Pflegevereinbarkeit umsetzen

Immer mehr Beschäftigte übernehmen Pflegeaufgaben in der Familie. Wie können Unternehmen sie dabei unterstützen? 

Text zuletzt aktualisiert: 19.02.2024

So unterstützen Sie Mitarbeitende mit Pflegeverantwortung

Unternehmen begegnen den Herausforderungen des demografischen Wandels mit vielfältigen Aktivitäten und Initiativen. Dies gilt auch im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. In einer immer älter werdenden Gesellschaft müssen sich viele Menschen neben der eigenen Familie und dem Beruf auch um pflege- oder hilfsbedürftige Angehörige kümmern. Lesen Sie hier, was Unternehmen tun können, um betroffene Beschäftigte in dieser anspruchsvollen Lebensphase zu unterstützen. 

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Pflegefälle treten in vielen Fällen plötzlich und unvorhergesehen ein. Sie verändern nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das der Angehörigen - mit erheblichen persönlichen und betrieblichen Folgen wie zum Beispiel psychische Belastungen und vermehrte Fehlzeiten. Wenn Angestellte die neuen Anforderungen dauerhaft nicht mit ihrer Berufstätigkeit vereinbaren können, sehen sie sich unter Umständen sogar dazu gezwungen, zu kündigen.  

Es lohnt sich daher für Unternehmen, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu verbessern und Mitarbeitende trotz Pflegetätigkeit im Unternehmen zu halten. Durch die Entwicklung von individuellen Lösungen und passenden Angeboten für Mitarbeitende mit Pflegeverantwortung schaffen Sie zudem eine engere Mitarbeiterbindung und stärken mit einer pflegefreundlichen Wertekultur Ihr Unternehmensimage.  

Was können Sie als pflegefreundliches Unternehmen tun?

Diese Tipps für ein pflegefreundliches Handeln im Unternehmen können Ihnen bei der Umsetzung helfen: 

  • Bedarfe ermitteln:
    Finden Sie zunächst heraus, wo Sie stehen. Stellen Sie sich dafür die Frage, welche Maßnahmen Sie bereits umsetzen, die helfen können, Pflege und Beruf zu vereinbaren. Dazu zählen etwa flexible Arbeitszeiten oder Home-Office-Möglichkeiten. Befragen Sie auch Ihre Mitarbeitenden, wie sie die aktuelle Situation einschätzen – zum Beispiel im Rahmen einer anonymisierten Umfrage. Sie wissen am besten, wo sie Privat- und Berufsleben schon gut miteinander in Einklang bringen können und vor allem wo sie noch weitergehende Unterstützung benötigen.
  • Konkrete Maßnahmen entwickeln:
    Im Austausch mit Ihren Mitarbeitenden werden Sie schnell merken, dass die individuellen Bedarfe sehr unterschiedlich sein können. Deswegen kommt es darauf an, verschiedene Angebote bereitzustellen, aus denen sich jede Kollegin und jeder Kollege die passenden auswählen kann. Eine der wichtigsten Stellschrauben ist dabei häufig die Arbeitszeit. Wenn Arbeitnehmende diese flexibel gestalten und für sich selbst verlässlich planen können, hilft ihnen das, auch private Verpflichtungen wahrzunehmen. In akuten Notfällen kann darüber hinaus die Möglichkeit einer spontanen Freistellung von großer Bedeutung sein. Voraussetzung dafür ist ein systematisches Vertretungsmanagement. Denn nur, wenn die betroffenen Mitarbeitenden wissen, dass keine wichtigen Aufgaben liegen bleiben, können sie ihren Arbeitsplatz ohne schlechtes Gewissen für einige Zeit verlassen. Benennen Sie zudem eine Ansprechperson, die bei der individuellen Auswahl und Zusammenstellung der Maßnahmen unterstützt, Informationen bereitstellt und bei Bedarf zu weiteren Beratungsangeboten vermittelt. Spezielle Schulungen können für die notwendige Qualifizierung sorgen.
  • Intern kommunizieren:
    Betriebliche Maßnahmen und Angebote bringen nur dann etwas, wenn sie Ihren Mitarbeitenden auch bekannt sind. Achten Sie deswegen darauf, auf die Möglichkeiten zur besseren Vereinbarkeit von Pflege und Beruf in Ihrem Unternehmen ausreichend hinzuweisen. Dabei geht es auch darum, dieses Thema und die damit verbundene Belastung aus der Tabuzone herauszuholen. Gehen Sie deswegen nicht nur auf Betroffene, sondern auf alle Mitarbeitenden zu und machen Sie deutlich, dass die Pflege von Angehörigen den gleichen Stellenwert hat wie andere Aspekte mit Vereinbarkeitsbezug. Nutzen Sie dafür zum einen Kommunikationskanäle wie E-Mails, das Intranet oder Informationsmappen, zum anderen aber auch vertraulichere Wege wie beispielsweise das jährliche Mitarbeitendengespräch. Externer Input durch Seminare und Vorträge kann zudem zusätzliche und neue Impulse setzen.

Wo finden wir Hilfe und Beratung ? 

Das Landesprogramm „Vereinbarkeit Beruf & Pflege“ unterstützt Sie als Unternehmen dabei, die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege zu verbessern, um Beschäftigten mit Pflegeverantwortung zu entlasten und in der Erwerbstätigkeit zu halten. Das Landesprogramm vernetzt Betriebe zudem mit der Pflegeinfrastruktur vor Ort. Alle Informationen zum Landesprogramm sowie die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme finden Sie auf https://berufundpflege-nrw.de/

 

Das Pflegezeitgesetz und Familienpflegezeitgesetz sind wichtige gesetzliche Schritt auf dem Weg zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf.