Selbstfindung

So entwickelt Ihr Kind ein positives Selbstbild

Text zuletzt aktualisiert: 16.06.2023

Der Weg ins eigenständige Leben ist holprig

Wer bin ich, was kann ich und wo will ich eigentlich in Zukunft hin? Das sind fundamentale Fragen, mit denen sich Heranwachsende zwischen 16 und 25 Jahren intensiv beschäftigen. Während dieser Phase entwickeln junge Menschen ihre eigene Identität und Weltanschauung und machen ihre Erfahrungen mit der ersten großen Liebe. Als Eltern wollen Sie ihr Kind auf diesem turbulenten und manchmal herausfordernden Weg bestmöglich unterstützen und stellen sich die Fragen: “Wie können wir unser Kind gut begleiten, um das Selbstbewusstsein und ein positives Selbstbild zu fördern?” Und vor allem: “Wie bleiben wir in dieser Entwicklungsphase gut miteinander im Gespräch?” Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie Sie als Mutter und Vater eine unterstützende Rolle einnehmen können, um Ihrem Kind beim Übergang in das Erwachsenenalter zu helfen.

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Das Erwachsenwerden ist erst mit 25 Jahren abgeschlossen

Im Alter zwischen 16 und 25 Jahren passieren wichtige Entwicklungsschritte im Körper, im Gehirn und im sozialen Leben junger Erwachsener. Gut für Eltern, mehr darüber zu wissen. So können Sie Ihren Teenager in dieser herausfordernden Zeit besser verstehen und liebevoll unterstützen. Gehirn und Körper junger Menschen werden in der Pubertät durch hormonelle Veränderungen massiv umgebaut. Die soziale Reife ist erst mit ca. 24 oder 25 Jahren vollzogen. Dann erst ist Forschungen zufolge das Gehirn ausgereift. Und in aller Regel hat erst dann ein junger Mensch auf dem Weg der Selbstfindung seine eigene Identität gefunden.

Die Zeit bis dahin ist geprägt von den klassischen Fragen der Selbstfindung wie zum Beispiel: 

Wer bin ich? Wie bin ich? Wie möchte ich sein? Was kann ich? Wo will ich hin? Was erfüllt mich? Was kann und will ich im Leben erreichen? Welche Menschen gehören dabei zu mir?

Einfache Antworten auf diese Fragen zu finden, fällt keinem jungen Menschen leicht. Es ist oft eine emotionale Achterbahnfahrt, bis Teenager ihre Rolle in der Gesellschaft gefunden und eigene Werte und Überzeugungen entwickelt haben. Diese Entwicklungsphase kann verwirrend und manchmal frustrierend sein. Hinzu kommt: Während die Ablösung von den Eltern fortschreitet, nimmt der Freundeskreis an Bedeutung zu. Erste Liebesbeziehungen werden gelebt. Dazu kommt der (nahende) Schulabschluss, verbunden mit der Zeit der Berufsorientierung.   

Viele junge Menschen sind unsicher, wie der richtige Berufsweg aussehen kann. Und dann entpuppt sich der erste Berufswunsch vielleicht nicht als so erfüllend wie erhofft, oder das Herz scheint am ersten großen Liebeskummer zu zerbrechen.  

Die Familie bildet in dieser Zeit ein wichtiges Netzwerk, das vermitteln kann: „Wir sind immer für dich da, auch wenn es mal schwierig wird. Wir stehen das gemeinsam durch und sei gewiss: Nach jedem Tief geht es auch wieder aufwärts."

Tipps für Eltern, mit denen Sie Ihr Kind bei der Identitätssuche bestärken können

Eins vorweg: Der Weg zur Selbstfindung ins Erwachsenenalter ist für jeden jungen Menschen einzigartig. Jeder Teenager hat sein eigenes Tempo und jede Entwicklung nimmt seinen eigenen Verlauf. Der beste Ratschlag – auch wenn es vielen Eltern schwerfällt – ist daher: „Bleiben Sie gelassen und vertrauen Sie Ihrem Kind. Es wird seinen Weg finden.“  

Mit diesen Strategien sind Sie Ihrem Kind eine gute Wegbegleiterin bzw. ein guter Wegbegleiter: 

