Betrieblich geförderte Ferienbetreuung

Drei Fragen an Lilly Fleck, Beraterin im Projekt BerufPLUS – Betriebliche Kinderbetreuung & Elternberatung der Zukunftswerkstatt Düsseldorf GmbH

Text zuletzt aktualisiert: 19.02.2024

„Der größte Vorteil ist, dass Unternehmen viel für ihr Image und die Fachkräftesicherung tun“

Im Projekt BerufPLUS der Zukunftswerkstatt Düsseldorf GmbH berät Lilly Fleck Eltern und Unternehmen zum Thema Kinderbetreuung im beruflichen Kontext. Im Interview berichtet sie, welche besondere Rolle betriebliche Angebote in den Ferien spielen und wie sowohl Arbeitnehmende als auch Arbeitgebende davon gleichermaßen profitieren können.

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Warum ist das Thema Ferienbetreuung für berufstätige Eltern wichtig?

Schülerinnen und Schüler haben in NRW – alle Ferien zusammengenommen – an 75 Werktagen im Jahr frei. Die Eltern haben im Schnitt aber nur 28 Urlaubstage. Das reicht nicht aus, um die Betreuung abzudecken. Sie brauchen also alternative Angebote für die restlichen Tage. Plätze in Offenen Ganztagsschulen stehen aktuell noch nicht ausreichend zur Verfügung. Wenn der Betrieb hier unterstützt, kann das den Eltern Zeit und Kosten ersparen. Sie müssen sich nicht selbst auf die Suche begeben und teure Ferienfreizeiten buchen. Außerdem können sie Wege sparen, indem sie ihre Kinder einfach mit zur Arbeitsstätte bringen und nach Feierabend wieder mitnehmen – vorausgesetzt natürlich, die Ferienbetreuung ist direkt im Unternehmen oder der Umgebung angesiedelt. Die Väter und Mütter kommen dann entspannter zur Arbeit und wissen, dass ihre Kleinen gut versorgt sind. Nicht nur davon profitiert auch das gesamte Team. Denn gerade im Sommer stapeln sich die Urlaubsanträge. Wenn Eltern betriebliche Unterstützung bei der Betreuung ihrer Kinder erfahren, ist eine bessere Planbarkeit für alle gegeben, die Abstimmung im Team wird einfacher und das Ganze wird ein bisschen entzerrt.

 

Wie genau kann diese betriebliche Unterstützung bei der Ferienbetreuung aussehen?

Da gibt es verschiedene Modelle. Je nach Unternehmensgröße, nach personellen, räumlichen, zeitlichen und finanziellen Ressourcen, nach Alter und Anzahl der zu betreuenden Kinder oder nach bereits bestehenden Angeboten, zum Beispiel von kommunaler Seite, können Unternehmen auf ganz unterschiedliche Weise Unterstützung leisten. Das Allereinfachste ist, die Suche nach bestehenden Angeboten zu übernehmen und den Arbeitnehmenden zum Beispiel in Form einer Linkliste zur Verfügung zu stellen. Die aufwändigste Variante ist sicher, die Ferienbetreuung selbstständig ohne Hilfe von außen durchzuführen. Ein Programm komplett selbst auf die Beine zu stellen, damit geht Verantwortung einher. Das braucht viel Motivation und Willen. Um den organisatorischen Aufwand zu verringern, können Unternehmen aber auch mit Dienstleistern zusammenarbeiten. Das ist in der Regel etwas teurer. Wenn man die Angebote vergleicht, kann man aber auch hierfür rentable Optionen finden. Als letzte Möglichkeit können sich Unternehmen mit anderen Betrieben zusammenfinden und ein gemeinsames Angebot organisieren. Dabei sind gerade in der Startphase viele organisatorische Dinge zu klären und Abstimmungen zu treffen. Der Vorteil ist, dass Unternehmen ihre Netzwerke ausbauen können.

 

Welche Vorteile haben Unternehmen, wenn sie sich mit betrieblichen Ferienbetreuungsangeboten für eine bessere Vereinbarkeit einsetzen? 

Ich glaube, der größte Vorteil ist, dass Unternehmen mit familienfreundlichen Angeboten viel für ihr Image und die Fachkräftesicherung tun. Zum einen fördern sie die Bindung der aktuellen Mitarbeitenden an den Betrieb. Zum anderen können sie auch neue Kolleginnen und Kollegen leichter für sich gewinnen. Gerade junge Menschen sind meiner Erfahrung nach wieder sehr familienorientiert und achten bei der Jobwahl auf diese Aspekte. Wichtige Voraussetzung ist natürlich, dass die Maßnahmen auch nach außen kommuniziert werden. 
Hinzu kommt, dass die berufstätigen Eltern, die durch die Arbeitgebenden unterstützt werden, viel weniger stressgeplagt sind. Und weniger Stress führt zu weniger Krankenstand. Die Betriebe haben einfach zufriedenere und motiviertere Mitarbeitende, womit in der Regel eine Steigerung der Produktivität verbunden ist. 

Gute Unternehmensbeispiele aus der Praxis

Wo finden wir Hilfe und Beratung?

Tipps und Checklisten zum Aufbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten, sowie Unterstützung bei der Planung in Ihrem Unternehmen finden Sie beim Portal “Mittelstand und Familie”.  Unter der Telefonnummer 0800 801007080 können Sie sich Montag bis Samstag kostenfrei Informationen einholen.
https://www.mittelstand-und-familie.de/kinderbetreuung/bedarfsanalyse  

Eine Auflistung verschiedener Modelle der betrieblichen Kinderbetreuung bietet das Portal “Erfolgsfaktor Familie”:

Broschüren Zum Download

Im Praxisleitfaden “Unternehmen Kinderbetreuung” erhalten Sie Informationen und Umsetzungsempfehlungen zur Kinderbetreuung in Ihrem Unternehmen: