Individuelle Grundschulförderung

Wie werden Kinder dort abgeholt, wo sie stehen?

Text zuletzt aktualisiert: 16.05.2024

Jedes Kind zählt!

„Ich kann das nicht!“ „Ich versteh‘ gar nicht, was ich machen soll.“ „Schule ist doof!“ Viele Eltern kennen solche und ähnliche Äußerungen von ihrem Kind. Die Gründe können unterschiedlich sein: Das eine Kind ist frustriert, weil es nicht mithalten kann. Das andere, weil es den Anfangslernstoff schon beherrscht und sich für andere Themen interessiert. Aufgabe von Grundschule ist es, jeden Schüler und jede Schülerin individuell und differenziert zu fördern. Das gilt für alle Kinder, besonders aber für Schülerinnen und Schüler mit Lernschwächen ebenso wie für Kinder mit besonderen Begabungen. Lesen Sie, wie die gezielte individuelle Förderung spezielle Schülergruppen durch die Grundschule begleitet.

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Individuelle Förderung für unterschiedliche Kinder

Auch wenn Kinder zur Einschulung ungefähr gleichaltrig sind, sind sie nicht unbedingt auf dem gleichen Entwicklungsstand. Jedes Kind bringt andere Voraussetzungen mit, jedes Kind hat sein eigenes Lerntempo. Manchen Kindern fällt das Lernen, leichter, andere tun sich schwerer. Manche Kinder erfahren vielleicht eine geringere Unterstützung im häuslichen Bereich als andere.

Für jedes Kind gilt: Egal, ob es Schwierigkeiten mit dem Lernen hat oder aber besondere Begabungen und Interessen zeigt, eine zentrale Aufgabe von Schule ist es, den Unterricht und den Lernstoff so zu gestalten, dass es seine Potenziale und Chancen optimal entfalten kann.

Anspruch auf eine individuelle Förderung haben alle Kinder

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Für das eine Kind bedeutet das, gezielt bei Lernproblemen unterstützt zu werden. Für ein anderes Kind geht es um zusätzliche Lern-Herausforderungen, um die Motivation zu fördern und einer Schulmüdigkeit vorzubeugen.

Dazu schauen die Lehrkräfte gerade in der Anfangszeit sehr genau hin, mit welchen Voraussetzungen das jeweilige Kind in die Schule kommt und wie es sich entwickelt:

Kann es schon...

  • einige Zeit stillsitzen und sich konzentrieren? 
  • den Stift richtig halten und mit den vorgegebenen Linien klarkommen? 
  • sich sprachlich gut verständlich machen? 
  • vieles von dem Stoff, der zu Anfang unterrichtet wird?

Braucht das Kind...

  • mehr Anregungen, um die (Lern-)Freude zu behalten? 
  • gezielte Unterstützung in bestimmten Bereichen?

Aus ihren Beobachtungen können die Lehrkräfte ableiten, wie das einzelne Kind gefördert werden muss, um erfolgreich mitarbeiten zu können. Jedes Kind soll dort abgeholt werden, wo es steht. Ziel ist es immer, differenzierte Lösungen für eine individuelle Förderung aller Kinder zu finden.

Förderung bei Lernschwierigkeiten

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Ein Kind, das Probleme mit dem Lernen hat, ist schnell enttäuscht und hat das Gefühl zu versagen. Kinder können dann auf unterschiedliche Weise reagieren, vielleicht sogar verhaltensauffällig werden. Um das zu verhindern, ist es sehr wichtig, zügig zu erkennen, wie eine gute Unterstützung in der Schule aussehen kann. Dafür wird von der Lehrkraft ein sogenannter Förderplan erstellt.

Der individuell auf die Lernschwierigkeiten des Kindes ausgelegte Plan legt fest, 

  • was genau gefördert werden soll, zum Beispiel das Lesen oder Rechnen oder das konzentrierte Arbeiten, 
  • wie lange die Förderung zunächst erfolgt, 
  • in welcher Form die Förderung erfolgen soll, 
  • auf welche Weise die Lernfortschritte überprüft werden.

Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Fördermaßnahmen ist, dass Kinder, Eltern und Lehrkräfte gut zusammenarbeiten und sich vertrauensvoll austauschen.

Förderung leistungsstarker Kinder

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Es gibt Kinder, die auf einigen Gebieten außergewöhnliche Begabungen mitbringen und in diesen Bereichen überragende Leistungen zeigen. Die Herausforderung bei besonders begabten Kindern liegt häufig darin, dass sie den Stoff des (Anfangs-)Unterrichts schon beherrschen. Bekommen Sie keine zusätzlichen Impulse und Lernanregungen, sind sie schnell gelangweilt und es besteht die Gefahr, dass sie abschalten oder den Unterricht stören. Das kann zu Verhaltensauffälligkeiten führen, zu Schulunlust oder gar zu psychosomatischen Erscheinungen und Depressionen.

Die Förderung leistungsstarker Kinder in der Grundschule kann in vielerlei Hinsicht erfolgen, zum Beispiel durch

  • anspruchsvollere Zusatzaufgaben im Unterricht, 
  • selbstständige Arbeitstechniken mit geeigneten Lernprogrammen parallel zum Unterricht, 
  • die Beschäftigung mit „wissenschaftlichen Fragestellungen“ in Kooperation von Universität und Schule, 
  • eine Teilnahme an speziellen Projekten und Wettbewerben.

Für eine erfolgreiche Förderung dieser Kinder ist eine enge Zusammenarbeit von Schule, Schülerin und Schüler und Elternhaus unabdingbar.

Wo finden wir Hilfe und Beratung?

Erste Anlaufstelle für Eltern, die beobachten, dass ihr Kind Schwierigkeiten mit dem Lernstoff oder generell mit der Schulsituation hat, ist die Klassenleitung. Sprechen Sie die Lehrkraft auch an, wenn Sie Verhaltensauffälligkeiten ihres Kindes bemerken oder sich aus anderen Gründen Sorgen machen.

Anlaufstellen für eine weitere Beratung können die Schulpsychologischen Beratungsstellen in NRW, die kinderärztliche Praxis und spezielle Therapeuten sein.

Das Schulministerium von Nordrhein-Westfalen informiert auf seinem Internetportal ausführlich, wie eine „Individuelle Förderung“ aussieht, die zum pädagogischen Grundprinzip aller Schulen in Nordrhein-Westfalen gehört.

Mehr Informationen zum Thema „Lernschwierigkeiten in der Grundschule“ erfahren Sie auf dem Familienportal.NRW. Im Beitrag über Lese-/Rechtschreibschwäche und Rechenschwäche erhalten Sie unter anderem Tipps, wie Sie Ihr Kind gut unterstützen können.

Der vom Bundesministerium geförderte Begabungslotse Eltern und Schülerinnen und Schülern umfassende Informationen zu den Themen Talententwicklung und Begabungsförderung.