  • Das Beste, was Sie tun können, ist, Ihrem Kind Verständnis, Unterstützung und Liebe entgegenzubringen.
    Indem Sie die individuellen Herausforderungen anerkennen und Ihrem Kind helfen, seine eigene Identität zu entwickeln, legen Sie den Grundstein für ein gesundes Erwachsenwerden.
  • Akzeptieren Sie, dass Ihr Kind seine eigenen Erfahrungen machen möchte, ja - sogar muss, um seine Identität zu finden.
    Sie können Ihrem Kind helfen, seine Interessen und Stärken zu erkunden, indem Sie es ermutigen, neue Dinge auszuprobieren und Freiraum geben, um sich selbst zu entdecken. Dabei können und dürfen Fehler passieren. Nur so kann Ihr Kind lernen, Verantwortung zu übernehmen.
  • Bleiben Sie im engen Austausch: Eine ehrliche und offene Kommunikation ist gerade in dieser Entwicklungsphase besonders wichtig.
    Bekunden Sie regelmäßig Ihr Interesse und fragen Sie nach Erlebnissen, Freundschaften und Erfahrungen in Bezug auf die Liebe, ohne aufdringlich zu sein. Der Dialog zeigt Ihrem Kind, dass Sie da sind und Rat geben können, falls das gewünscht ist.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Gefühle, Ziele und Wünsche für die Zukunft. Fragen Sie nach, was Ihrem Teenager wichtig ist im Leben.
    Das hilft, Klarheit über die eigene Zukunft zu gewinnen. In der Diskussion haben Sie die Möglichkeit, immer wieder einmal Gedankenanstöße zu geben, sich mit der Identitätsfindung und den eigenen Wünschen und Bedürfnissen auseinanderzusetzen. 
  • Respektieren Sie die Privatsphäre Ihres Kindes.
    Es ist normal, wenn Ihr Kind jetzt nicht mehr alles mit Ihnen teilt und seine eigenen Geheimnisse hat. Indem Sie das respektieren, signalisieren Sie, dass Sie Ihrem Kind vertrauen.
  • Bleiben Sie geduldig, auch wenn die Hormone in der Pubertät mal wieder verrückt spielen, der Ton rauer wird oder die Türen scheppern.
    Die emotionalen Stimmungsschwankungen sind normaler Teil der Entwicklung und die oder andere verbale Attacke gegen die Eltern in der Regel nicht so gemeint, wie es auf den ersten Blick scheint.
  • Bestärken Sie Ihre Tochter bzw. Ihren Sohn immer wieder darin, eine eigene Meinung zu haben, eigene Entscheidungen zu treffen und sich selbst treu zu bleiben, ohne sich zu sehr von anderen beeinflussen zu lassen.
    Gerade in der Pubertät wächst der Druck der Freundesclique und manche Teenager fühlen sich vielleicht fälschlicherweise gezwungen, sich den Interessen und Verhaltensweisen der Clique anzupassen. Indem Sie Ihrem Kind von klein an Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl vermitteln, stärken Sie die Fähigkeit, sich gegen negativen Druck von außen zu behaupten.

Wo finden wir Hilfe und Beratung? 

In dieser Altersphase sind junge Menschen besonders gefährdet, mal aus der Spur zu geraten. Zum Glück verschwinden die Irritationen meist nach kürzerer Zeit wieder. Schwierig wird es, wenn sich eine Identitätskrise zu einer nachhaltigen Störung entwickelt. Dann kann es sinnvoll sein, sich professionelle Hilfe zu suchen. In Nordrhein-Westfalen gibt es ein umfangreiches Netz mit kostenlosen Beratungsstellen für Eltern und Jugendliche. Anlaufstellen und Kontakte finden Sie auf der Seite Elternberatung – persönlich, telefonisch oder online hier auf dem Familienportal.NRW. 

Wissenswertes über die geschlechtstypische Entwicklung von Mädchen und Jungen in der Pubertät erfahren Sie auf dieser Seite im Familienportal.NRW. 

Tipps für den Dialog mit Ihrem Teenager finden Sie im Beitrag „Eltern als zuverlässiger Gesprächspartner für ihr Kind“ auf dem Familienportal.NRW.