Gute Praxis: Goldschmiede Adam
Einkaufskarte und Kita-Zuschuss: So geht Vereinbarkeit in der Goldschmiede Adam
Flexible und individuelle Planung der Arbeitszeiten, Betreuungszuschuss und Einkaufskarte: Die Goldschmiede Adam GbR aus Hagen hat zusammen mit der Belegschaft unkomplizierte und wirkungsvolle Lösungen zur Familienfreundlichkeit entwickelt.
Gemeinsam mit seinem Bruder übernahm Ingo Adam 2006 das inzwischen 60 Jahre alte Familienunternehmen vom Vater. Die Goldschmiede beschäftigt zehn Mitarbeitende – darunter überwiegend Frauen, die im Verkauf arbeiten. „Bei uns bewerben sich sehr viele junge Frauen. Schwangerschaften und Elternzeiten gehören für uns also selbstverständlich dazu. Doch die kompetenten Mitarbeiterinnen wollen wir natürlich nicht verlieren“, erklärt Ingo Adam. Auf die Herausforderung hat der Geschäftsführer reagiert. In gemeinsamen Workshops analysierten Geschäftsführung und Belegschaft den Bedarf an familienfreundlichen Umstrukturierungen und Personalmaßnahmen. Eigenverantwortliches Arbeiten, flexible Arbeitszeiten sowie finanzielle Unterstützung bei der Kinderbetreuung sollten insbesondere Müttern im Betrieb die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern.
Beschäftigte planen flexible Arbeitszeiten eigenverantwortlich
Die Mitarbeitenden haben die Möglichkeit, Vertrauens- und Gleitzeit zu nutzen und in Teilzeit oder, wenn es die Tätigkeit zulässt, auch im Home-Office zu arbeiten. Insbesondere nach der Elternzeit können sie ihr Arbeitspensum mitbestimmen, sodass ein Wiedereinstieg möglichst sanft funktioniert. Damit die flexible Arbeitszeitgestaltung bei dem kleinen Team ohne Probleme funktioniert, hat sich in der Goldschmiede das Prinzip der Eigenverantwortlichkeit bewährt. Seit der Übernahme 2006 planen und vereinbaren die Beschäftigten ihre Arbeitszeiten und Schichtwechsel selbstständig.
Einmal im Monat kommen alle zusammen und besprechen die Zeitplanung der nächsten Wochen – ohne den Chef. Das bietet maximale Flexibilität, fördert aber zugleich auch das Verantwortungsbewusstsein der einzelnen Beschäftigten, da sie nun die Verantwortung für einen reibungslosen Ablauf mittragen. Damit auch am Wochenende die Zeit für die Familie nicht zu kurz kommt, gibt es wechselnde Wochenenddienste. Und auch bei ungeplanten Ausfällen, wie Krankheit oder Arztterminen, gelingt es den Beschäftigten unter anderem über den Gruppenchat schnell und unkompliziert Lösungen zu finden.
Reduzierte Öffnungszeiten lohnen sich
Eine weitere Maßnahme bildete die Reduzierung der Öffnungszeiten. Der Betrieb schaute sich das Kaufverhalten seiner Kundinnen und Kunden genau an und stellte fest, dass samstags zwischen 16 und 18 Uhr kaum noch etwas gekauft wurde. Die Geschäftsführung verkürzte daraufhin die gängigen Öffnungszeiten am Wochenende entsprechend um zwei Stunden, sodass die Wochenendschicht samstags bereits um 16 Uhr frei hat. So haben die Verkäuferinnen und Verkäufer ein längeres Wochenende und können mehr Zeit mit ihren Familien verbringen. „Manchmal lohnt es sich auch mit Traditionen zu brechen. Zumindest sollte man sie von Zeit zu Zeit hinterfragen“, so Adam, für den sich die neue Regelung unterm Strich auch finanziell bewährt. Wenn die Mitarbeitenden einmal am Sonntag arbeiten müssen – sei es auf Messen oder beim verkaufsoffenen Sonntag – bekommen sie zudem die doppelte Stundenzahl als Ausgleich gutgeschrieben.
Einkaufskarte und Kita-Zuschuss unterstützen Eltern
Neben der Flexibilisierung der Arbeitszeit bietet die Goldschmiede auch gezielte finanzielle Unterstützungsmaßnahmen an. Um Eltern finanziell zu entlasten, erhalten diese beispielsweise einen Zuschuss zum Kita-Beitrag. Darüber hinaus schenkt der Betrieb allen Beschäftigten zusätzlich zu ihrem Gehalt alle paar Monate eine Einkaufskarte als besondere Wertschätzung. Diese funktioniert wie eine Scheckkarte, mit der die Beschäftigten bei zahlreichen Geschäften bezahlen und beispielsweise Kosten für Kinderpflegeprodukte decken können.
Vereinbarkeit braucht gutes Betriebsklima – gerade in KMUs
Generell ist die Unternehmenskultur der kleinen Goldschmiede durch eine familiäre Atmosphäre und gegenseitiges Vertrauen geprägt. „In einem kleinen Betrieb kann Vereinbarkeit nur funktionieren, wenn Absprachen funktionieren. Und die funktionieren dann am besten, wenn auch das Betriebsklima stimmt. Ein gutes Miteinander muss gelebt und gefördert werden“, so Adam. In der Goldschmiede gibt es neben Betriebsausflügen daher regelmäßig gemeinsame Mittagessen und Feiern.
Dass sich die familienfreundlichen Maßnahmen in seinem Unternehmen bewähren, merkt Adam an verschiedenen Stellen. „Im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte können wir mit unseren Angeboten und Leistungen im Bereich Vereinbarkeit locken. Zudem zeigen sich unsere Beschäftigten zufriedener und krankheitsbedingte Ausfälle sowie Fluktuation sind gering“, erläutert Adam. Auch die Kundschaft nimmt die Veränderungen wahr und schätzt die gute Stimmung im Laden.
Wo finden wir Hilfe und Beratung?
Sie möchten wissen, wie familienfreundlich Ihr Unternehmen bereits ist? Dann machen Sie den Check für familienbewusste Unternehmenskultur den Fortschrittsindex Vereinbarkeit von „Erfolgsfaktor Familie“. Er hilft Unternehmen dabei, herauszufinden, wie familienfreundlich sie bereits agieren und welche Möglichkeiten zur Optimierung es gibt.