- Bleiben Sie nicht im Streit und im Frust hängen, sondern trauen Sie sich, Schritte zurück zum gemeinsamen Wir einzuleiten.
- Versuchen Sie, wieder ins Gespräch zu kommen. Wie geht es Ihnen gerade? Teilen Sie sich mit und hören Sie zu, wie es Ihrem Gegenüber geht. Versuchen Sie dabei, nicht zu werten oder gleich Tipps zur Verbesserung zu geben. Lassen Sie sich zunächst einfach einmal nur erzählen. Die Lösungswege kommen später.
- Versuchen Sie die Bedürfnisse des Gegenübers zu verstehen und als solche anzuerkennen, auch wenn das nicht unbedingt Ihren Wünschen entspricht. Das Aushandeln und Abgleichen der unterschiedlichen Bedürfnisse ist erst der nächste Schritt.
Partnerschaftsprobleme
Plötzlich Eltern – Paare im Krisenmodus
Gerade in jungen Familien dreht sich (fast) alles um den Nachwuchs. Wer steht nachts auf, wenn das Kind schreit? Wer tröstet, wenn schmerzende erste Zähnchen kommen? Wer bleibt zu Hause und versorgt das kranke Kind? Ja, Eltern sein und Paar zu bleiben ist eine echte Herausforderung. Nicht selten verlieren Partner sich zwischen der Organisation von Kindern, Haushalt und Job aus den Augen, obwohl sie sich doch so sehr Nachwuchs gewünscht haben. Typische Vorwürfe sind den meisten bekannt: Immer bist du müde! Nie hast Du Zeit für mich! Du hörst mir gar nicht richtig zu! Die gute Nachricht: Aus solchen Vorwürfen muss keine schwerwiegende Beziehungskrise werden! Beharrliche Beziehungsarbeit hilft, damit die Liebe hält.
Wenn Zusammensein Frust bedeutet – ab wann spricht man von einer Krise?
Eben noch im „Honeymoon“ – und plötzlich muss das Leben mit Kind organisiert werden – ein komplett neues Lebensmodell, das sich erst einspielen muss. Kleinere Unstimmigkeiten sind völlig normal und nicht sofort Anlass zur Sorge. Nehmen die Streitereien aber immer mehr Raum ein, ist Achtsamkeit gefragt.
Es ist immer schwer zu sagen, ab wann man tatsächlich von einer Beziehungskrise spricht. Wichtig: Die Krise kommt nicht plötzlich über Nacht, sondern baut sich auf. Achten Sie auf typische Anzeichen. Die können ganz unterschiedlich aussehen. Zum Beispiel:
- Sie sind allzu oft genervt, wenn Ihr Partner oder Ihre Partnerin etwas vorschlägt. Der Umgangston ist zunehmend gereizt. Es fehlt die Wertschätzung bei Ihren Gesprächen.
- Bei Ihrem Gegenüber prallen alle Vorschläge und Äußerungen von Ihnen unfreundlich ab.
- Streit nimmt überhand. Dabei geht es oft nicht mehr um gute Lösungen, sondern um gegenseitige Schuldzuweisungen.
- Körperliche Nähe und Sexualität verschwinden aus Ihrer Beziehung.
- Es gibt keine schönen und entspannten gemeinsamen Zeiten und Ausflüge mehr. Die beste Zeit scheint jeder für sich bzw. mit anderen zu erleben.
- Sie ertappen sich immer häufiger, schlecht und abwertend über Ihren einstigen Lieblingsmenschen zu reden.
Kennen Sie einige dieser Anzeichen aus Ihrer Beziehung? Dann sollten Sie genauer ergründen, was eigentlich los ist.
Was belastet die Beziehung? Stolperfallen für junge Elternpaare
Meist verstehen Paare zunächst nicht, dass die Beziehung in eine Schieflage geraten ist. Vielleicht fragen Sie sich: Warum verstehen wir uns auf einmal nicht mehr? Wir haben uns doch so auf das Kind gefreut!
