Vier-Tage-Woche

Island-Studie: Welche Chancen eine reduzierte Arbeitszeit bei gleichem Lohn mit sich bringt

Text zuletzt aktualisiert: 22.02.2024

Blick in die Zukunft? Die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich

Klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Weniger arbeiten bei gleichbleibendem Gehalt. In Island wurde dieser Traum für 2.500 Angestellte Realität. Was ist dabei herausgekommen?

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Im Rahmen einer Studie haben 2.500 isländische Angestellte aus dem öffentlichen Sektor von 2015 bis 2020 ihre Arbeitszeit von 40 auf 35 Stunden reduziert. Das Forscherteam wollte herausfinden, ob sie die Arbeit in der verkürzten Zeit erledigen können, ohne neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen.

Die Auswertung durch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigt auf, dass Produktivität und Leistung der Angestellten mindestens gleich geblieben sind und sich bei vielen sogar verbessert haben. Mehrere deutsche Medien haben über das Ergebnis der Studie berichtet. Wir schauen über den Tellerrand und sehen uns den isländischen Feldversuch einmal näher an.

Neue Prozesse und effizienteres Zeitmanagement

Das positive Ergebnis geht auf die genaue Prüfung und Neuorganisation vieler Arbeitsprozesse zurück: Die konkreten Aufgaben werden geprüft und ggf. verändert oder anders organisiert. Als Konsequenz haben die teilnehmenden Angestellten Meetings verkürzt oder durch E-Mails ersetzt, Arbeitsroutinen optimiert oder manchmal sogar gestrichen. Ein einfaches Beispiel: Wenn Eltern ihre Kinder nachmittags nach und nach aus der Kita abholen, braucht man in dieser Zeit nicht mehr den vollen Personaleinsatz, weil dann weniger Kinder anwesend sind. So brauchen in dieser Zeit auch die Erzieherinnen und Erzieher nicht mehr in voller Besetzung da sein.

Mehr Vereinbarkeit für Mitarbeitende

Die Angestellten, die an dem Versuch teilgenommen haben, berichteten übereinstimmend, dass sich ihre Stressbelastung reduziert und ihre Gesundheit verbessert habe. Die freie Zeit haben sie z. B. für ihre Hobbies oder Ehrenämter genutzt, vor allem aber sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf leichter geworden. Das ist keine Überraschung: Wenn beide Eltern mehr Zeit haben, können sie die Kinderbetreuung besser und gerechter verteilen, was wiederum regelmäßig zu einer Entlastung des Familienalltags führt. Das zahlt sich mittel- und langfristig auch für die Unternehmen aus.

Vier-Tage-Woche: Chance oder Risiko?

Unter Wirtschaftsexpertinnen und -experten ist umstritten, ob die Vier-Tage-Woche auch in komplexeren Volkswirtschaften funktionieren könnte. Einige befürchten, dass durch die Arbeitsverdichtung der Druck auf die einzelnen Beschäftigten zu sehr steigen könnte. Andere bezweifeln, ob sich das Arbeitsvolumen tatsächlich mit weniger Arbeitsstunden schaffen lässt. In Deutschland gibt es mittlerweile einige Unternehmen, die mit einer Verkürzung der Arbeitszeit bei Lohnausgleich experimentieren.

Von 44 auf 36 Stunden

Der isländische Feldversuch hat jedenfalls eins gezeigt: Mehr Arbeitsstunden bedeuten nicht automatisch eine höhere Produktivität. Die hängt eher von einer ausgewogenen Work-Life-Balance ab.

In Island hat das Experiment übrigens dazu geführt, dass inzwischen 86 Prozent der Isländerinnen und Isländer einen Rechtsanspruch auf eine wöchentliche Arbeitszeit von 35 bis 36 Stunden haben. Vorher lag die Arbeitszeit durchschnittlich bei 44 Stunden pro Woche.

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Die ausführlichen Ergebnisse der Island-Studie lesen Sie hier: 

In der Toolbox des Projekts “ZEITREICH” finden Sie Anleitungen, Handlungsempfehlungen und Beispiele für flexible Arbeitszeitgestaltung: