Kinder stärken

So entwickelt Ihr Kind ein gesundes Selbstbewusstsein

Text zuletzt aktualisiert: 01.07.2024

Wie Eltern ihrem Kind innere Stärke mit auf den Weg geben

Groß werden – das heißt: immer wieder neue Herausforderungen annehmen, positive Erfahrungen machen, aber auch mal scheitern, wieder aufstehen und die eine oder andere Niederlage verkraften. Es ist ganz natürlich, dass Sie als Mutter und Vater Ihr Kind möglichst vor negativen Erfahrungen bewahren möchten. Vor der einen oder anderen Blessur werden Sie es jedoch nicht immer schützen können. Lesen Sie hier, wie Sie Ihr Kind stärken, damit es schwierige Situationen positiv bewältigen kann.

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Innere Stärke hilft Hürden zu meistern

Das Selbstwertgefühl eines Kindes bezieht sich auf die Wahrnehmung des eigenen Wertes als Individuum mit seinen Eigenschaften. Das Selbstvertrauen bezieht sich auf das Vertrauen in die eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten. Kinder mit ausgeprägtem Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen können sich Herausforderungen leichter stellen. Es fällt ihnen leichter, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und sie werden seltener Opfer von Mobbing.

Auch laufen sie später als Jugendliche seltener Gefahr, ein Suchtverhalten zu entwickeln. Als Eltern können Sie Ihr Kind dabei unterstützen, Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen aufzubauen. Die Grundlage ist eine gute Beziehung. Das können Sie vom ersten Tag an dafür tun: 

  • Reagieren Sie immer offen und zugewandt auf Ihr Kind. Versuchen Sie, seine Bedürfnisse zu verstehen. Vermitteln Sie Ihrem Kind durch Aufmerksamkeit, Körperkontakt und Sprache Ankerkennung und Geborgenheit.  
  • Auch feste und wiederkehrende Rituale geben Sicherheit. Routine schafft Orientierung. Liebevolle Rituale wie das Vorlesen oder Singen am Abend stärken das Vertrauen und Ihre Beziehung. 
  • Wenn Ihr Kind Ihre Zuwendung spürt, entwickelt es Vertrauen in sich und die Welt. Das Gefühl von Sicherheit und Rückhalt durch die Eltern ist die beste Voraussetzung für ein gesundes Selbstbewusstsein.

Austausch auf Augenhöhe

Eine gute Beziehung zwischen Eltern und Kind verlangt Zeit für Gespräche auf Augenhöhe und gemeinsame Aktivitäten. Begegnen Sie Ihrem Kind mit Respekt und Wertschätzung: Hören Sie aufmerksam zu, wenn es etwas erzählt. Wenn Sie nebenher abgelenkt sind, etwa durch das Handy, geben Sie Ihrem Kind das Gefühl, unwichtig zu sein. Nehmen Sie die Gedanken und Gefühle Ihres Kindes ernst und ermuntern Sie es, darüber zu sprechen. Dazu gehört auch, dass Ihr Kind lernt, selbst Grenzen zu setzen.

Selbstständigkeit fördern

Der Weg in die Selbstständigkeit ist ein langer Lernprozess in vielen kleinen Schritten, der bereits in der frühen Kindheit beginnt. Wenn Sie Ihrem Kind dem Alter angemessen eigene Verantwortung übertragen, wird es bei jedem Mal, wo es alleine etwas meistert, mutiger und selbstständiger. Ermöglichen Sie Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn solche stärkenden Erfahrungen.

Auch Erwachsene kennen das gute Gefühl, etwas selbst geschafft zu haben. Daher sollten Sie Ihr Kind all das selbst tun lassen, was es ohne Hilfe kann – auch wenn es Ihnen schwerfällt loszulassen, oder etwas nicht gleich funktioniert oder vielleicht länger dauert. Es ist wichtig, dass Ihr Kind eigene Erfahrungen machen kann!

