Das neue Normal: Hybrides Arbeiten
Ohne Vertrauen geht es nicht– Arbeitsorganisation in hybriden Teams
Die Arbeitswelt entwickelt sich stetig weiter. Digitale Tools und neue Abläufe bieten die Möglichkeit, die Arbeit noch effizienter und flexibler zu gestalten. Das treibt unmittelbar auch die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben voran. Doch nicht jeder Mitarbeitende möchte auf den persönlichen Austausch im Büro verzichten. Wie lassen sich diese Aspekte in Zukunft miteinander vereinbaren? Beraterin Kirsten Wallmichrath weiß Rat.
Neue Anforderungen an Führung, verändertes Machtgefüge, Abschied von alten Strukturen – Beraterin Kirsten Wallmichrath plädiert für bessere Kommunikation und mehr Vertrauen. Die Seniorberaterin und Leiterin des Bereichs Diagnostik bei der Unternehmensberatung meta five Gmbh aus Köln, beschäftigt sich mit den Schwerpunkten Personal- und Organisationsberatung. Sie ist Autorin der Studie „Führung in der neuen Normalität“, in der sie rund 100 Personaler und Führungskräfte unterschiedlicher Branchen befragt hat. Wir haben mit ihr über die Ergebnisse gesprochen:
Frau Wallmichrath, welche Veränderungen kommen im Hinblick auf das Hybride Arbeiten auf Führungskräfte zu?
Einer Vielzahl von Umfragen zufolge werden in der Arbeitsorganisation nicht wieder die alten Verhältnisse einkehren - und das ist gut so. Mobile Arbeit ist gerade für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine große Erleichterung. In vielen Unternehmen werden sich hybride, aus Mitarbeitenden im Büro und im Home-Office bestehenden Teams bilden. Personalführung kann nicht mehr wie in Zeiten der Präsenz „en passant“ und nebenbei erfolgen, sondern erfordert deutlich mehr Planung. Führungskräfte brauchen neue, individuelle Konzepte, die auf die Anforderungen des Unternehmens bzw. der Teams im Hybrid-Betrieb abgestimmt sind. Die Situation ist im Grunde nicht neu. Es gab immer schon einzelne Beschäftigte, zumeist Frauen mit jüngeren Kindern, die im Home-Office gearbeitet haben. Jetzt betrifft das Thema deutlich mehr Mitarbeitende, so dass Führungskräfte gut beraten sind, eine flexible und zukunftsorientierte Führungsstrategie zu entwickeln.
Wo liegen Fallstricke und worauf sollten Führungskräfte besonders achten?
Die Kommunikation und die hier notwendige Steuerungsarbeit sind nicht zu unterschätzen. Die Koordination der hybriden Teams unter Berücksichtigung eines harmonischen Arbeitsklimas, in dem sich alle Mitarbeitenden gesehen und berücksichtigt fühlen, kann mitunter herausfordernd sein. Daher ist es wichtig, dass es genügend Austauschrunden, Meetings oder Check-ins gibt, die alle mit ins Boot holen. Dabei darf es auch mal um Themen außerhalb des Jobs gehen. Kreative Kommunikationsformate wie zum Beispiel Morning Coffees oder die Organisation privater Get-Togethers können den zufällige Begegnungen und freundlichen Austausch an der Kaffeebar ergänzen und auch diejenigen integrieren, die nicht vor Ort im Unternehmen sind. Viele Führungskräfte begreifen sich in diesem Veränderungsprozess als Lernende und suchen aktuell die für ihr Unternehmen passenden Kommunikationsformen und -formate.
Zugleich gilt es für manche Chefin und manchen Chef von tradierten Vorstellungen der Führungskultur Abschied zu nehmen. Der Glaube, dass Kontrolle und Präsenz notwendige Bedingungen für produktives Arbeiten sind, ist inzwischen auf breiter Fläche widerlegt. Nichtsdestotrotz gibt es immer noch einige Führungskräfte, die zum Beispiel aus Gewohnheit oder anderen Gründen daran festhalten möchten. Es ist jedoch auch in ihrem eigenen Interesse, die sich nun bietende Chance zu ergreifen und sich von diesem überholten Führungsstil zu lösen. Denn qualifizierte Fachkräfte werden es sich gut überlegen, ob sie in einem Unternehmen arbeiten möchten, das sich in Sachen Home-Office und mobilem Arbeiten eher restriktiv verhält. Führungskräfte sollten die Selbststeuerung der Mitarbeitenden fördern und Verantwortung delegieren, um erfolgreiches Arbeiten zu ermöglichen und Vertrauen zu schaffen.
Wie baue ich als Führungskraft ein gutes Vertrauensverhältnis zu meinen Mitarbeitenden auf, wenn persönliche Begegnungen seltener werden?
