besser aufgehoben fühlen, entscheiden ganz allein Sie. Die Kosten werden in beiden Fällen von den Krankenkassen übernommen.

Bei den Vorsorgeuntersuchungen steht vor allem die Gesundheit von Mutter und Kind im Mittelpunkt. Sofern keine Risikoschwangerschaft vorliegt, erfolgt nach der Erstuntersuchung einmal monatlich ein mütterlicher Routinecheck. Ab der 32. Schwangerschaftswoche dann alle zwei Wochen. Den Mutterpass bekommen Sie nach der Erstuntersuchung. Sie sollten ihn ab jetzt immer bei sich tragen. 

Die routinemäßigen Vorsorgetermine umfassen folgende Standard-Untersuchungen:

  • Abhören der kindlichen Herztöne
  • Messen des Blutdrucks der Mutter
  • Feststellen der Gewichtszunahme
  • Untersuchen des Urins auf Nierenprobleme und Zuckerkrankheit
  • Untersuchen des Blutes auf einen möglichen Eisenmangel
  • Vermessen der Größe und Höhe der Gebärmutter 
  • Ermitteln der Lage des Kindes
  • Überprüfen von möglichen Wassereinlagerungen oder Krampfadern

Zudem werden mit Abstrichen, Bluttests und weiteren Laboruntersuchungen zu Beginn der Schwangerschaft verschiedene Infektionskrankheiten abgeklärt. Kostenlos untersucht werden Schwangere auf

  • Rötelnimmunität
  • Chlamydien
  • Hepatitis B und Syphilis
  • HIV

Diese Untersuchungen sind im Rahmen der gesetzlichen Vorsorge kostenlos. 

Darüber hinaus sind im Verlauf der Schwangerschaft 3 Ultraschalluntersuchungen vorgesehen, um das Wachstum und die Entwicklung des Kindes zu kontrollieren. Diese Untersuchungen können nur in einer gynäkologischen Praxis durchgeführt werden. 

  • 1. Untersuchung: 9. bis 12. Schwangerschaftswoche
  • 2. Untersuchung: 19. bis 22. Schwangerschaftswoche
  • 3. Untersuchung: 29. bis 32. Schwangerschaftswoche

Bei auffälligen Befunden oder besonderen Risiken werden Ihnen vom Arzt oder von der Ärztin vermutlich weitere Ultraschalluntersuchungen oder spezielle Tests empfohlen.  

Freiwillige individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL-Leistungen)

Es ist möglich, dass Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Ihnen während der Schwangerschaft weitere individuelle Gesundheitsleistungen anbietet. Diese können Sie in Anspruch nehmen, wenn Sie damit ein besseres Gefühl haben. Sie müssen dafür allerdings selbst bezahlen, wenn diese Untersuchungen aus medizinischer Sicht nicht unbedingt notwendig sind. Grundsätzlich sollten Sie dabei immer Ihrem Bauchgefühl vertrauen und sich nicht unnötig verrückt machen lassen. Sollte im Verlauf der Schwangerschaft ein begründeter Verdacht auf ein besonderes Risiko bestehen, wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt ganz sicher alle medizinisch erforderlichen Untersuchungen anordnen.

Selbstverständlich steht Ihnen Ihr Arzt, Ihre Ärztin oder Ihre Hebamme auch in allen anderen gesundheitlichen Fragen rund um die Schwangerschaft zur Verfügung.


 

Was kann die Pränataldiagnostik leisten?

Unter Pränataldiagnostik versteht man Untersuchungen und Tests, die über die „normalen“ Vorsorgeuntersuchungen hinausgehen. Die Methoden suchen schon vor der Geburt gezielt nach Hinweisen auf mögliche Fehlbildungen oder erblich bedingte Erkrankungen beim ungeborenen Kind. So können bestimmte Krankheiten bereits in der Frühschwangerschaft ausgeschlossen oder bestätigt werden. 

Veranlasst werden solche speziellen Untersuchungen von der Ärztin oder dem Arzt, wenn sich bei den Vorsorgeuntersuchungen Hinweise auf Risikofaktoren ergeben. Die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen, wenn eine medizinische Notwendigkeit dafür besteht. 


 

Wird mein Kind gesund sein?

Diese Frage stellen sich viele Paare und wünschen sich Antworten von der modernen Medizin. Verschiedene Tests der Pränataldiagnostik können auch auf besonderen Wunsch durchgeführt werden. Die werdenden Eltern erhoffen sich davon die zusätzliche Gewissheit, dass mit ihrem Kind alles in Ordnung ist. 

Bevor Sie sich jedoch dafür entscheiden, sollten Sie wissen: Fast alle Kinder werden gesund geboren. Die wenigsten Krankheiten und Behinderungen sind angeboren, und davon ist nur ein kleiner Teil vor der Geburt zu erkennen. Wer eine vorgeburtliche Diagnostik in Erwägung zieht, sollte sich daher gut informieren und auch frühzeitig mögliche Konsequenzen bedenken.

