Neuorientierung nach Ausbildungsabbruch
Die zweite Chance für eine Neuorientierung nutzen
Der vorzeitige Abbruch einer Ausbildung ist für junge Menschen zunächst einmal ein harter Einschnitt. Die Entscheidung über eine Auflösung des Ausbildungsvertrages bedeutet nicht nur das vorzeitige Ende der bisherigen beruflichen Reise, sondern auch den Beginn einer nächsten Phase: der Neuorientierung. In solchen Momenten ist es wichtig, die richtige Unterstützung und Beratung zu erhalten. Eltern können emotionalen Beistand leisten und bei der Suche nach neuen Perspektiven helfen.
Selbstanalyse: die Ursachen herausfinden
Auch wenn sich ein Ausbildungsabbruch wie ein Rückschlag anfühlen kann, ist eine solche Entscheidung kein Weltuntergang. Jetzt heißt es: Nicht aufgeben und nicht den Kopf hängen lassen, sondern gemeinsam überlegen, wie es weitergehen kann. Im ersten Schritt ist es wichtig, sich eingehend – und vor allem ehrlich – mit den Gründen für den Abbruch auseinanderzusetzen.
Diese Fragen können bei der Selbstanalyse hilfreich sein:
- Was sind die Hauptgründe für den Ausbildungsabbruch?
- Was ist schiefgelaufen? Was waren die größten Probleme oder Herausforderungen?
- Habe ich realistische Erwartungen an die Ausbildung bzw. den gewählten Beruf gehabt?
- Habe ich alle möglichen Unterstützungsangebote ausgeschöpft, um Konflikte zu lösen?
- Was kann ich aus dieser Erfahrung für die Zukunft lernen?
- Welche persönlichen Interessen habe ich entdeckt, die ich in Zukunft besser nutzen möchte?
- Welche persönlichen Stärken und Schwächen habe ich erkannt, die für meine Neuausrichtung von Bedeutung sind?
- Was soll beim nächsten Mal anders sein?
- Welche Veränderungen kann ich selbst beeinflussen?
- Benötige ich professionelle Unterstützung und Beratung, um die nächsten Schritte anzugehen?
Antworten auf diese Fragen helfen, anstehende Entscheidungen besser zu treffen und den Weg für eine erfolgreiche Neuorientierung zu ebnen.
Suche nach Alternativen: Wie soll es weitergehen?
Im zweiten Schritt geht es darum herauszufinden, welche Perspektiven in Frage kommen.
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Neuer Ausbildungsbetrieb
Der Ausbildungsbetrieb wird gewechselt und die begonnene Berufsausbildung in einem anderen Ausbildungsbetrieb fortgesetzt. Wichtig ist es hier, die rechtlichen Vorgaben zu beachten.
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Neues Berufsfeld
Eine Ausbildung in einem anderen Berufsfeld, welches den eigenen Wünschen und Fähigkeiten mehr entspricht, kann eine Alternative sein.
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Berufsorientierende Maßnahme
Berufsorientierende Maßnahmen unterstützen dabei, die eigenen Fähigkeiten und Stärken noch besser kennenzulernen.
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Praktikum
Ein freiwilliges berufliches Praktikum in einem Betrieb der Wahl zu absolvieren, hilft vielleicht bei der Entscheidung.
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Weiter zur Schule
Der Besuch einer weiterführenden oder ein höherer Schulabschluss, zum Beispiel die Fachoberschule oder Berufsschule mit allgemeiner Ausrichtung, können Alternativen sein.
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Freiwilliges soziales Jahr
Eine weitere mögliche Alternative: ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr (FSJ).
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Studium
Vielleicht ist dies der richtige Weg: ein Studium oder ein duales Studium aufzunehmen.
Eine professionelle Beratung und Begleitung können in dieser Phase äußerst nützlich sein. Fachkräfte aus der Berufsberatung, den Arbeitsagenturen und aus Bildungseinrichtungen oder die Ausbildungsberaterinnen und -berater der Kammern helfen Schritt für Schritt bei der Entwicklung eines persönlichen Plans. Sie kennen die gesetzlichen Vorgaben und Rechte.
Keine Sorge vor der Zukunft
Es ist keine Seltenheit, dass junge Menschen ihre Ausbildung aus den verschiedensten Gründen vorzeitig abbrechen. Viele Azubis finden mit der richtigen Einstellung ihren Berufsweg beim zweiten Anlauf. Chancen auf dem Arbeitsmarkt gibt es in Zeiten eines hohen Fachkräftemangels genug; motivierte Jugendliche haben auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz gute Aussichten.
Wichtig ist, den Ausbildungsabbruch als Chance für persönliches Wachstum zu nutzen, die individuellen Stärken und Fähigkeiten besser zu verstehen und im Zuge der Neuorientierung eine klarere Vorstellung von den eigenen Wünschen und Zielen zu entwickeln.
Wichtig ist auch, gut vorbereitet in neue Bewerbungsgespräche zu gehen und nachvollziehbar argumentieren zu können, warum die Ausbildung abgebrochen wurde. Wer außerdem darstellen kann, was er bzw. sie aus der Erfahrung gelernt hat, trifft bei den meisten Betrieben und Unternehmen auf Verständnis.
Wo finden wir Hilfe und Beratung?
Die Bundesagentur für Arbeit hilft bei allen Fragen rund um die Berufsorientierung und Ausbildung weiter. Einen Termin für ein persönliches Beratungsgespräch können Sie online, telefonisch (0800 4 555500) oder über das Kontaktformular anfragen. Auch eine Beratung per Video ist möglich.
Informationen und Beratungsangebote zu den vielfältigen Angeboten der Berufs- und Studienorientierung erhalten Sie bei der örtlichen Agentur für Arbeit.
Das Berufsinformationszentrum (BIZ) ist eine Anlaufstelle der Agentur für Arbeit, die umfassende Informationen zu Berufsbildern, Ausbildungen und Weiterbildungsmöglichkeiten bereitstellt.
Die Kammern (IHKs, Handwerkskammern, Kammern der Freien Berufe oder für die Landwirtschaft) bieten umfassende Beratungs- und Matching-Dienstleistungen an. Sie unterstützen sowohl bei Fragen zu Rechten und Pflichten in der Ausbildung als auch bei der Suche nach passenden Ausbildungsplätzen oder Alternativen bei einem Ausbildungsabbruch. Durch ihre enge Zusammenarbeit mit Betrieben und Bildungseinrichtungen helfen sie dabei, die berufliche Neuorientierung erfolgreich zu gestalten.
Bildungseinrichtungen wie Berufsschulen, Hochschulen und Weiterbildungsinstitute bieten Beratungen bei Ausbildungs- und Studienabbrüchen an und unterstützen ebenfalls bei der Neuorientierung.
Im Netz gibt es zahlreiche Online-Plattformen zur Berufsorientierung, auf denen Informationen zu Berufsbildern, Ausbildungsgängen und Karrieremöglichkeiten zur Verfügung stehen. Auf unserem Familienportal.NRW finden Sie eine Auswahl an empfehlenswerten Portalen, die die berufliche Neuorientierung unterstützen können.