Richtig loben: Diese 7 Tipps sollten Sie beachten

Kinder wünschen sich Anerkennung. Lob macht stolz und spornt an, den nächsten Schritt zu wagen. Sparen Sie daher nicht mit echtem Lob, wenn Ihr Kind sich für eine Sache anstrengt, aber übertreiben Sie es nicht. Hier finden Sie Experten-Tipps von Pädagoginnen und Pädagogen darüber, wie, wofür und wann Sie Ihr Kind loben sollten:

 

  • Leistungen und Einsatzwillen loben, keine Eigenschaften
    Vermeiden Sie allgemeine Aussagen zu Eigenschaften wie „Du bist clever“ oder „Du bist hübsch“. Viel besser ist es, die Anstrengungen und (Teil-)Erfolge Ihres Kindes zu loben. Zum Beispiel: „Bei diesem Aufsatz hast du dir wirklich Mühe gegeben, alles so genau wie möglich nachzuerzählen, mach weiter so“.
  • Beschreibend und präzise loben
    „Du bist ja eine großartige Künstlerin“ gehört in die Kategorie des unspezifischen Lobs. Viel besser einordnen kann Ihr Kind Ihre Anerkennung, wenn Sie den Grund konkretisieren: „Die Farben in deinem Bild passen gut zusammen.“ Gezieltes Lob motiviert Ihr Kind stärker als unspezifisches Lob.
  • Die Anstrengung loben, nicht das Ergebnis
    Rückschläge gehören zu den Lebenserfahrungen dazu. Loben Sie daher unabhängig vom Erfolg die Bemühungen und das Durchhaltevermögen Ihres Kindes, auch wenn das Ergebnis nicht wie gewünscht ausfällt. Zum Beispiel: „Du hast dir wirklich große Mühe geben. Heute war nicht dein Tag, aber du wirst sehen, dass dein Training sich schon bald auszahlen wird.“
  • Loben, ohne zu vergleichen
    Vermeiden Sie, Ihr Kind mit Geschwistern, Freunden oder Klassenkameraden zu vergleichen. „Du kannst viel besser Fußball spielen als dein großer Bruder“ fördert nur das Konkurrenzdenken. Gleichzeitig fühlt sich das Geschwisterkind klein und reagiert vielleicht mit Eifersucht. Anstelle dessen können Sie sagen: „Klasse wie gezielt du die zwei Tore gemacht hast.“
  • Ehrlich loben, ohne zu übertreiben
    Bleiben Sie immer aufrichtig und setzen Sie die richtige Lob-Dosis gezielt ein. Zu häufiges und überschwängliches Lob für selbstverständliche Dinge verliert schnell seine Wirkung und Ihr Kind nimmt es nicht mehr ernst.
  • Nicht jedes Kind gleich loben
    Sensible Kinder reagieren anders auf Lob wie selbstbewusste Kinder. Es kommt vor, dass sensible Kinder unsicher reagieren, wenn sie gelobt werden. Vielleicht ziehen sie sich zurück, weil die Selbstzweifel wachsen, sobald die Anerkennung ausbleibt. Halten Sie sich in diesem Fall mit zu viel Lob eher zurück.
  • Motivieren statt manipulieren
    Kinder haben feine Antennen und erkennen, wenn Anerkennung an Bedingungen geknüpft werden. Sie zeigen dann das gewünschte Verhalten vielleicht nur, um ihren Eltern oder anderen Personen zu gefallen.