Durch hybride Arbeitsformen kann sich die Arbeitsdynamik innerhalb des Teams verändern. Gegenseitiges Vertrauen aufzubauen bzw. zu stärken, ist daher eine essentielle Aufgabe. Die Führungskraft sollte Bedürfnisse und Anforderungen erkennen können. Hilfreich sind genaue Absprachen, die klar übermittelt und laufend angepasst werden. Auch Tools für digitales Projektmanagement können hier unterstützen, reichen aber allein nicht aus. Insgesamt lohnt es sich auf allen Ebenen, der digitalen Führungskultur mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Denn so kann die Zufriedenheit der Mitarbeitenden – nicht zuletzt auch durch die besseren Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf – gesteigert und das Unternehmen durch gutes Employer Branding für zukünftige Mitarbeitende attraktiver werden.
Checkliste: Ihr Weg zur neuen Normalität
Neue Arbeitsmodelle auszuprobieren, kann sich lohnen. In Zukunft wird es darauf ankommen, Bedarfe zu vereinbaren, neue hybride Formen der Zusammenarbeit zu finden und diese auszubauen, um mehr Flexibilität zu ermöglichen. Damit dies für alle gewinnbringend funktioniert, kommt es neben der technischen Ausstattung auch auf weitere Aspekte an:
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Führung
Entwerfen Sie neue Modelle nicht auf dem Reißbrett. Gehen Sie mit Ihren Mitarbeitenden ins Gespräch und fragen Sie, was bei Ihnen im Home-Office gut läuft und was nicht. Daraus können beispielsweise Erkenntnisse gewonnen werden, wann es sinnvoll ist, auch in Zukunft im Büro zusammenzukommen, welche Aufgaben ebenso effizient von zu Hause aus erledigt werden können und welche Probleme noch behoben werden müssen, damit das Arbeiten überall gleichermaßen gut möglich und mit dem Familien- und Privatleben vereinbar ist. Nur gemeinsam können Sie Lösungen entwickeln, die für alle funktionieren. Umfragen über Online-Abstimmungstools können zum Beispiel ein erstes Stimmungsbild geben, auf dessen Grundlage Sie passende Maßnahmen vorantreiben können.
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Interne Kommunikation
Auch in anderen Bereichen darf der interne Austausch nicht unter den hybriden Arbeitsformen leiden. Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Mitarbeitenden präsent und transparent über die Entwicklungen im Unternehmen informieren. Gehen Sie dabei auch in den Austausch, denn nur so können Sie alle einbinden und mitnehmen. Stellen Sie dafür zum Beispiel die klassische, altbekannte Vorschlagsbox auf, über die Ihr Team Anregungen – auf Wunsch auch anonym – einreichen kann. In digitaler Form geht das zum Beispiel auch über das sogenannte Miro-Board, einem onlinebasierten Whiteboard-Tool, auf dem Sie die neuesten Informationen festhalten und Ihren Mitarbeitenden Raum für Anmerkungen geben können.
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Teamzusammenhalt
Wenn die Mitarbeitenden auch in Zukunft vermehrt von zu Hause arbeiten, fallen zufällige Begegnungen in der Teeküche häufiger weg. Neue Kommunikationskanäle wie zum Beispiel Chaträume helfen, sich auch im virtuellen Raum spontan auszutauschen und in Kontakt zu bleiben. Überlegen Sie aber auch, welche Ereignisse gezielt wieder von Angesicht zu Angesicht stattfinden sollten. Firmenfeiern entwickeln in der Realität zum Beispiel eine andere Dynamik als über eine Videokonferenz.
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Weiterbildung
Für die neuen Arbeitsabläufe brauchen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gegebenenfalls neue Kompetenzen: Wie wird die die neue Software bedient? Wie kann die Zusammenarbeit über die neuen Kommunikationswege gestaltet werden? Wie verändert sich der Kontakt mit den Kundinnen und Kunden? Für solche Fragen brauchen sie Unterstützung und Schulungen. Immer mehr Anbieter greifen das Thema in ihren Seminaren auf und behandeln beispielsweise die Frage, wie sich ausgewogene hybride Teams aufstellen lassen. Für die Umsetzung gibt es bereits Ansätze, bei denen die Teilnehmenden partiell vor Ort und digital zugeschaltet sind.
Gute Unternehmensbeispiele aus der Praxis
Wo finden wir Hilfe und Beratung?
In der Toolbox auf der Webseite des Projekts “ZEITREICH” finden Sie viele hilfreiche Impulse für agiles, flexibles und mobiles Arbeiten:
https://projekt-zeitreich.de/toolbox/
Das Unternehmensnetzwerk “Erfolgsfaktor Familie” bietet Ihnen die Möglichkeit, sich mit anderen Unternehmen und Experten und Expertinnen auszutauschen. Die Mitgliedschaft ist kostenfrei und bietet viele praxisnahe Informationen und Hilfestellungen für die Umsetzung in Ihrem Betrieb.
https://www.erfolgsfaktor-familie.de/erfolgsfaktor-familie/mitmachen-im-netzwerk