Oft kommen verschiedene Dinge zusammen, weil sich das Leben mit Nachwuchs einfach komplett ändert. Wirklich vorbereitet auf das Elternsein sind die wenigsten Paare. Und jede Beziehung ist anders. Was auf das eine Paar zutrifft, muss für das nächste Paar nicht gelten. Vielleicht finden Sie sich dennoch in einigen Erklärungsansätzen wieder:
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Gemeinsame Paarzeit kommt zu kurz – Selbstfürsorge auch.
So vieles, was vorher das gemeinsame Leben ausgemacht hat, funktioniert plötzlich nicht mehr: Sei es mal eben auf einen Absacker ums Eck gehen und ein paar Freunde treffen. Oder ein spontanes Treffen zum Spieleabend. Oder eine Runde tanzen im Club, oder, oder, oder... . Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Alles, was früher ohne Kind spontan je nach Lust, Zeit und Laune möglich war, bedarf jetzt einer Planung: Kann das Kind mit? Wenn nicht, wer passt auf, wer kann los? Können wir überhaupt noch gemeinsam etwas unternehmen? Nicht selten macht sich bei einem Elternteil oder beiden Partnern Unzufriedenheit breit.
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Schlafmangel und dauernde Erschöpfung.
Die Kinderbetreuung ist anstrengend und das 24 Stunden am Tag. Die Tage sind geprägt von vielen Pflichten wie Arbeitsorganisation, Kind zur Betreuung bringen, abholen, betreuen, kochen, putzen und einkaufen. Zudem sind die Nächte kurz, der Schlafmangel raubt immer mehr Energie. Da bleiben die eigenen Bedürfnisse schnell auf der Strecke. Meist schwinden mit wachsender Erschöpfung der Eltern auch Kraft und Bereitschaft, sich mit der Partnerschaft auseinanderzusetzen und im Dialog zu bleiben.
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Alles dreht sich nur ums Kind.
Mütter von Kleinkindern sind emotional, körperlich und zeitlich oft stark gefordert. Wer im Partner und im familiären Umfeld wenig Unterstützung findet, spürt eine zunehmende Überlastung. Die Restmenge an Energie konzentriert sich dann meist nur noch auf den Nachwuchs. Der andere Elternteil fühlt sich massiv vernachlässigt. Diese Situation belastet die Beziehung besonders dann, wenn die Elternteile keine Form der Kommunikation über ihre Gefühle und Bedürfnisse finden.
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Die veränderten Rollenverteilungen.
Bis zur Geburt ist alles okay. Frauen und Männer sind gut ausgebildet und stehen mit beiden Füßen gleichberechtigt im Beruf. Mit dem Nachwuchs ändert sich die Situation jedoch immer noch oft. Obwohl sich heute die meisten Frauen ein erfülltes Berufsleben plus Familie wünschen, sieht die Realität nicht selten anders aus: Mütter stecken beruflich zurück oder arbeiten in Teilzeit. Väter erhöhen vielleicht noch ihr Arbeitspensum, um finanzielle Lücken aufzufangen und den gewohnten Lebensstandard zu finanzieren. Das ergibt auf Dauer ein Ungleichgewicht in der Beziehung.
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Weniger Geld.
Auch die Finanzen können ein belastendes Thema sein. Es gibt zwar für eine gewisse Zeit Elterngeld. Aber das ist weniger als ein volles Gehalt, und dann kommen die Kosten für das Kind und die aktuellen Teuerungen für Energie und Lebenshaltung hinzu. Wer verfügt jetzt über wie viel Geld? Wie erfolgt eine gerechte Aufteilung der Haushaltskosten? Wie wird die Erziehungszeit ausgeglichen? Schnell fühlt ein Elternteil sich auf ungute Weise abhängig. Währenddessen hat das andere Elternteil das Gefühl, die Hauptlast für alles tragen zu müssen.