Falsches Lob hat Folgen

Während richtiges Loben Ihrem Kind hilft, zu einem selbstbewussten und neugierigen Menschen heranzuwachsen, kann unaufrichtiges, übertriebenes oder manipulatives Lob negative Folgen haben:

  • Falsches Loben macht abhängig von der Meinung anderer. Denn Kinder, die ständig für selbstverständliche Dinge gelobt werden, fühlen sich abgelehnt, wenn das Lob ausbleibt.  
  • Zu viel Lob kann Ihr Kind unnötig unter Druck setzen und zu übertriebenem Leistungsdenken führen. Es kann dazu führen, dass Ihr Kind denkt, es werde nur geliebt, wenn es eine bestimmte Leistung erbringt. 
  • Zu überschwängliches Lob birgt eine weitere Gefahr: Es kann zur Selbstüberschätzung führen, zum Beispiel dann, wenn Eltern ihr Kind ständig als schlauer, schöner oder begabter herausstellen.

Stärken stärken, richtig kritisieren

Manche Eltern neigen dazu, ihr Kind kritisch zu betrachten und auf das zu schauen, was es (noch) nicht kann. Besser ist es, Ihr Augenmerk stattdessen auf die Stärken Ihres Kindes zu richten. Diese Stärken sollten Sie fördern. Vielleicht treibt Ihre Tochter gerne Sport oder Ihr Sohn liebt Musik? Dann schauen Sie, ob es sein Talent in einem Sportverein oder in der Musikschule noch besser entfalten kann. Jeder noch so kleine (Teil-)Erfolg beschert Glücksmomente und stärkt das Selbstwertgefühl. Mit Kritik sollten Sie sparsam umgehen und dabei Folgendes beachten:

  • Kritisieren Sie immer einen Sachverhalt, aber nie Ihr Kind als Person. 
  • Vermeiden Sie Verallgemeinerungen wie „Du kommst immer zu spät“, „Du räumst nie dein Zimmer auf“. Besser ist: „Ich mache mir Sorgen, wenn du nicht anrufst, falls du dich verspätest“, oder: „Es ist gefährlich, wenn ich über die herumliegenden Spielsachen stolpere“. 
  • Bleiben Sie ruhig und sachlich.  
  • Bestrafen Sie Ihr Kind niemals mit Liebesentzug!  

Egal, was vorgefallen ist: Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass es immer zu Ihnen kommen darf und dass Sie es bedingungslos unterstützen werden.

Vom Scheitern und Mut machen

Schützen Sie Ihr Kind nicht vor schwierigen Situationen und negativen Gefühlen. Schenken Sie ihm stattdessen Trost und Zuspruch. So helfen Sie Ihrem Kind zu lernen, mit dem ein oder anderen Rückschlag leichter umzugehen. Machen Sie Mut, einen neuen Versuch zu unternehmen, auch wenn der erste Anlauf gescheitert ist. Jede positiv bewältigte Krise hilft, innere Stärke zu entwickeln und neue Herausforderungen anzunehmen.

Wo finden wir Hilfe und Unterstützung?

Was tun, wenn Ihnen Ihr Kind unsicher erscheint oder es wenig Selbstvertrauen zeigt? Wohin können sich Eltern wenden, wenn es trotz guter Vorsätze in der Familie nicht rund läuft und Sie sich einen guten Rat in Erziehungsfragen wünschen?

Neben Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt sind die Elternberatungsstellen in Nordrhein-Westfalen eine empfehlenswerte Anlaufstelle für besorgte Mütter und Väter. Dort können Sie gemeinsam mit erfahrenen Fachkräften nach Lösungswegen suchen. Die Beratung ist kostenlos und leicht erreichbar. Kontaktdaten und Adressen der Elternberatung finden Sie hier auf dem Familienportal.

Was sich hinter Begriffen wie Resilienz, Selbstwirksamkeit & Co verbirgt, fasst dieser Beitrag auf dem Portal Kindergesundheit-Info zusammen.

Wie Sie Ihr Kind stark machen für ein suchtfreies Leben, erfahren Sie auf dem Portal Kinder stark machen.

Das Elternmagazin „Starke Kinder“ der Bundeszentale für gesundheitliche Aufklärung BZgA hält viele Tipps und Ratschläge bereit, wie Sie Ihrem Kind Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen mitgeben können.

Diese Tipps helfen Ihnen um ihr Kind zu stärken.