Für Paare, die über eine vorgeburtliche Diagnostik nachdenken, ist es deshalb wichtig, sich gründlich über die einzelnen Verfahren zu informieren. Auch sollten sie mögliche Konsequenzen bedenken, bevor sie sich für oder gegen eine Pränataldiagnostik entscheiden. 


 

Welche Vor- und Nachteile der Pränataldiagnostik sind zu erwägen?

Das sind die Vorteile:

  • Genetische Defekte wie Trisomie 21 (Downsyndrom), Trisomie 18 (Organfehlbildungen), Spina bifida (offener Rücken) oder das Turner-Syndrom können entdeckt werden.
  • Insbesondere bei genetischer Vorbelastung geben die Untersuchungen zusätzliche Sicherheit. 
  • Bestimmte Anomalien können heute bereits vor der Geburt behandelt werden. 
  • Gendefekte wie Trisomie 21 sind nicht heilbar. Die Eltern haben aber die Möglichkeit, sich bereits lange vor der Geburt auf die Situation einzustellen, Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen oder auch einen Schwangerschaftsabbruch in Erwägung zu ziehen.
  • Die durchgeführten Untersuchungen helfen, die Geburt gut vorzubereiten, zum Beispiel durch einen geplanten Kaiserschnitt. 

 

Das sind die Nachteile:

  • Die invasiven Untersuchungen erhöhen die Risiken für Blutungen, Blasensprung und Fehlgeburt.
  • Tests können ein nicht eindeutiges Ergebnis liefern. Solche Befunde lösen bei den werdenden Eltern eventuell Ängste und unnötige Sorgen aus.
  • Die Erwartungen an die Diagnostik sind oft zu hoch. Die Diagnostik bietet keine 100-prozentige Zuverlässigkeit. 
  • Erkrankungen nicht genetischer Ursachen bleiben häufig unentdeckt.
  • Der Befund Fehlbildung löst Gewissenskonflikte aus, da eine bewusste Entscheidung für oder gegen ein behindertes Kind getroffen werden muss. 

     

Welche vorgeburtlichen Angebote der Pränataldiagnostik gibt es?

In der Pränataldiagnostik wird unterschieden zwischen invasiven und nicht invasiven Untersuchungen. 

Bei den nicht invasiven Tests wird nicht in die Fruchtblase eingedrungen. Hierzu zählen:

  • Ultraschalluntersuchungen wie die Nackenfaltenmessung: 
  • Die Untersuchung in der 11. bis 14. SSW liefert eine Risikoeinschätzung auf eine mögliche Trisomie 21.
  • Fein- oder Organ-Ultraschall: 
  • Die Sonografie zeigt Veränderungen an Organen auf.
  • Untersuchung des Bluts der Mutter: 
  • Die Laboruntersuchungen geben einen Hinweis auf Trisomie 21, 18 oder 13.
  • Ersttrimesterscreening: 
  • Das ist eine Kombination aus Blutuntersuchungen und Nackenfaltenmessung.

 

Bei den invasiven Tests wird in den Lebensraum des Kindes eingegriffen. Zu diesen Methoden zählen:

  • Fruchtwasseruntersuchung: In der 15. bis 16. SSW wird unter Ultraschallkontrolle mit einer Nadel durch die Bauchdecke der Mutter Fruchtwasser entnommen. Die kindlichen Zellen im Fruchtwasser werden auf genetisch bedingte Erkrankungen untersucht. 
  • Chorionzottenbiopsie: Diese Untersuchung ist bereits ab der 9. SSW möglich. Über die Bauchdecke oder die Vagina werden mit einer feinen Nadel Zellen aus dem Mutterkuchen (Plazenta) entnommen und auf genetische Störungen untersucht.
  • Nabelschnurpunktion: Ab der 19. SSW wird mit einer Nadel durch die Bauchdecke der Mutter Blut aus der Nabelschnur des Kindes entnommen. Die Laboruntersuchungen geben Hinweise auf Anomalien und Bluterkrankungen.

     

Wer trägt die Kosten für die Pränataldiagnostik?

Ergeben sich im Laufe der regulären Vorsorgeuntersuchungen Anzeichen, dass irgendetwas nicht stimmt, werden die Kosten weiterer Untersuchungen von den Krankenkassen übernommen.

Wenn die werdende Mutter über 35 Jahre alt ist, trägt die Krankenkasse die Kosten für eine Fruchtwasseruntersuchung oder Chorionzottenbiopsie. 

Ansonsten gilt: Sofern kein Verdacht auf eine Auffälligkeit in der Entwicklung des Kindes besteht, erfolgen pränataldiagnostische Untersuchungen auf Wunsch der Eltern. Die Kosten dafür sind selbst zu tragen.

Weitere InformationenLinks zum Weiterlesen

Ausführliche Informationen über den Verlauf der Schwangerschaft finden Sie unter www.familienplanung.de

Tipps Zum Download

Der Flyer „Pränataldiagnostik“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA informiert über Beratungsangebote, Untersuchungsmethoden und Hilfen.

 

Die Broschüre „Besondere Umstände“ widmet sich ausführlich den Informationen und Fragen von werdenden Eltern nach einem auffälligen Befund in der Pränataldiagnostik.