Tipps für die Rettung der Beziehung
Die Situation zu akzeptieren, ist oft schon der erste Schritt raus aus dem Beziehungstief. Anzuerkennen, dass das Leben nicht rund läuft, mit Verständnis auf die eigene Situation schauen, das kann sehr hilfreich sein. Diese Ratschläge können helfen:
- Schenken Sie sich gemeinsame Zeit nur für sich als Paar. Hier können Freunde und Verwandte auch gerne einmal mit eingespannt werden. Und planen Sie gemeinsame Familienzeit ein. Das muss nichts Aufwendiges sein: Ein Spielstündchen mit allen oder ein Spaziergang durch einen nahgelegenen Park, ein Picknick auf dem Spielplatz oder gemeinsame Kuschelzeit beim Vorlesen …
- Berühren Sie sich einfach einmal wieder. Nehmen Sie sich in den Arm.
- Stichpunkt Wertschätzung: Machen Sie sich gegenseitig bewusst, wie vieles Sie gut machen und was Sie sich gemeinsam schon alles aufgebaut haben.
Wenn Sie merken, allein schaffen Sie es nicht, scheuen Sie nicht den Weg in eine Beratungsstelle. Damit sollten Sie nicht zu lange warten!
Wieder ins Gespräch kommen – ein paar nützliche Hinweise
Häufig verbessert sich die Atmosphäre spürbar, wenn es Paaren gelingt, zurück ins Gespräch zu kommen. Auf einmal sieht man sein Gegenüber wieder in freundlicherem Licht. Darüber können gemeinsame Lösungen entstehen, wie Schwierigkeiten anzugehen sind. Tipps und Regeln, die Ihnen helfen können, damit das Gespräch nicht gleich scheitert, finden Sie unter Tipps zum Download. Lesen Sie dazu auch den Beitrag Faire Partnerschaft hier auf dem Familienportal.NRW.
Wo finden wir Hilfe und Beratung?
Es gibt sehr viele kostenlose Beratungsangebote für Eltern von öffentlichen beratenden Einrichtungen, von den Kirchen und von gemeinnützigen Vereinen.
Über die Online-Beratungsstellensuche der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung e.V. können Sie Anlaufstellen und Beratungsangebote in Ihrer Nähe suchen. Sie geben auf der Seite lediglich Ihren Wohnort an und um was es in der Beratung geht. https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe.
Informationen und Adressen über kostenlose Beratungsstellen in Nordrhein-Westfalen für Familien in schwierigen Situationen finden Sie auf der Seite des Familienministeriums Nordrhein-Westfalen unter: https://www.mkjfgfi.nrw/familienberatung-hilft-familien-schwierigen-lagen
Die Kirchen bieten ein breites Beratungsangebot für Paare mit Schwierigkeiten. Wenn Sie die jeweilige Internetseite der Kirche im Netz aufrufen, erhalten Sie einen Überblick über das Beratungsangebot und Beratungsstellen in Ihrer Nähe.
- Evangelische Kirche (Diakonie) unter https://www.ekir.de/beratung-nrw/
- Katholische Kirche (Caritas) unter https://www.caritas.de/hilfeundberatung/ratgeber/familie/ueberforderteeltern/ehe--familien-und-lebensberatung
pro familia bietet ebenfalls psychologische Beratung zu Themen rund um Partnerschaft und Sexualität. Sie können sich anonym online oder persönlich vor Ort beraten lassen. Mehr dazu unter https://www.profamilia.de/angebote-vor-ort/nordrhein-westfalen.
Manchmal hilft der professionelle Blick von außen. Dann kann eine Paartherapie eine gute Lösung sein. Die ist aber in der Regel mit hohen Kosten verbunden und es kann lange dauern, bis man einen Termin bekommt. Therapeutinnen und Therapeuten finden Sie im Internet unter dem Stichwort „Paartherapie“. Geben Sie dazu in die Suchmaschine Ihre Stadt bzw. Region ein. Fragen Sie am besten vorab bei der ausgewählten Praxis nach, welche Kosten mit einer Beratung verbunden sind.
Auch gibt es eine Vielzahl psychologischer Ratgeberbücher zum Thema Rettung der Partnerschaft. Sowohl der lokale Buchhandel als auch das Internet bieten eine große Auswahl.