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Vereinbarkeit für Alleinerziehende

Eine besondere Herausforderung meistern

“Deutlich weniger Zeit” - alleinerziehend als besondere Herausforderung

In Nordrhein-Westfalen leben über 300.000 alleinerziehende Elternteile mit ihren minderjährigen Kindern zusammen. Damit stellen sie einen Anteil von etwa 20 Prozent dar, gemessen an der Gesamtzahl der Familien. Über zwei Drittel der Alleinerziehenden sind erwerbstätig und stehen vor ganz besonderen Anforderungen. Ein Gespräch mit Nicola Stroop, NRW-Landesvorsitzende des Verbands allein erziehender Mütter und Väter (VAMV NRW e.V.).

 

Welche Faktoren bestimmen die Situation von alleinerziehenden Erwerbstätigen?

Durchschnittlich steht Alleinerziehenden deutlich weniger Zeit und Geld zur Verfügung als Paarfamilien. Sie arbeiten häufiger in prekären Beschäftigungsverhältnissen, ihre Wohnungen sind kleiner. Gleichzeitig wollen viele Alleinerziehende erwerbstätig sein – viele erhalten keinen oder nur unregelmäßig Unterhalt vom anderen Elternteil, in der Regel vom Vater, denn knapp 90 Prozent der Alleinerziehenden sind Mütter. Sich und den Kindern die Existenz zu sichern und ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen hängt stark von der Erwerbstätigkeit ab – und damit von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Alleinerziehende arbeiten im Durchschnitt 29 Stunden pro Woche, also in einer vollzeitnahen Teilzeit und häufig in typischen Frauenberufen. Viele von ihnen sind hochmotiviert, schlagen sich aber gleichzeitig mit dem Vorurteil herum, unzuverlässig zu sein und zu oft zu fehlen. Alleinerziehende haben es auf dem Arbeitsmarkt oft besonders schwer, zu groß sind häufig die Bedenken von Arbeitgebenden und Personalabteilungen. Auf den Punkt gebracht: In der Rush Hour des Lebens bildet der Status „alleinerziehend“ einen zusätzlichen Stressfaktor. 

 

Was können Unternehmen tun, um ihre alleinerziehenden Beschäftigten zu unterstützen? 

 Das Wichtigste für alleinerziehende Mitarbeitenden ist ein Betriebsklima, das von Verständnis geprägt ist. Alleinerziehende wollen keine „Extrawürste“, sondern weniger Augenrollen, wenn sie aufgrund ihrer Situation weniger flexibel und besonders auf familienfreundliche Arbeitsbedingungen angewiesen sind. Konkret sind das die bekannten Punkte, zum Beispiel keine Teamsitzungen nach 15 Uhr, Arbeitszeitkonten, Priorität bei der Urlaubsplanung – mit sechs Wochen Jahresurlaub müssen zwölf Wochen Schulferien irgendwie überbrückt werden – oder Rücksicht auf die familiären Pflichten bei der Schichtplanung. Wie alleinerziehende Beschäftigte mit den Arbeitsbedingungen klarkommen, ist wie ein Prüfstein: Wenn es für sie passt, passt es auch für alle anderen Beschäftigten, die Kinder betreuen.

 

Worauf kommt es aus Ihrer Sicht besonders an? 

Wie so oft ist die offene Kommunikation ganz besonders wichtig. Die Unternehmen sollten proaktiv anbieten, was geht und was nicht geht, was man gemeinsam möglich machen kann, so dass es für beide Seiten passt. Alleinerziehende brauchen Verständnis für ihre Situation, ohne dass sie sich immer wieder neu erklären müssen. Deshalb sind klar kommunizierte Absprachen so wichtig. All das führt zu einem Betriebsklima, das Familienfreundlichkeit lebt. Und darauf kommt es an.

 

Was möchten Sie den Unternehmen mit auf den Weg geben?

Bei allen Herausforderungen sollten die Unternehmen nicht aus dem Blick verlieren, dass sich die Verhältnisse ja auch wieder ändern: Die Phase der Betreuung von jüngeren Kindern geht vorbei, und normalerweise sind die Kinder gut betreut in Kitas und Grundschulen – von der Corona-Zeit einmal abgesehen. In Zeiten des Fachkräftemangels lohnt es sich allemal, alleinerziehende Beschäftigte in der besonders belasteten Phase zu unterstützen und sie im Betrieb zu halten.

Text aktualisiert in 2023.

Gute Unternehmensbeispiele aus der Praxis

Wo finden wir Hilfe und Beratung?

Der Verband allein erziehender Mütter und Väter NRW e.V. ist telefonisch und per Mail für Fragen und Beratung erreichbar.
https://www.vamv-nrw.de  

BroschürenZum Download

Weitere Informationen über die Situation von Alleinerziehenden finden Sie in einer vom Familienministerium NRW geförderten Studie des Prognos-Instituts im Auftrag des VAMV e. V.