„Ich gehe den ganzen Tag arbeiten, während du auf dem Spielplatz in der Sonne sitzt!“, „Du guckst gemütlich den Tatort und ich muss spät am Abend noch Wäsche sortieren!“ – solche oder ähnliche Vorwürfe sind Ausdruck von Unzufriedenheit in einer Beziehung. Das Gefühl, mehr zu arbeiten und weniger Freizeit zu haben als die Partnerin oder der Partner, sorgt für Frust. Hinzu kommt, dass Erziehungs- und Hausarbeit weder mit einer finanziellen Anerkennung noch mit einem Karrieresprung honoriert werden – allzu oft nicht mal mit der gebührenden Wertschätzung.
Faire Partnerschaft
Ein guter Plan für die Beziehung
Wenn aus zwei Menschen in einer Partnerschaft eine Familie mit Kind wird, müssen Rollen neu verteilt und „das bisschen Haushalt“ neu organisiert werden. Eine annähernd gerechte Aufgabenverteilung, mit der sich beide wohlfühlen, ist die Basis für eine gute Beziehung und ein glückliches Familienleben. Doch oftmals entwickelt sich bald ein Ungleichgewicht – Wunsch und Wirklichkeit klaffen dann schnell auseinander. Im Folgenden stellen wir Strategien vor, wie Sie gemeinsam zu einer guten Lösung gelangen.
Ungleichgewicht schafft Frust
Rollen betrachten
Spätestens nach der Elternzeit stellt sich die Frage: Wie lassen sich Erwerbs-, Familien- und Haushaltszeiten gerecht verteilen, so dass beide Elternteile zufrieden sind? Wer wie viel im Haushalt macht oder sich um den Nachwuchs kümmert, hängt in der Regel davon ab, wie die Berufstätigkeit verteilt ist: Arbeitet ein Elternteil Vollzeit? Oder sind beide in gleichem Umfang berufstätig? Ferner spielt es eine Rolle, ob das Kind fremdbetreut wird, und wenn ja, wie viele Stunden am Tag. Haben Sie den Mut, die klassischen Rollenklischees zu hinterfragen und für sich eine Lösung zu finden, die für beide Elternteile okay ist.
Kindererziehung ist ein Vollzeitjob
Doch auch wenn ein Elternteil komplett zu Hause bleibt, heißt das nicht, dass dieser auch die gesamte Arbeit in Familie und Haushalt übernehmen muss. Wer kleine Kinder versorgt, ist ohne Hilfe von außen meist von früh bis spät (und manchmal sogar nachts) auf den Beinen. Kein Wunder, dass es da ungerecht erscheint, wenn die oder der andere nach dem beruflichen Feierabend die Füße hochlegt. Daher ist es wichtig, die Aufgaben in Familie und Haushalt sichtbar zu machen und gerecht zu verteilen – am besten mit einem schriftlichen Plan.
Bestandsaufnahme als Basis
Grundlage für den Aufgabenplan kann eine gründliche Bestandsaufnahme sein. So geht‘s:
- Führen Sie mindestens zwei Wochen lang Buch: Wer macht was mit welchem Zeitaufwand und wie oft? Notieren Sie sämtliche Tätigkeiten (auch Betreuungsaufgaben wie „dem Kind vorlesen“) und die dafür benötigten Minuten.
- Denken Sie auch an Sonderaufgaben wie Geburtstage planen, Steuererklärung machen, Weihnachtsgeschenke besorgen etc.
- Schreiben Sie auf, wie viele Stunden welcher Elternteil berufliche Aufgaben erfüllt.
Vorlieben und Stärken berücksichtigen
Überlegen Sie dann gemeinsam, wie die in der Bestandsaufnahme erfassten Aufgaben gerecht verteilt werden können. Achten Sie bei der Verteilung auf persönliche Vorlieben und Stärken – das steigert die Motivation und die Effizienz. Wer etwas gerne tut oder besonders gut kann, übernimmt diesen Bereich (zum Beispiel Wäsche bügeln oder Gartenarbeit). Tragen Sie in den Plan ein, wer was macht und welchen zeitlichen Umfang die Aufgabe erfordert. Der Plan ist dann gerecht, wenn für beide Partner unterm Strich gleich viel Freizeit übrig bleibt.
Tipps für die Umsetzung:
- Delegieren bedeutet auch, Verantwortung abzugeben. Das fällt manchmal schwer. Trauen Sie Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner zu, etwas ebenso gut zu können oder zu erledigen, wie Sie selbst.
- Akzeptieren Sie, dass Ihre Partnerin oder Ihr Partner anders an eine Aufgabe herangeht, die Arbeit zu einem anderen Zeitpunkt erledigt oder mehr Zeit dafür benötigt.
- Schrauben Sie Ihre Ansprüche möglichst herunter und schauen Sie nicht zu kritisch auf das, was die oder der andere leistet. Ohne Kompromisse und eine gewisse Flexibilität geht es nicht.
- Zeigen Sie Ihre Wertschätzung durch ein ehrliches Lob – das tut der Beziehung gut!
- Wie wäre es nach einiger Zeit mal mit einem Rollentausch? Dann sehen Sie, was Ihre Partnerin oder Ihr Partner leistet.
Aushandeln ist wichtig
Auch wenn es merkwürdig erscheint, Aufgaben schriftlich festzuhalten und zeitlich aufzurechnen: Solche Aushandlungsprozesse sind wichtig für eine Partnerschaft. Schaffen Sie eine entspannte Atmosphäre, um gemeinsam zu planen, hören Sie Ihrem Gegenüber gut zu und zeigen Sie sich kompromissbereit. Letztlich geht es darum, gemeinsam eine gute Lösung zu finden. Weitere Tipps für Aushandlungsprozesse in der Partnerschaft lesen Sie hier auf dem Familienportal.NRW.
Zwischendurch Bilanz ziehen
Selbstverständlich sind die im Plan notierten Aufgaben nicht in Stein gemeißelt. Wenn das Kind älter wird oder sich an Ihrer beruflichen oder privaten Situation etwas ändert, muss die Aufgabenverteilung neu geregelt werden. Bleiben Sie aber auch zwischendurch im Gespräch miteinander und ziehen Sie immer wieder Bilanz: Wie zufrieden sind Sie mit dem Modell? Verhandeln Sie gegebenenfalls nach.
Wo finden wir Hilfe und Unterstützung?
Gelingt es Ihnen nicht, miteinander eine zufriedenstellende Regelung für Ihre Aufgabenverteilung zu finden, können Sie sich professionelle Hilfe holen. In Nordrhein-Westfalen existiert ein flächendeckendes Netz an kommunalen und kirchlichen Eltern- und Familienberatungsstellen. Die Beratung ist dort – im Gegensatz zu den Angeboten selbstständiger Mediatorinnen und Mediatoren – kostenlos. Über den Beratungsstellenfinder auf dem Portal familienplanung.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) finden Sie mit wenigen Klicks eine Beratungsstelle in Ihrer Nähe.